Straßennamen Good bye Lenin - Wie russisch ist Ostdeutschland?
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22. April 2021, 14:18 Uhr
Good bye Lenin! - Mit dem Ende der DDR und der Sowjetunion wurden überall im Osten die Statuen berühmter Sowjetrussen abgebaut, wurden Schulen, Theater und Straßen umbenannt. Doch nicht überall, zumindest was die Straßen und Plätze angeht. Bis heute prägen die Namen berühmter Russinnen und Russen die Stadtpläne Ostdeutschlands, ganz im Gegensatz zum Westen. Ein Datenprojekt des MDR offenbart eine unsichtbare Grenze, selbst 30 Jahre nach dem Mauerfall.
Der sowjetische Revolutionsführer Lenin war in der sozialistischen DDR allgegenwärtig, vor allem im Stadtbild. Zahlreiche Alleen, Plätze und Straßen wurden seit den 1950er-Jahren nach ihm benannt. Doch er war nicht der einzige. Auch der Raumfahrer Juri Gagarin oder der Schriftsteller Maxim Gorki kamen zu ihren Ehren, sowie auch die erste Kosmonautin Walentina Tereschkowa.
Russische Straßennamen fast ausschließlich im Osten
Was selbst bei international geachteten Russen wie Tschaikowski erstaunt, fast alle dieser Straßennamen befinden sich in Ostdeutschland. Im Westen gibt es keine einzige Puschkinstraße, nur zwei mit dem Namen Gorki. Selbst Berühmtheiten wie der Verhaltensforscher Pawlow und der Schriftsteller Dostojewski werden ausschließlich in Ostdeutschland mit Straßennamen geehrt.
Von allen 465 erfassten Straßen liegen 93 Prozent in Ostdeutschland. Von den übrigen gut 30, die in Westdeutschland liegen, sind mehr als die Hälfte dem Maler Kandinsky gewidmet, acht den Komponisten Tschaikowski und Strawinski.
Prominente russische Frauen sind selten
Der ostdeutsche Straßenatlas hat auch noch andere Kuriosa zu bieten. Denn bis heute blieben 16 Straßen und Plätze erhalten, die der "Deutsch-Sowjetischen Freundschaft" gewidmet sind, als "Straßen der DSF". Straßen, die nach russischen Frauen benannt wurden, sind seltener: Die Anastasiastraße in Rostock ist deutschlandweit die einzige Straße, die nach der gleichnamigen Großfürstin von Russland benannt wurde. Den Namen Walentina Tereschkowas, der ersten Frau im Weltall, tragen gerade mal vier Straßen.
Umbenennung der Straßen ab 1990
Ab 1990 wurden die meisten Straßen umbenannt, doch nicht alle. So verschwanden zwar zahlreiche Leninstraßen und -plätze zwischen Stralsund und Chemnitz, doch 26 sind bis heute geblieben. Damit steht Lenin heute auf Platz fünf, hinter dem russischen Nationaldichter Alexander Puschkin (154), dem Schriftsteller Maxim Gorki (84), dem Komponisten Peter Tschaikowski und dem Kosmonauten Juri Gagarin (jeweils 35).
Für das MDR-Datenprojekt wurden Straßennamen und Geodaten anhand 20 berühmter Russinnen und Russen ausgewertet. Die Daten basieren auf dem Open Source Projekt OpenStreetMap, in dem Freiwillige Geodaten zusammengetragen werden.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Wie russisch ist der Osten | 26. November 2020 | 20:15 Uhr