Katja Wolf (Die Linke), Oberbürgermeisterin von Eisenach, während einer Pressekonferenz.
Eisenachs Oberbürgermeisterin will für das Bündnis Wagenknecht zur Landtagswahl antreten. Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Landtagswahl Eisenachs Oberbürgermeisterin Katja Wolf wechselt zu Wagenknecht-Bündnis

20. Januar 2024, 20:57 Uhr

Das Bündnis Sahra Wagenknecht tritt zu Landtagswahl in Thüringen am 1. September an. Das bestätigte die BSW-Chefin. Einer der bekanntesten Thüringer Köpfe ist die Eisenacher Oberbürgermeisterin Katja Wolf. Sie kandidiert zur Kommunalwahl im Mai nicht erneut als Stadtoberhaupt und will stattdessen im September für die Wagenknecht-Partei in den Landtag einziehen.

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Die bisherige Eisenacher Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linke) will für das Bündnis Sahra Wagenknecht zur Thüringer Landtagswahl antreten. Das bestätigte Wolf am Freitag. Demnach tritt sie zur Kommunalwahl am 26. Mai nicht wieder als OB-Kandidatin an.

Wolf sagte MDR THÜRINGEN, der Schritt sei ihr sehr schwer gefallen. Sie sei aber überzeugt, dass die Politik in Thüringen einen Neuanfang brauche, um der Politikverdrossenheit etwas entgegen zu setzen. Vom Wechsel überzeugt hätten sie letztlich die Persönlichkeiten, die in Thüringen für das BSW antreten. Den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte sie, die Entscheidung sei keine Kandidatur gegen Bodo Ramelow und die Linke. Sie sei fest davon ausgegangen, wieder als Oberbürgermeisterin anzutreten, könne sich aber nicht vorstellen, ein solches Amt unter einem AfD-geführten Innenministerium auszuüben.

Bedauern und Kritik an der Entscheidung

Die Linke in Thüringen reagierte bestürzt auf die Entscheidung. "Wir nehmen die Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis. Katja Wolf hat viel für die Linke geleistet", teilten die Landesvorsitzenden Christian Schaft und Ulrike Grosse-Röthig mit. Ähnlich äußerte sich Ministerpräsident Bodo Ramelow. Ohne ihren Namen zu nennen, nannte Ramelow es bei MDR THÜRINGEN schade, wenn langjährige politische Weggefährten ihre politische Heimat verließen und nach neuen Wegen suchten. Er habe so seine Zweifel, dass diese neuen Wege auch glückliche Wege seien. Auf jeden Fall werde die Linke dadurch geschwächt.

Staatskanzleichef Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) bedauerte die Entscheidung ebenfalls, schrieb er auf X. "Bei der Landtagswahl 2024 geht es um nicht weniger als die Demokratie, die 1989 erkämpft wurde. Dafür müssen sich Linke und Progressive aus meiner Sicht zusammenschließen, statt sich zu trennen", so Hoff. Die Linke-Landtagsabgeordnete Anja Müller sagte MDR THÜRINGEN, Wolfs Gründe seien widersprüchlich und unglaubwürdig, sie schade der Demokratie.

Die Landesvorsitzenden Ulrike Grosse-Röthig und Christian Schaftt stehen nach ihrer Wiederwahl beim Landesparteitag Die Linke Thüringen zusammen.
Die Landesvorsitzenden der Linken, Christian Schaft und Ulrike Grosse-Röthig Bildrechte: picture alliance/dpa | Michael Reichel

Der Vorsitzende der Linken in Eisenach, Philipp Pommer, bestätigte am Freitag den Abschied Wolfs aus der Partei und ihren Verzicht auf eine erneute Kandidatur als Oberbürgermeisterin. Die Oberbürgermeisterin habe ihn am Freitagmittag über ihre Entscheidung informiert, die überraschend komme, sagte Pommer. Die 47-Jährige habe ihn und die anderen Linken in der Stadt lange im Glauben gelassen, sie wolle sich bei den Kommunalwahlen im Mai erneut als Oberbürgermeisterin für die Linke bewerben. Umso größer sei nun sein Unverständnis, sagte Pommer.

Der Eisenacher CDU-Fraktionschef und Landtagsabgeordnete Raymond Walk sagte, im OB-Wahlkampf sehe die CDU nun bessere Chancen für ihren Kandidaten. Die Eisenacher CDU will den hauptamtlichen Beigeordneten Christoph Ihling ins Rennen schicken. Der SPD-Chef im Wartburgkreis und Stadtrat Michael Klostermann hofft, dass sich im Stadtrat jetzt weiter stabile demokratische Mehrheiten bilden können.

Wagenknecht: BSW tritt zur Landtagswahl in Thüringen an

Sahra Wagenknecht bestätigte der "Thüringer Allgemeinen" den Wechsel Wolfs zum BSW. "Katja Wolf steht für kommunalpolitische Kompetenz und bürgernahe Politik", sagte sie. Es sei nun sicher, dass die Partei zur Landtagswahl in Thüringen antrete. Der Landesverband solle im Februar oder März gegründet werden, der Listenparteitag sei spätestens für April geplant.

Sahra Wagenknecht in einem roten Kleid steht zwischen der sitzenden Amira Mohamed Ali und dem ebenfalls sitzenden Ralph Suikat beim Gründungsakt der Partei "Bündnis Sahra Wagenknecht - für Vernunft und Gerechtigkeit" (BSW) in einem Berliner Hotel am 8. Januar 2024
Sahra Wagenknecht mit Amira Mohamed Ali und Ralph Suikat in Berlin am 8. Januar. Bildrechte: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

Wagenknecht zufolge gehören neben Wolf der Eisenacher Medienunternehmer Steffen Schütz und Matthias Herzog, Geschäftsführer der CATL Basketball Löwen Erfurt, sowie die frühere Thüringer Linke-Bundestagsabgeordnete Sigrid Hupach dem 20-köpfigen Thüringer BSW-Team an. Wer Spitzenkandidat wird, sei noch nicht entschieden. Eine eigene Kandidatur schloss Wagenknecht für Thüringen aus. BSW will bis zum Gründungsparteitag Ende Januar bundesweit lediglich 450 Menschen aufnehmen.

Wolf ist seit 2012 Oberbürgermeisterin von Eisenach. 2018 wurde sie mit 58 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Die 47-Jährige wurde in Erfurt geboren und studierte an der Fachhochschule Sozialpädagogik und Sozialarbeit. Anfang der 90er-Jahre trat sie in die Linkspartei (damals PDS) ein. 1999 zog sie für die Partei in den Landtag ein, wo sie als Abgeordnete bis 2012 tätig war. Seit 2004 ist sie Mitglied im Stadtrat von Eisenach.

MDR (sar), dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 19. Januar 2024 | 17:00 Uhr

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