Energieversorgung Wärme aus dem eigenen Wald: Geisa erweitert Nahwärmenetz
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22. Dezember 2023, 07:00 Uhr
Heizen mit eigenen Ressourcen - was ursprünglich eher aus Not gewählt wurde, erweist sich heute als Vorteil: Die Stadt Geisa hat in den vergangenen Jahren ein Nahwärmenetz aufgebaut, mit dem sie ihre eigenen Immobilien versorgt. Zwei Heizzentralen werden mit Hackschnitzeln aus dem Kommunalwald betrieben. Mit der Energiekrise kam der Ausbau: Für 2,4 Millionen Euro wurde das Netz innerhalb eines Jahres vergrößert.
- Städtischer Wald versorgt Wärmenetz als Energieträger
- Wachsende Interesse bei den Bürgern der Stadt
- Schadholz zum Heizen genutzt
Etwas stolz ist Bürgermeisterin Manuela Henkel (CDU) schon - auf eine "regionale, nachhaltige und unabhängige" Energieversorgung. Dabei hatte Geisa (Wartburgkreis) vor einigen Jahren noch unter ihrem Vorgänger eher pragmatisch diesen Weg eingeschlagen. Durch die Lage im Sperrgebiet war Geisa auch vom Gasnetz abgeschnitten. Die alten Ölheizungen in den städtischen Gebäuden waren verschlissen. In der denkmalgeschützten Altstadt gab es wenig Alternativen. So entschied man sich für ein Nahwärmenetz mit Holz als Energieträger - denn die Stadt ist reich an Wald.
Im ersten Schritt zehn städtische Gebäude
"Aus der Not eine Tugend gemacht", nennt das die Bürgermeisterin heute. In den ersten beiden Schritten wurden zehn kommunale Gebäude über zwei Heizzentralen mit Wärme aus Holzhackschnitzeln versorgt, darunter Rathaus und Schloss, Kulturhaus, Kindergarten, Vereins- und Ärztehaus. Damit waren die Heizzentralen nur zu 30 Prozent ausgelastet. Dann kam die Energiekrise. "Da haben wir gesagt: ok, hier gibt es noch Kapazität", sagt Manuela Henkel. "Wir wollten Lösungen finden auch für die Bürger." Fördermittel wurden beantragt.
45 Neuanschlüsse
Die kamen letztlich überraschend, weil sie von anderen Projekten übriggeblieben waren. Geisa sprang ein und musste sich beeilen. Innerhalb eines Jahres wurde alles fertiggestellt, sagt Bauamtsleiter Bodo Kind. Die Heizzentrale am Kulturhaus wurde um 450 auf 800 kW erweitert. "Dann haben wir über 4.700 Meter Nahwärme-Erdleitungen verlegt, um 45 Neuanschlüsse zu gewährleisten." Darunter sind Großverbraucher wie ein Altenheim und die Grundschule, aber auch private Wohnhäuser.
Das Interesse sei mit den steigenden Energiepreisen deutlich gewachsen, berichtet Henkel. Es gebe auch weitere Straßenzüge, die sich beteiligen wollten. Die Stadt musste eigens für den Ausbau eine Tochtergesellschaft gründen, die Geisaer Energie- und Service-Gesellschaft, eine Art Mini-Stadtwerk. Denn die Kommune selbst hätte nicht Privatleuten Energie verkaufen dürfen.
Nachhaltigkeit überzeugt
Einer, der sich hat anschließen lassen, ist Sebastian Schüler mit seiner Gärtnerei. Für die Gewächshäuser braucht er eine sichere Wärmequelle, hatte bisher zwei Ölbrenner, um im Havariefall immer eine Alternative zu haben. Auch künftig setzt er auf zwei Quellen, ist zusätzlich an die LNG-Anlage im Industriegebiet Geisa angeschlossen, die in diesem Jahr vom Energieversorger Werra Energie aufgestellt wurde. An der Nahwärme hat Schüler überzeugt, "dass sie eine nachhaltige Sache ist, weil das Holz aus unserem Wald kommt, weil das Holz ein CO2-Speicher ist und wir ihn dann CO2-neutral 'verheizen' können."
Käferholz zum Heizen genutzt
400 Tonnen Hackschnitzel benötigen die beiden Heizzentralen jetzt im Jahr, etwa viermal so viel wie bisher. Damit lassen sich bei voller Auslastung bis zu zwei Megawattstunden Wärme im Jahr erzeugen. Gegenüber Ölheizungen werden 89 Prozent weniger CO2 erzeugt, rechnet die Bürgermeisterin vor. 1.200 Hektar Wald besitzt die Stadt Geisa, das ist vergleichsweise viel. Für den größten Teil davon ist Revierleiter Matthias Schorr zuständig. In den vergangenen Jahren ist wegen Trockenheit und Borkenkäfern viel Holz minderer Qualität angefallen. Das konnte Geisa gut nutzen: "Wir haben die schlecht absetzbaren Sortimente zu Hackschnitzeln verarbeitet. Die besseren Sortimente haben wir verkauft."
Das soll mit hochwertigem Holz auch weiterhin passieren, sagt Schorr. Denn Hackschnitzel fallen beispielsweise auch als Abfall in Sägewerken an. Die Preise schwanken stark, deshalb gelte es, aufmerksam auf den Markt zu reagieren: "Ist es günstig zu kaufen, müssen wir kaufen, ist es ungünstig zu kaufen, müssen wir eher das eigene Holz hacken."
Die Stadt könnte sich durchaus vorstellen, das Netz noch einmal zu erweitern. Allerdings bräuchte es dazu erneut Fördermittel, sagt die Bürgermeisterin. Ohne sie könne Geisa das nicht stemmen.
MDR (rub/dr)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tage | 21. Dezember 2023 | 18:00 Uhr
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