Mitglieder gesucht Ist die Kaltennordheimer Feuerwehr auf dem Weg aus der Krise?
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31. Dezember 2024, 14:05 Uhr
Es war ein ziemliches Trauerspiel: Im September organisierte die stark unterbesetzte Feuerwehr in Kaltennordheim eine Info-Veranstaltung, um neue Mitglieder anzuwerben. Von 200 persönlich eingeladenen Menschen kamen nur zwei. Die Kameraden waren enttäuscht und frustriert. Was hat sich seitdem getan?
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"Ich will jetzt nicht sagen wir hätten gebettelt, aber wir haben den ein oder andern einfach mal gezielt auf die Idee gebracht", berichtet der Kaltennordheimer Feuerwehr-Chef Tobias Clas. Seit der missglückten Info-Veranstaltung im September sei die Herangehensweise gewesen, Leute direkt anzusprechen.
Jeder erwartet ja in einer Notsituation oder bei einem Brand Hilfe zu bekommen.
Auch habe die Feuerwehr versucht, auf Veranstaltungen präsent zu sein - dort die Technik vorzuführen, um darüber Interesse zu wecken. So konnte die Kaltennordheimer Feuerwehr mittlerweile tatsächlich fünf neue Mitglieder - zwei Frauen und drei Männer - gewinnen.
Erster weiblicher Nachwuchs für die Truppe
Mit den fünf Neuzugängen stoßen zur Kaltennordheimer Truppe auch die ersten zwei Kameradinnen - beide haben Partner, die schon bei der Feuerwehr aktiv sind. Die 24-jährige Larissa Stepper ist eine der zwei neuen Frauen.
Sie hat schon länger mit dem Gedanken gespielt: "Ich bin Altenpflegerin und habe einfach Freude daran, Menschen zu helfen". Sofern ihr Arbeitgeber grünes Licht gibt, wird sie im nächsten Jahr den ersten Lehrgang absolvieren.
Einen Ruck hat sich auch Manuel Wagner gegeben. Er habe von der schlechten Resonanz auf den Suchaufruf gehört, erzählt der 44-Jährige. Bei ihm hat das sein Gewissen aktiviert: "Jeder erwartet ja in einer Notsituation oder bei einem Brand Hilfe zu bekommen".
Deshalb habe er sich schließlich entschlossen, seinen solidarischen Beitrag zu leisten: "Außerdem habe ich auch drei Söhne zuhause, für die ich ein Vorbild sein möchte". Verwundert und auch verärgert ist Manuel Wagner darüber, wie langwierig es in seinem Fall war, die nötigen Papiere vom Landratsamt bewilligt zu bekommen.
Abwanderung jüngerer Leute eines der Hauptprobleme
Mit 44 Jahren bei der Feuerwehr einzusteigen, ist nicht der Regelfall. Wehrleiter Tobias Clas freut sich aber auch über Menschen im mittleren Alter, wie Manuel Wagner, die zur Truppe stoßen. Von Vorteil sei dann, dass diese Menschen mitten im Leben stehen und meistens in der Region verwurzelt sind.
Denn neben altersbedingten Austritten leidet die Kaltennordheimer Feuerwehr vor allem unter Wegzügen, insbesondere jüngerer Leute. Trotz einer engagierten Arbeit der Jugendfeuerwehr, die auch Kaltennordheims Bürgermeister Erik Thürmer (CDU) in der Vergangenheit hervorhob, reichten die Eintritte so nicht aus.
Zahl der Neuzugänge reicht noch lange nicht aus
Insgesamt zählt die Kaltennordheimer Truppe jetzt 26 Kameradinnen und Kameraden. Ausruhen kann sich die Feuerwehr aber auf dieser Zahl noch lange nicht. Laut Wehrleiter Clas müssten es im Idealfall 80 sein: "Wir haben gerade mal den ersten Schritt gemacht".
Trotz der Neuzugänge bleibt die Versorgungslage in kritischen Situationen in Kaltennordheim also instabil. Und für die Truppe bedeutet das: weiterhin zu viel Arbeit für zu wenige Schultern. Gerade bei einem Ehrenamt sei das ein Teufelskreis, so Wehrleiter Clas. Denn so bestehe die Gefahr, dass die wenigen Engagierten durch die Überbelastung die Lust verlieren.
Kaltennordheim fährt auch Einsätze außerhalb der Gemeinde
Die für die kleine Gemeinde mit nur rund 5.700 Einwohnern und weiteren Ortsteilfeuerwehren hohe Sollzahl von 80 hängt damit zusammen, dass Kaltennordheim eine sogenannte Stützpunktfeuerwehr ist. Das heißt, die Truppe fährt auch zu Einsätzen über die eigenen Gemeindegrenzen hinaus: "Wir werden auch gerufen, wenn zum Beispiel in Meiningen eine Großschadenslage gemeldet wird. Und dann fehlt es hier an Kameraden vor Ort", erklärt Wehrleiter Clas.
Als Stützpunktfeuerwehr verfügt der Standort auch über einen neuen modernen Einsatzleitwagen, der nicht mit den gewohnten zwei Kameraden besetzt ist, sondern mindestens drei Personen benötigt, um bedient zu werden.
Feuerwehrchef fordert mehr Hilfe von politischer Seite
Der Plan ist nun, als nächstes gezielt die örtlichen Unternehmen anzusprechen. Wehrleiter Clas wünscht sich bei der Suche auch mehr Unterstützung von Bürgermeister und Ortsteilbürgermeister: "Die Idee mit den Unternehmen gibt es schon länger, passiert ist aber noch nichts".
Denkbar wäre auch, für die Mitglieder der Feuerwehr eine kleine Vergütungspauschale zu etablieren. Der Kaltennordheimer Feuerwehrchef kennt das aus anderen Orten: "Da können sich Kameraden als Kompensation für die Zeit, die sie zuhause fehlen, jedes Jahr von dem Geld einen kleinen Urlaub mit der Familie finanzieren." Seiner Einschätzung nach könnte das ein guter Anreiz sein.
MDR (gh)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 31. Dezember 2024 | 13:00 Uhr
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