Fakten überprüfen Auf der Suche nach der Wahrheit im Krieg

03. März 2022, 12:17 Uhr

Alles nur Fake? Soziale Medien spielen bei der Verbreitung von Informationen aus dem Krieg eine sehr große Rolle. Auch der MDR ist abhängig von Quellen, die teilweise nicht bekannt sind und daher auf ihre Glaubwürdigkeit hin überprüft werden müssen.

Welche Informationen gibt es aus dem Kriegsgebiet überhaupt?

Die meisten Informationen aus dem Kriegsgebiet stammen von den Konfliktparteien selbst – also der russischen oder ukrainischen Regierung. Veröffentlicht werden regelmäßig etwa Informationen zu zerstörten Militäreinrichtungen und -einheiten und getöteten Soldaten und Zivilisten.

Russland setzt bei der Verbreitung von Informationen auch auf offizielle Kanäle: Zum einen sind es russische Staatsmedien, die auch im Ausland tätig sind. Ein Beispiel dafür ist die staatliche Mediengruppe "Rossiya Segodnya". Nachrichtenformate gibt es nach eigenen Angaben in 23 Ländern und in 32 Sprachen. In Deutschland heißt der entsprechende Ableger "SNA". Inhalte werden auf YouTube, Facebook, Instagram, Twitter, SoundCloud und Telegram veröffentlicht.

Zum anderen verbreiten russische Regierungsbehörden, einzelne Regierungsbeamte oder diplomatische Vertretungen im Ausland Propaganda. Inhalte russischer Staatsmedien sowie anderer offizieller Quellen werden dann von Aktivisten, NGOs und anderen Akteuren in den sozialen Netzwerken weiterverbreitet.

Es kursieren in den sozialen Medien auch Bilder und Videos von russischen und ukrainischen Militäreinheiten, aber auch von sogenannten Bürgerjournalisten oder Aktivisten, die beispielsweise eigene Informationskanäle zum Beispiel bei Telegram betreiben.

Unabhängige Informationen gibt es von internationalen Medien vor Ort. Allerdings sind nur noch sehr wenige ausländische Medienvertreter im Land, weshalb Informationen von den genannten offiziellen russischen und ukrainischen Quellen sowie von Aktivisten und Einzelpersonen zahlenmäßig überwiegen.

Wie werden Informationen über den Krieg in der Ukraine in den Sozialen Medien verbreitet?

Soziale Medien spielen bei dem Konflikt in der Ukraine eine große Rolle. Über Twitter, Telegram, Facebook oder TikTok werden etwa Videos aus dem Kriegsgebiet verbreitet. In den meisten Fällen ist unklar, wer die Videos aufgenommen hat – wer also die Ursprungsquelle ist.

Der ukrainische Grenzschutz veröffentlichte beispielsweise Videos von russischen Einheiten, die Grenzposten überqueren, aufgenommen von Überwachungskameras. Diese wurden dann wiederum beim Videoportal YouTube und später in den sozialen Netzwerken geteilt.

Wie können wir einschätzen, ob Informationen richtig sind?

Videos oder Fotos sollen dazu dienen, Informationen zu belegen und sie glaubwürdig erscheinen zu lesen. Doch gerade diese "Beweise" werden teilweise manipuliert oder stammen aus einem anderen Zusammenhang. Egal ob Video oder Foto: Es ist nötig, einige wichtige Fragen zu klären, bevor die Information als glaubwürdig gelten kann.

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Gibt es irgendwelche Ungereimtheiten (Details im Video oder auf dem Bild), die uns zum Zweifeln bringen? Wer ist die ursprüngliche Quelle? Ist diese bekannt und können wir bestätigen, dass diese Quelle vertrauensvoll ist? Verfolgt die Quelle eigene Interessen?

Gerade weil viele Informationen aus dem Krieg von den Kriegsparteien selbst gestreut werden, ist die Arbeit professioneller Fact-Checking-Kollektive sehr wichtig. Daher überprüfen wir in einem weiteren Schritt, ob das Foto oder Video vielleicht bereits von Faktencheckern unter die Lupe genommen wurde.

Das von der EU finanzierte Projekt "EU vs. Disinfo" ist ein solches Beispiel. Die Projektgruppe des Europäischen Auswärtigen Dienstes überprüft vor allem russische Informationen auf ihre Richtigkeit. "Bellingcat" ist ein internationales Kollektiv aus Journalisten und Wissenschaftlern, die unterschiedliche Themen auf ihre Fakten überprüfen, jetzt im Speziellen auch zum Krieg in der Ukraine.

In Deutschland arbeiten für das Recherchezentrum "Correctiv" Journalisten gezielt an der Überprüfung von Desinformationen aus dem Krieg. Aber auch andere Medienhäuser und Agenturen wie die dpa tragen zum Fact-Checking bei. Ebenso der MDR. Im Recherche- und Verifikationsteam kontrollieren wir immer wieder Fotos und Videos auf ihre Richtigkeit.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 02. März 2022 | 19:30 Uhr

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