Musikfestival Thüringer Bachwochen 2024: Zwischen zeitgenössischer und Barockmusik
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09. November 2023, 15:00 Uhr
Die Jubiläumsausgabe der Thüringer Bachwochen verspricht einen Spagat zwischen zeitgenössischer und Barockmusik. Das hat der Verein bei der Vorstellung des Programms am Mittwoch bekanntgegeben. Demnach soll es unter dem Motto "Leben" mehr als 50 Konzerte sowie mehr als 100 weitere regionale Termine, Aktionen und Veranstaltungen geben. Die Thüringer Bachwochen 2024 sind die letzten unter der Leitung von Christoph Drescher. Er verabschiedet sich nach 20 Jahren.
- Die Thüringer Bachwochen finden jedes Jahr im Frühjahr statt. Sie gelten als größtes Festival für klassische Musik in Thüringen.
- 2024 feiern sie ihr 20-jähriges Bestehen. Geplant sind mehr als 50 Konzerte, die teils an ungewöhlichen Orten stattfinden.
- Viele Veranstaltungen sind auch offen für Besucherinnen und Besucher, die keine reguläre Ticketpreise bezahlen können.
Die vier Jahreszeiten beginnen in Thüringen musikalisch immer mit Bach. Den Geburtstag des Komponisten feiern wir am 21. März, mit ihm kommt der Frühling. Und nun schon zum 20. Mal fangen damit im kommenden Jahr auch die Thüringer Bachwochen an. Sie stehen unter dem Motto "Leben". Die Veranstalter wollen so die großen Emotionen in der Musik von Johann Sebastian Bach betonen – also wie seine Werke seit 300 Jahren Freude, Glück und Trost schenken.
Menschen zusammenbringen und Zuversicht spenden
Festivalleiter Christoph Drescher spricht von einem bewusst positiven Zeichen: "Wir haben jede Menge Grund zu verzagen in diesen anspruchsvollen Zeiten und da war es mir wichtig zu zeigen, was Kultur, was Musik kann: nämlich Menschen zusammenbringen und Zuversicht spendieren. Und das wollen wir mit Bachs Musik. Deswegen wollten mal nicht nur auf die Passionen gucken und auf die Erlösung nach dem Tod, sondern wirklich sagen: Auch Bach war ein lebensfroh Mensch. Er hatte bekanntlich viele Kinder und hat sehr gerne Bier getrunken. Er war durchaus ein lebensbejahend der Mensch, und das soll sich in diesem Festival besonders spiegeln."
Diese Lebendigkeit kommt bereits in der "Langen Nacht der Hausmusik" zu Beginn des Festivals auf. Familien und Vereine öffnen ihre Türen und musizieren für alle, die vorbeikommen. Nach den Jahren der Pandemie-Flaute erblüht dieses Format geradezu wieder, sagt Vorstandschef Silvius von Kessel: "Das Schöne ist, dass es immer breiter wird. Es ist nicht mehr so zentriert auf Erfurt und Weimar, sondern es geht auch sehr aufs Land und an ungewöhnliche Orte. Insofern ist das wirklich eine Erfolgsgeschichte übers ganze Land Thüringen hinweg und das freut mich besonders."
Ungewöhliche Festivalorte und spannende Uraufführungen
Wer zur Hausmusik einladen möchte, kann sich noch bis Anfang Februar anmelden. Ebenfalls bewerben können sich Dörfer, die gern einmal Festivalort sein wollen. Zu den 20. Bachwochen verschenkt der Verein 20 Konzerte – ob im Seniorenheim, in einem leerstehenden Kulturhaus oder im Feuerwehr-Depot – er will das ganze Land zum Klingen bringen. Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff sieht die rund 300.000 Euro Förderung des Landes auch da gut angelegt: "Thüringen ist das Bach-Land. Und insofern ist natürlich ein Festival, das sich seit 20 Jahren so erfolgreich Bach widmet, auch ein großes Projekt, weil es uns Bach nicht als eine historisierende Denkmalfigur zeigt, sondern als einen Künstler, den man immer wieder neu entdecken kann."
Überraschend sind die Thüringer Bachwochen 2024 nicht zuletzt wegen der beiden Uraufführungen im Programm. Als "Composer in Residence" wird die Amerikanerin Caroline Shaw während des Festivals eine Kantate schreiben, die dann am 13. April im Erfurter Dom erstmals erklingen wird. Bereits in Arbeit ist ein Ballett, das Gabriel Prokofiev für das Ensemble des Landestheaters Eisenach komponiert. Der britische Komponist und DJ mit russischen Wurzeln wird damit einmal mehr beweisen, dass er nicht nur Enkel seines berühmten Großvaters ist.
Große Namen bei den 20. Thüringer Bachwochen
Der Bachwochen-Verein wagt sich damit in einen tiefen Spagat zwischen zeitgenössischer und Barockmusik. Vereinsvorstand Silvius von Kessel freut sich auf diese Breite auch in der Interpretation des klassischen Bach, insbesondere auf das Ensemble Pygmalion und die h-Moll-Messe am Schluss, ebenso auf La Tempete und die Marienvesper von Monteverdi im Erfurter Theater. "Das sind schon zwei Dinge, die mich besonders freuen. Wie auch die Uraufführung von Caroline Shaw, da bin ich mal ganz gespannt natürlich."
Thüringen ist das Bach-Land. Und insofern ist natürlich ein Festival, das sich seit 20 Jahren so erfolgreich Bach widmet, auch ein großes Projekt, weil es uns Bach nicht als eine historisierende Denkmalfigur zeigt, sondern als einen Künstler, den man immer wieder neu entdecken kann.
Weitere bekannte Namen im Programm sind der israelische Mandolinist Avi Avital und der türkische Pianist Fazil Say sowie die Ensembles Solomon’s Knot und die Gaechinger Cantorey. Auch mehrere Thüringer Bach-Ensembles sind wieder dabei.
Eintritt: zahle, was du kannst
Erstmals in die Bachwochen eingeschlossen ist das Bach-Festival Arnstadt. Und für fast alle Konzerte gibt es auch wieder Tickets, für die Gäste nur so viel bezahlen müssen, wie sie auch wirklich können. "Wir möchten einfach eine finanzielle Barriere abbauen und sagen, die Türen stehen für jeden weit offen", sagt Vereinsvorstand Silvius von Kessel. "Wer sagt, er kann nicht ganz so viel zahlen, wie wir uns wünschen, der ist auch mit weniger Geld herzlich willkommen. Und wer sagt, ich möchte das unterstützen, der zahlt halt ein bisschen mehr. Unsere Premiere im letzten Jahr hat gezeigt, das Publikum schätzt Kultur sehr und ist bereit bei diesem Solidarprinzip mitzumachen."
Die Thüringer Bachwochen stehen im kommenden Jahr letztmals unter Leitung von Christoph Drescher. Seine Nachfolge steht noch nicht fest. Für das Festival im März und April in ganz Thüringen hat der Vorverkauf gerade begonnen.
(Redaktionelle Bearbeitung: tmk)
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 08. November 2023 | 13:30 Uhr