Ausflugsziele Neuer Pächter für Burg Normannstein bei Treffurt gesucht
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08. Januar 2025, 17:14 Uhr
Hoch über Treffurt im Wartburgkreis liegt gut sichtbar die mittelalterliche Ritterburg Normannstein mit ihren markanten drei Türmen. Von oben bietet sich Besuchern ein weiter Blick über Stadt und Werratal. Doch einkehren können sie dort vorerst nicht: Der bisherige Betreiber hat wegen Personalproblemen den Standort aufgegeben. Die Stadt muss jetzt einen neuen Pächter finden - keine einfache Aufgabe.
Noch in der Coronazeit, im Sommer 2021, hatte Christian Mehler aus dem benachbarten Unstrut-Hainich-Kreis die Gastronomie auf Burg Normannstein gepachtet und wiedereröffnet. Was den Inhaber der "Heimatalm" in Katharinenberg und Event-Veranstalter an der Ritterburg gereizt hatte?
Sie habe alle Bedingungen erfüllt, sei von der Stadt perfekt ausgestattet, sagt er. Auch von der Lage schwärmt er, dem "unbezahlbaren" Blick ins Werratal, den schönen Wanderwegen ringsum im Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal.
"Kernproblem" Personalmangel
Zum Jahresende zog Mehler mit Glühweinwanderungen von der Stadt hoch zur Burg noch einmal zahlreiche Besucher an. Doch nun ist Schluss, den Pachtvertrag mit der Stadt hatte er zum Jahresende gekündigt. Als "Kernproblem" gibt er das Personal an. 2021 war Mehler auf der Burg mit einem festen Küchenteam gestartet.
Nun fehlt das Küchenpersonal, um die Burg attraktiv im Gastronomiebereich betreiben zu können.
Der Koch, am Ort fest verwurzelt, sei zwischenzeitlich leider verstorben. "Nun fehlt das Küchenpersonal, um die Burg attraktiv im Gastronomiebereich betreiben zu können." Der bisherige Pächter zieht sich zurück auf sein Stammobjekt in Katharinenberg.
Burg Normannstein mit drei Türmen auf engstem Raum wurde vom 12. bis 14. Jahrhundert angelegt. Sie gehört zu den ältesten Bauten im Werratal, ist weithin sichtbar - "schon sehr prägend", sagt der Treffurter Bürgermeister Michael Reinz (parteilos). Er hat jetzt die schwierige Aufgabe, für die Stadt einen neuen Pächter zu finden.
Für die Gaststätte im Erdgeschoss mit 60 Plätzen, dem Jägerzimmer, dem Saal im Obergeschoss mit weiteren 70 bis 80 Plätzen, dem Kaminzimmer, das auch für Trauungen genutzt wird. Unter dem Dach gibt es zwei Ferienwohnungen mit jeweils vier Betten und einer kleinen Teeküche.
Stadt hat viel investiert - auch in Barrierefreiheit
Zu DDR-Zeiten war in der Burg ein Jugendklub aktiv - auf diese Weise gelang es, das mittelalterliche Gemäuer zu erhalten, trotz der Lage im Sperrgebiet. Seit 1990 hat die Stadt viel investiert, um den Normannstein zu sichern und für mehr Besucher zugänglich zu machen: Die Schotterstraße von der Stadt hoch wurde asphaltiert, ein Aufzug eingebaut und ein Weg auf einer Rampe rund um die Burg gelegt, sodass sie nun auch für Menschen mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen erreichbar ist.
Im großen Viereckturm wurde eine Ausstellung über Burgen im Werratal und ein weiteres Trauzimmer eingerichtet. Besucher können hochsteigen zu einer Aussichtsplattform - allerdings nur, wenn die Burg bewirtschaftet ist.
Jetzt heißt es erst mal: alles auf Anfang.
Mehrere Millionen Euro seien mit Hilfe von Fördermitteln über die Jahre in die Burg geflossen, sagt der Bürgermeister. Mehrere 10.000 Euro steckt die Stadt jedes Jahr in den Unterhalt, leistet auch den Winterdienst für die Zufahrt. Und wie geht es nun weiter auf dem Normannstein? "Jetzt heißt es erst mal: alles auf Anfang", sagt Michael Reinz.
"Wir haben zwar Konzepte, die Christian Mehler uns an die Hand gibt und die wir weiterführen können, aber zunächst muss sich jemand finden, der das umsetzt. Die Stadt allein ist nicht in der Lage, diese Burg zu betreiben."
Schwieriges Tagesgeschäft
Denn das ist auch nicht ganz einfach. Vom Tagesgeschäft, den Ausflugsgästen allein könne die Gastronomie dort nicht leben, sagt der Bürgermeister. Zwar machten im Sommer viele Wanderer einen Abstecher zur Ritterburg, aber die hätten oft den Rucksack dabei und picknickten auf dem Burghof. Es brauche schon ein Mischkonzept, wie es Christian Mehler verfolgt habe: mit Firmen- und Familienfeiern, Veranstaltungen und Events.
Wenn wir die Kosten für Investitionen und Unterhaltung umlegen würden, dann würden wir überhaupt niemanden finden.
Er sei schon gefragt worden, ob nicht ein Verein die Burg betreiben könne, sagt Michael Reinz. Doch da ist er skeptisch. Er selbst kennt das von der Wanderhütte auf dem Heldrastein, wo auch er ab und zu mit anpackt.
"Anfangs sind viele immer hellauf begeistert, aber wenn’s dann ans Tagesgeschäft geht, dann ist es doch sehr überschaubar, wer da mit an der Seite steht." Bei der Höhe der Pacht sei die Stadt schon weit gegangen: "Wenn wir die Kosten für Investitionen und Unterhaltung umlegen würden, dann würden wir überhaupt niemanden finden."
Hohe Kosten für die Stadt
Diese Kosten über den städtischen Haushalt zu stemmen, wird für die Stadt immer schwieriger, sagt Reinz. Personal, Gebäudeunterhalt, Kreisumlage - alles kostet Treffurt mehr Geld. Dabei gehört die Burg zu den freiwilligen Aufgaben. Aber was heißt das schon, meint Reinz: "Streichen wir die freiwillige Aufgabe, geht Attraktivität von Stadt und Region verloren, haben wir weniger Touristen, weniger Einnahmen bei Gewerbetreibenden und Gastronomie - es ist ein Teufelskreis. Am Ende müssen wir doch sehen, wie wir das hier hinkriegen."
Streichen wir die freiwillige Aufgabe, geht Attraktivität von Stadt und Region verloren, haben wir weniger Touristen, weniger Einnahmen bei Gewerbetreibenden und Gastronomie - es ist ein Teufelskreis.
Deshalb schreibt die Stadt die Gastronomie auf der Burg nun aus. Auch über Internetportale, soziale Medien und Kontakte zum Hotel- und Gaststättenverband will Reinz nach Interessenten suchen. Die Lage in der Gastronomie sei schwierig, vieles steht leer, weiß der Bürgermeister. Doch der Normannstein sei zwar nicht die Wartburg oder Creuzburg, aber "schon ein Aushängeschild im Werratal". Eines, das ins Auge fällt hoch über Treffurt.
MDR (rub/jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 08. Januar 2025 | 15:00 Uhr