Melanie Sänger steht mit ihrer Familie aus Nottleben jeden Tag eine Stunde eher auf. Sonst würde ihre Tochter zu spät in den Kindergarten und sie zu spät zur Arbeit kommen.

Denn wegen der Großbaustelle auf der Bundesstraße 7 zwischen Gamstädt und Gotha - mit Vollsperrung - ist ihr Heimatort Nottleben nur noch von Westen her erreichbar. Die meisten Einwohner müssen aber Richtung Osten in die Erfurter Region.

"Das Familienleben vor und nach der Arbeit zu organisieren, ist fast nicht mehr möglich. Nachdem ich meine Tochter über die Umleitung 50 Minuten in die Kita nach Gamstädt gebracht habe, darf ich dieselbe Strecke abends noch einmal fahren, weil mein Sohn vom Fußball in Neudietendorf abgeholt werden muss", sagt Melanie Sänger und versteht die Behörden nicht.

Denn sie könnte über Ermstedt (Ortsteil von Erfurt) die Baustelle umfahren. Doch Ermstedt westlich von Nottleben ist seit Anfang des Jahres auch dicht. "Ich dachte erst, das wäre ein Schildbürgerstreich. Aber dann ist mir das Lachen vergangen. Reden die Behörden denn über Kreisgrenzen nicht miteinander?"

Rein und raus geht es in Nottleben derzeit nur über eine Plattenstraße, einen landwirtschaftlichen Weg. Wer nach Erfurt will, muss erst einmal 15 Minuten Richtung Gotha, in die falsche Richtung, fahren. Dann durch Gotha durch und in Siebleben Richtung Süden nach Seebergen.

Die Umleitungsstraßen sind eng und werden verkehrstechnisch immer dichter, denn in Wandersleben, Wechmar und Neudietendorf sind einige Zufahrten auch gesperrt.

Über Cobstädt, Großrettbach und Kleinrettbach geht es dann endlich wieder nach Gamstädt. Melanie sagt: "Für sonst fünf Minuten brauche ich jetzt fast eine Stunde."

Michael Stahl, Sachbereichsleiter vom Landesstraßenbauamt, sagt: "In vielleicht drei Wochen können wir eine Richtung für Nottleben für den Verkehr wieder freigeben. Die gesamte Baustelle der B7 ist bis Ende Juli geplant. Ob die Baustellenampel in Ermstedt auch für den Pkw-Verkehr freigegeben wird (Schulbusse dürfen passieren), ist eine Entscheidung der Stadt Erfurt."

Aus dem Rathaus dort hieß es, dass wegen des schlechten Zustands der Straßen die Baustelle Ermstedt nicht per Ampelbetrieb für den gesamten Verkehr geöffnet werden kann. Man sei auch sehr unzufrieden mit der Situation. Die Arbeiten in Ermstedt hätten längst beendet sein sollen. Der Ort war in den Planungen als Umleitung für Nottleben gedacht. Doch Lieferengpässe und Personalnot bei den beauftragten Firmen hätten zu den Verzögerungen geführt - und damit zu zwei Großbaustellen gleichzeitig.