In Tiraspol befinden sich genau zwei Botschaften: die von Abchasien und die von Südossetien. Beides ebenfalls Staaten, die (außer von Russland) offiziell nicht anerkannt sind. Beide Botschafter teilen sich ein Büro.Bildrechte: Kati Molnar
Die "Transnistrische Moldauische Republik" - wie die offizielle Staatsbezeichnung Transnistriens lautet - wird von keinem anderen Land der Welt anerkannt. Völkerrechtlich gehört der winzige Staat zu Moldawien. Dennoch hat Transnistrien einen Präsidenten, ein Parlament, eine Verfassung, eine Armee, eine Währung (die an den Dollar gekoppelt ist) und auch eine Nationalhymne ("Rühmt die Gärten und Fabriken").
Auf der Nationalflagge Transnistriens sind - weltweit einzigartig - Hammer und Sichel abgebildet; der Geheimdienst heißt KGB und das Parlament Oberster Sowjet. Gern wird das Land als "letzter Rest der UdSSR" beschrieben.Bildrechte: imago/ecomedia/robert fishman
Kishinew 76 Kilometer, Odessa 102 Kilometer - das zeigt ein Wegweiser in der Hauptstadt Tiraspol an und verweist damit auch auf die geostrategische Lage der "Transnistrischen Moldauischen Republik", einem schmalen Fleckchen Land, eingezwängt zwischen Moldawien und der Ukraine.Bildrechte: imago/ecomedia/robert fishman
Die Grenze zwischen Transnistrien und Moldawien wird seit 1992 von einer russischen Friedenstruppe bewacht.
Transnistrien war bis 1940 als autonome Republik Teil der Ukraine. 1940 schlug Stalin sie aber Moldawien zu. Als die UdSSR zerfiel, widersetzten sich die Bewohner Transnistriens - mehrheitlich Russen und Ukrainer - einer wie sie behaupteten drohenden "Rumänisierung" Moldawiens und forderten einen eigenen Staat. Der Konflikt gipfelte in einem sechswöchigen Bürgerkrieg, in dem mehr als 1.000 Menschen starben. Die Auseinandersetzung, bei der auf Seiten der Separatisten heimlich auch russische Freiwillige kämpften, wurde schließlich von der 14. Russischen Armee unter General Lebed beendet und die "Transnistrische Moldauische Republik" ausgerufen - ein Phantomstaat mit einer halben Million Einwohner im Osten Moldawiens, knapp 230 Kilometer lang und an manchen Stellen kaum breiter als 40 Kilometer.Bildrechte: imago/ITAR-TASS
In Tiraspol befinden sich genau zwei Botschaften: die von Abchasien und die von Südossetien. Beides ebenfalls Staaten, die (außer von Russland) offiziell nicht anerkannt sind. Beide Botschafter teilen sich ein Büro.Bildrechte: Kati Molnar
Der schmucke und aufwändig sanierte Kulturpalast in Tiraspol. Das riesige Plakat davor zeigt Igor Smirnov, von 1992 bis 2011 Transnistriens Präsident, und Dmitri Medwedew, den Ministerpräsidenten der Russischen Föderation.
Transnistrien ist von Moskau sowohl politisch als auch wirtschaftlich abhängig. Russland liefert kostenlos Gas, zahlt kleine Zusatzrenten an die Pensionäre und errichtet Krankenhäuser. Anerkannt hat Russland Transnistrien aber nicht. Und auch wenn die überwältigende Mehrheit der Transnistrier immer wieder fordert, an Russland angeschlossen zu werden - es passiert nichts. Ganz offensichtlich scheint es den Machthabern im Kreml günstiger zu sein, alles in der Schwebe zu lassen. Sie haben auch so absolute Kontrolle. Und auch 2.000 Soldaten im Land stationiert. Angeblich, um Munitionsdepots aus Zeiten der UdSSR zu sichern.Bildrechte: imago/ecomedia/robert fishman
Revolutionsführer Lenin ist noch überall im Land präsent: vor dem Parlamentsgebäude, vor Stadtverwaltungen, auf Plätzen und in Parkanlagen. "Land der Lenin-Statuen" wird Transnistrien genannt. Nirgendwo soll es mehr Lenin-Statuen geben als hier.Bildrechte: IMAGO
Ein Zeitungskiosk in Tiraspol. Die staatlich gelenkten und kontrollierten Medien in Transnistrien haben eine wichtige propagandistische Funktion. So schüren sie etwa Ängste vor einer angeblichen Bedrohung durch Rumänien, Moldawien und die USA und beschreiben Transnistrien als eine Speerspitze der Slawen im Kampf gegen verderbliche westliche Werte. Zeitungen aus Moskau und gar aus Chisinau sind durchaus erhältlich, aber so teuer, dass sie sich kaum jemand leisten kann.Bildrechte: imago/ecomedia/robert fishman
Plattenbauten aus den 1970er-Jahren prägen das Bild der Transnistrischen Städte.Bildrechte: imago/ecomedia/robert fishman
Damals waren es Vorzeigesiedlungen mit fließend warmem Wasser und Fernheizung. Heute sind die Blöcke oft heruntergekommen, das Geld für eine Sanierung aber fehlt. Es bleibt nur hier wohnen, wer sich nichts anderes leisten kann. 200 Euro beträgt übrigens das durchschnittliche Monatseinkommen in Transnistrien.Bildrechte: imago/ecomedia/robert fishman
Tiraspol ist keine heruntergekommene, ärmliche Stadt. Im Gegenteil. Die alten Oberleitungsbusse verkehren pünktlich, die Fassaden der alten zweigeschossigen Häuser im Zentrum sind frisch getüncht, die Trottoirs ordentlich gepflastert. Auf den Straßen schweben oft große Limousinen mit getönten Scheiben vorbei - Transnistrien gilt als Mekka des Schmuggels und Schwarzhandels.Bildrechte: IMAGO / ecomedia/robert fishman
Ein Ausflugsdampfer auf dem Dnjestr. Der Fluss schlängelt sich durch die Hauptstadt Tiraspol und bildet an vielen Stellen auch die natürliche Grenze zu Moldawien.Bildrechte: Mila Corlateanu
Die Parkanlagen und Promenaden entlang des Dnjestr sind so gepflegt und sauber wie in den sowjetischen Propagandafilmen der 1950er-Jahre; kein Papier und keine Zigarettenkippen auf den Wegen, die Papierkörbe immer geleert. Eine der touristischen Attraktionen ist übrigens die Festung Bender oberhalb des Dnjestr - hier soll der Baron Münchhausen auf der Kanonenkugel geritten sein.Bildrechte: Mila Corlateanu
Hinter der Hauptstadt Tiraspol: staubige Wege, gesäumt von Apfelbäumen, Weinbergen und kleinen Gärten, in den die Leute Obst und Gemüse anbauen.Bildrechte: imago/ecomedia/robert fishman
Marktfrauen, wie hier auf dem zentralen Markt in Tiraspol, halten Obst und Gemüse aus eigenem Anbau feil und versuchen sich damit ihre kargen Renten aufzubessern.Bildrechte: Mila Corlateanu
Sergej Lawrow, Außenminister von Russland, reagiert während eines Treffens mit dem Schweizer Präsidenten Cassis am Rande des Gipfeltreffens zwischen den USA und Russland.Bildrechte: picture alliance/dpa/KEYSTONE | Jean-Christophe Bott