Palästinenser, die vor den israelischen Angriffen auf den Gazastreifen fliehen, kommen in Rafah an.
Palästinenser, die vor den israelischen Angriffen auf den Gazastreifen fliehen, kommen in der Stadt Rafah an. Bildrechte: picture alliance/dpa/AP | Hatem Ali

Krieg im Nahen Osten Massenflucht im Gazastreifen nach israelischer Offensive

29. Dezember 2023, 03:39 Uhr

Israelische Angriffe treiben im Gazastreifen erneut zehntausende Menschen in die Flucht. Im Zentrum stehen vor allem der Süden und die Mitte des Gazastreifens. Bei Razzien der israelischen Armee im Westjordanland kam es zu Ausschreitungen.

Eine israelische Offensive hat am Donnerstag eine Massenflucht unter bereits zuvor vertriebenen Bewohnern des Gazastreifens ausgelöst. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, flohen Zehntausende aus den Bezirken Nuseirat, Bureidsch und Maghasi im Zentrum des dicht besiedelten Küstengebiets.

Die Vereinten Nationen (UN) sprachen von mehr als 150.000 Menschen. "Kleine Kinder, Frauen mit Babys auf dem Arm, Menschen mit Behinderungen und ältere Leute wissen nicht, wohin sie gehen sollen", erklärte das UN-Palästinenser-Hilfswerk UNRWA in den sozialen Medien. Die israelische Armee forderte angesichts vorrückender Panzer zum Verlassen der Kampfgebiete auf. Die Organisation bezeichnete die Evakuierungsanordnungen Israels als "gewaltsame Vertreibung".

Fokus aus Zentrum und Süden des Gazastreifens

Viele Menschen, die zuvor aus dem Norden in die Mitte des Gazastreifens geflohen waren, versuchten, sich in der bereits völlig überfüllten Stadt Deir al-Balah in Sicherheit zu bringen.

Ungeachtet internationaler Aufforderungen zur Mäßigung hat Israel den Einsatz seiner Bodentruppen kurz vor Weihnachten verstärkt, der Fokus liegt derzeit auf dem Zentrum des Gazastreifens. Daneben war auch erneut Chan Junis im Süden Schauplatz heftiger Kämpfe.

Dort hatte es bei einem mutmaßlichen israelischen Angriff auf ein Gebäude in der Nähe eines Krankenhauses Tote gegeben haben. Der palästinensische Rettungsdienst Roter Halbmond schrieb auf der Plattform X, bei dem Angriff am Donnerstag seien zehn Menschen getötet und zwölf weitere verletzt worden.

Bereits am Mittwoch hatte es nach Angaben der Sanitäter und des von der Terrororganisation Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums beim Bombardement eines Wohngebäudes in dem Gebiet mehr als 20 Tote gegeben. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

US-Militär schießt Drohnen und Raketen der Huthis über Rotem Meer ab

Das US-Militär hat im Süden des Roten Meeres eigenen Angaben zufolge eine Drohne und eine ballistische Antischiffsrakete der im Jemen basierten Huthi-Rebellen abgeschossen. Die Flugkörper seien am frühen Donnerstagabend von den Huthis abgefeuert worden, teilte das zuständige Regionalkommando des US-Militärs am Freitagmorgen auf der Plattform X, vormals Twitter, mit. Berichten zufolge sei bei dem Vorfall am Donnerstag keines der 18 Schiffe in der Umgebung beschädigt worden. Es handle sich um den 22. versuchten Angriff der Huthis auf die internationale Schifffahrt seit dem 19. Oktober.

Seit Ausbruch des Gaza-Kriegs greifen die Huthis Israel immer wieder auch mit Drohnen und Raketen an. Zuletzt attackierten sie auch wieder Schiffe im Roten Meer - eine der für den Welthandel wichtigsten Schifffahrtsstrecken, die zum Suezkanal führt.

Israelische Armee beschlagnahmt Gelder bei Razzien im Westjordanland

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben bei Razzien im besetzten Westjordanland Gelder beschlagnahmt, die vermutlich für die Finanzierung der Hamas vorgesehen gewesen seien. Es handele sich um umgerechnet um Millionen von Dollar, teilt das Militär mit. Durchsucht worden seien Wechselstuben und Geldtransfer-Services.

Eine spezielle Cybercrime-Einheit habe auch Krypto-Dienste ins Visier genommen. Es habe 21 Festnahmen in Ramallah, Tulkarm, Dschenin und Hebron gegeben. Im Westjordanland hat die im Gazastreifen herrschende Hamas nach Einschätzung Israels ihren Einfluss kontinuierlich ausgebaut und erhält von dort aus auch finanzielle Unterstützung des Iran.

UN-Kommissar prangert Gewalt im Westjordanland an

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, rief Israel am Donnerstag in Genf auf, "die ungesetzlichen Tötungen und die Gewalt der Siedler gegen die palästinensische Bevölkerung zu beenden". Sein Büro hat den Tod von 300 Palästinensern dokumentiert, die im Westjordanland einschließlich Ostjerusalem zwischen dem 7. Oktober und dem 27. Dezember ums Leben kamen, wie aus einem neuen Bericht hervorgeht. Darunter seien 79 Minderjährige gewesen.

In dem Bericht fordert das Büro Israel unter anderem auf, den Einsatz militärischer Waffen und Mittel bei Maßnahmen zur Strafverfolgung und willkürliche Inhaftierungen und die Misshandlung von Palästinensern zu beenden.

Der Krieg zwischen der Terrororganisation Hamas und Israel begann am 07. Oktober, als Hamas-Kämpfer nach Israel eindrangen, 1.200 Menschen töteten und 240 Geiseln nahmen.

Reuters, dpa (nvm)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 28. Dezember 2023 | 12:20 Uhr

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