In der Bäckerei Anton von Jens Scheler in Steinheid, einem Ortsteil von Neuhaus am Rennweg im Thüringer Wald, läuft das Geschäft. Doch wie lange noch? Die Kosten für Energie, Zutaten und Löhne der Mitarbeitenden steigen. Das alles über den Brotpreis an die Kunden weitergeben, sei keine Option, so Bäckermeister Scheler: "Wer in der heutigen Zeit die Hände einfach in den Schoß legt, der bleibt auf der Strecke." Deswegen suchte sich der Geschäftsführer des Familienunternehmens Hilfe und fand diese beim Kunststoffspezialisten Röchling in Neuhaus am Rennweg.

Das Unternehmen, das Verpackungen für medizinische Geräte, chirurgische Instrumente oder die Pharmazie herstellt, hat gerade erst Millionen in den Ausbau seiner Anlagen investiert. Aber ein Problem kann Geld allein nicht lösen. Die Mitarbeitersuche ist auch für das Großunternehmen Röchling ein Problem. Mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in Neuhaus beschäftigt. 25 Stellen sind unbesetzt.

"Wir tun sehr viel für unsere Mitarbeiter. Aber die Anbindung nach Neuhaus hier hoch zum Rennsteig ist einfach schlecht. Wir müssen deswegen versuchen, unsere Mitarbeiter in Neuhaus zu halten. Das hängt auch viel von der Lebensqualität und den Angeboten vor Ort ab." Eine Bäckerei mit frischem Brot und Brötchen zähle da definitiv dazu, ist Standort-Leiter Alexander Stauch überzeugt.

So entstand die gemeinsame Aktion "Industrie hilft Handwerk". Die Firma Röchling wirbt nun auf den Tüten, die sie dem Bäcker kostenfrei für seine Backwaren zur Verfügung stellen, auch mit einem Hinweis auf die Stellenbörse des Standorts. Zudem wurden Verkaufswagen von Jens Scheler mit Werbung beklebt. Im Gegenzug wird die Bäckerei finanziell unterstützt.

Das wiederum wirkt sich auf die Preise für die Kunden aus: "Aufgrund dieser Unterstützung konnte ich eine Preissteigerung in Höhe von 40 Cent für ein Kilogramm Mischbrot wieder zurücknehmen", so Bäckermeister Scheler. "Die Differenz übernehmen wir", sagt Alexander Stauch. Sonst müsste die Bäckerei das Kilogramm-Brot für knapp vier Euro verkaufen. Die Kunden würden das allerdings nicht zahlen, so Scheler.

Jetzt hoffen die beiden Unternehmen, dass die Aktion ein Erfolg wird und vielleicht sogar weitere Partner aufspringen: "Die Industrie braucht das Handwerk und das Handwerk braucht die Industrie. Das ist der Weg, den wir einfach gehen müssen. Und ich hoffe, dass andere Firmen auch mitmachen, um einfach die Region zu unterstützen", so Alexander Stauch.

Es ist ein neuer Weg in einer schwierigen Zeit, die beide Unternehmen dank der gegenseitigen Unterstützung aber etwas besser meistern können.