Fragen und Antworten Warum ein Prinz in Thüringen 2.400 Hektar Wald an die Post in der Schweiz verkauft
Hauptinhalt
06. August 2023, 21:23 Uhr
Einer der größten Privatwaldbesitzer Thüringens verkauft seinen Wald an die Schweizer Post. Warum Michael-Benedikt Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach den Zillbacher Forst loswerden will und warum die Post zuschlägt - Fragen und Antworten.
Worum geht es?
Der Zillbacher Forst in Schwallungen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen soll an die Schweizer Post verkauft werden. Eigentümer der 2.400 Hektar großen Waldfläche ist Michael-Benedikt Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach. Der Adlige war damit bisher einer der größten Privatwaldbesitzer in Thüringen. Wie der Prinz MDR THÜRINGEN sagte, gehörte der Wald bis zur Enteignung durch das DDR-Regime seinem Vater. Nach der Wende habe er die Flächen zurückgekauft. Als Grund für den jetzigen Verkauf gab der 76-Jährige an, er wolle seiner Familie "keine Probleme hinterlassen".
Laut dem Prinzen sind sich die Vertragspartner über die Konditionen schon einig geworden. Über den Kaufpreis wurde zunächst Stillschweigen vereinbart. Finalisiert ist der Kauf aber noch nicht. Auch, weil das Land den Vertrag noch prüft. Die Schweizer Post hofft nach eigenen Angaben auf eine Übernahme im Herbst 2023. Später wurde bekannt, dass die Post für den Wald 70 Millionen Euro bezahlen will.
Warum hat Schwallungen den Wald nicht gekauft?
Die Gemeinde Schwallungen hatte auf ihr Vorkaufsrecht verzichtet. Laut Bürgermeister Jan Heineck (CDU) hatte das finanzielle Gründe. Der Verkaufspreis habe weit über dem üblichen Verkehrswert gelegen und die Möglichkeiten der Gemeinde gesprengt, sagte er MDR THÜRINGEN. Er bedauere, dass der Wald nun anderweitig veräußert wird. Auch, weil die Gemeinde laut Heineck in der Lage gewesen wäre, die Flächen zu bewirtschaften: "Wir sind forstwirtschaftlich sehr gut aufgestellt", so der Bürgermeister.
Warum prüft das Land den Vertrag?
Das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft hat nach eigenen Angaben erstmalig im vergangenen Monat von den Verkaufsplänen gehört. Daraufhin wurde ein Prüfverfahren eingeleitet. Bei größeren Waldflächen sei das ein normaler Mechanismus, sagte ein Ministeriumssprecher MDR THÜRINGEN. In dem Verfahren wird der Käufer mit seinen Absichten und die Vertragsmodalitäten unter die Lupe genommen.
Dürfte der neue Waldbesitzer bei positivem Bescheid danach über den Wald verfügen, wie er will?
Nein. Auch für Privatwald gilt das Thüringer Waldgesetz. Und dieses schreibt laut dem Ministerium vor, dass Waldflächen nachhaltig bewirtschaftet werden müssen. Aus Sicht des Prinzen handelt es sich bei der Schweizer Post zudem um einen verantwortungsvollen Vertragspartner, der glaubwürdig auf Nachhaltigkeit setze.
Michael-Benedikt Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach
Michael-Benedikt Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach ist Senior des Gesamthauses Wettin. Er ist Enkel des letzten regierenden Großherzogs Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach. Durch Verwandtschaftsverhältnisse nimmt er in der britischen Thronfolge Platz 569 ein.
Warum will die Schweizer Post Wald in Thüringen kaufen?
Im Juni haben die Schweizer per Referendum entschieden, dass ihr Land bis 2050 klimaneutral werden soll. Die Schweizerische Post möchte nach eigenen Angaben schon ab 2040 in der gesamten Wertschöpfungskette - also bei allen ihren Tätigkeiten in den vor- und nachgelagerten Prozessen beispielsweise bei Lieferanten und Subunternehmen - klimaneutral sein.
Der Plan sei, dass das Unternehmen seine Emissionen bis dahin um 90 Prozent reduziert. Die restlichen zehn Prozent sollen "neutralisiert" - das heißt durch andere Maßnahmen ausgeglichen werden. Und eine solche Maßnahme ist der beabsichtigte Kauf des Zillbacher Forsts. Diesen wolle die Post bewirtschaften und unter anderem Bauholz verkaufen.
Was hat die Schweizer Post mit dem Wald vor?
Dazu schreibt die Schweizer Post: "Unsere Absicht ist, den Wald so zu bewirtschaften, dass eine optimale und dauerhafte Speicherung von CO2 sichergestellt ist, indem zum Beispiel das Holz, das gefällt wird, als Bauholz verwendet werden kann." Die Schweizer Post plant, künftig Mischwald zu fördern, um Risiken - wie zum Beispiel den Borkenkäferbefall - zu reduzieren.
Den Angaben nach soll die Methode der naturnahen Waldbewirtschaftung zum Zuge kommen. Dazu gehöre die Schaffung von Zonen und "Inseln", die zur Förderung der Artenvielfalt unberührt bleiben. In diesen Zonen werden ältere, abgestorbene und liegende Bäume belassen.
Für bessere Übersichtlichkeit bleibt der Kommentarbereich zu diesem Thema bei unserem ersten Artikel.
MDR (med/sar)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 03. August 2023 | 15:30 Uhr