Kali Von weißen zu grünen Bergen an der Werra
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14. Januar 2023, 12:12 Uhr
In der Kaliindustrie fallen große Mengen fester Reststoffe an, vor allem Steinsalz, das auf Halden deponiert wird. Im Werratal sind die weißen Berge bei Heringen und Philippsthal weithin sichtbar. Jedes Jahr wachsen sie weiter. Wenn es regnet, fallen salzige Abwässer an, die entsorgt werden müssen. Um sie zu reduzieren, sollen die Halden nach und nach vollständig abgedeckt werden. Das wird länger dauern. Der BUND fordert, die Halden nicht weiter zu vergrößern und kritisiert das Verfahren.
Rund 20 Millionen Tonnen Rohsalz fördert das Kaliunternehmen K+S nach eigenen Angaben jedes Jahr aus den Gruben im Werk Werra. Aber nur etwa 30 Prozent davon werden verarbeitet zu Dünger, Salzen und Industrieprodukten. Der Rest muss entsorgt werden.
In fester Form fällt vor allem Steinsalz an, das auf Halden aufgetürmt wird. Jedes Jahr, so ist auf der Homepage von K+S nachzulesen, werden am Standort Hattdorf bei Philippsthal rund 7,6 Millionen Tonnen aufgehaldet, am Standort Wintershall bei Heringen rund 7,2 Millionen Tonnen.
Kali-Halden sollen deutlich wachsen
Als weiße Berge sind die beiden Halden im Werratal weithin sichtbar - und sie wachsen von Jahr zu Jahr. Für beide Standorte hat K+S beantragt, die Haldenflächen zu erweitern. Das Volumen der Halde Hattdorf, die unmittelbar an das thüringische Unterbreizbach grenzt, soll in drei Schritten von rund 94 auf 170 Millionen Kubikmeter wachsen. Der genehmigte erste Teil der Erweiterung wird voraussichtlich bereits im Sommer 2023 gefüllt sein. Am Standort Wintershall soll das Volumen der Halde von knapp 122 auf 158 Millionen Kubikmeter wachsen.
Umweltprobleme, wenn die Halden nicht abgedeckt werden
Die Halden brauchen nicht nur immer mehr Platz, sie bringen auch Umweltprobleme mit sich. So wird mit einem Messnetz die Luft auf Staubemissionen kontrolliert. Wenn es regnet, müssen die salzigen Haldenabwässer aufgefangen und genauso wie die Produktionsabwässer sicher entsorgt werden, um nicht ins Grundwasser zu gelangen. Deshalb gibt es schon länger die Forderung, die Halden abzudecken, um sie vor Regen zu schützen und Abwasser zu vermeiden.
Plateaus erhalten drei Schichten
Die ersten Schritte für die Haldenabdeckung hat das Regierungspräsidium Kassel bereits im vergangenen Sommer für Hattdorf und in dieser Woche für Wintershall genehmigt. Zunächst wird auf die modellierte Oberfläche der Plateaus, der sogenannten Haldentops, eine dreifache Schicht aufgetragen: eine zweieinhalb Millimeter starke Kunststoffdichtungsbahn, eine zwei Zentimeter dicke Drainagematte und schließlich mindestens einen Meter Boden, auf dem Pflanzen wachsen sollen, die Wasser und CO2 binden. Bis 2024/25 sollen die Plateaus der Bestandshalden bedeckt sein, später die der Erweiterungsflächen folgen, sagt K+S Pressesprecher Marcus Janz.
BUND hält Pläne für unzureichend
Die Pläne seien "unzureichend", kritisiert Thomas Norgall, der stellvertretende Landesgeschäftsführer des BUND Hessen. Zum einen sei die Kunststoffschicht nicht geeignet für einen dauerhaften Schutz. Die Genehmigungsbehörde gehe von 20 bis 30 Jahren Haltbarkeit des Materials aus, sagt er, die Halde aber stehe noch 1.000 Jahre. K+S-Pressesprecher Janz dagegen verweist darauf, dass das Material genehmigt wurde. Es sei langfristig sicher und zuverlässig, das Unternehmen habe sich bei der Wahl am Bau von Deponien orientiert.
Keine Verbesserung für die Umwelt?
Zum anderen bemängelt Norgall, dass sich durch das Abdecken die Umweltsituation nicht verbessere. Weil die Halden weiter wachsen, werde die Menge der Abwässer letztlich nicht sinken. "Jetzt kommen wir maximal in die Situation, dass das Haldenabwasser nicht steigt. Aber wir müssen zu einer Reduktion kommen", fordert Norgall. Wie das gehen soll? "Der gesamte Abraum muss ab sofort wieder ins Bergwerk zurück. Damit ist zumindest das Haldenwachstum gestoppt."
K+S hat Transformation angekündigt
Aufhaldung sei weltweit die "Entsorgung der Wahl", entgegnet Unternehmenssprecher Janz. Ein sogenannter Versatz von Reststoffen untertage wird bisher nur am Thüringischen Standort Unterbreizbach praktiziert, weil die Hohlräume untertage größer sind. Dort gab es nie eine Halde, zu DDR-Zeiten wurde alles über den Fluss entsorgt. K+S plant allerdings eine umfassende Transformation der Produktion im Werk Werra. Danach soll ab 2027/28 auch am Standort Wintershall mit Versatz gearbeitet werden. Dann werde das Verfahren wirtschaftlich, sagt Marcus Janz, und die Halde längst nicht mehr so stark wachsen wie bisher angenommen. Für die Halde Hattdorf aber bleibt es vorerst bei den bisherigen Erweiterungsplänen.
Kali-Halden sollen begrünt werden
Mittelfristig sollen aber nicht nur die Plateaus der weißen Berge grün werden, sagt der Pressesprecher. "Es ist ein erster Schritt. Den größeren Effekt werden wir dann erzielen, wenn wir an die Abdeckung der Haldenflanken gehen, die deutlich größere Anteile an der Haldenfläche haben." Das aber wird auch technisch anspruchsvoller, weil die Flanken sehr steil und die Halden stolze 230 bis 260 Meter hoch sind. Dazu hat es bereits erste Versuche im Werk Werra mit einem technischen Substrat gegeben. Das habe sich selbst bei Starkregen bewährt, sagt Janz. Wie es funktionieren soll, will das Unternehmen vielleicht noch in diesem Jahr öffentlich vorstellen.
MDR (ifl)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Fazit | 14. Januar 2023 | 18:10 Uhr
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