Stadtentwicklung Von der Brache zum grünen Quartier: Ilmenauer Fischerhütte soll neuen Glanz bekommen

29. November 2023, 15:14 Uhr

Bisherige Ideen für die Brache rund um die historische Ilmenauer Fischerhütte sind oftmals an Hochwasserschutz oder Geld gescheitert. Mit den neuen Plänen und einer Fördermittelzusage zeichnet sich nun erstmal eine konkrete Lösung ab. In den nächsten Jahren will die Stadt die Fläche vollständig erschließen und möglicherweise schon ab 2025 zu einem neuen Quartier samt Hotel und mit viel Grün umgestalten. Damit hätte die Fischerhütte als Baudenkmal der Glasindustrie eine Zukunft.

Schotterhaufen türmen sich auf dem Gelände der ehemaligen Gewerbefläche unweit des Ilmenauer Stadtzentrums. Inmitten der Brache, die sich entlang der Ilm zieht, steht das denkmalgeschützte Gebäude einer alten Glashütte - die sogenannte Fischerhütte. Es ist eines der wenigen baulichen Überbleibsel der Ilmenauer Glasindustrie. Seit über 30 Jahren werden Zukunftsideen für dieses Areal gesucht.

Die Fischerhütte ist ein Dauerthema.

Uwe Wilke Stadtplaner der Stadt Ilmenau

Pläne der letzten 30 Jahre scheiterten auch am Hochwasserschutz

"Die Fischerhütte ist ein Dauerthema in Ilmenau. 1994, erinnere ich mich, habe ich erste Planungsstriche zur Nachnutzung gezogen", sagt Architekt und Stadtplaner Uwe Wilke. Er ist seit über 30 Jahren für die Stadtplanung verantwortlich. In all der Zeit seien die Ideen in der Regel am Hochwasserschutz und am Geld gescheitert.

In diesem Jahr ist es jedoch erstmals konkret geworden: Das Entwicklungskonzept steht, die Fördermittel in Höhe von 6,5 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sind der Stadt zugesichert worden und der Bebauungsplan sieht Hochwasserschutz an der Ilm vor.

Ufertreppen sollen der Ilm mehr Raum geben

Um die Brache bebauen und nachnutzen zu können, muss die Fläche vor einem möglichen Hochwasser geschützt werden. Anstatt den Fluss mit Stahlbetonmauern einzudeichen, wie es jetzt teilweise der Fall ist, soll die Ilm durch breite Uferterrassen mehr Raum bekommen. Dadurch soll der Fluss auch erstmals "begehbar" werden, so Wilke.

Um das Areal vollständig zu erschließen, sehen die Planungen neben dem Hochwasserschutz auch den Abriss alter Industriegebäude vor sowie den Neubau von Straßen und zwei weiteren Brücken. Ist das geschafft, kann der Hochbau voraussichtlich 2025 starten. Die erste Brücke ist bereits als Zufahrt zum neuen Kindergarten eröffnet worden.

Tochterunternehmen von Infineon zieht ins Quartier

Neben dem jetzigen Kindergarten sind mehrere Wohnhäuser geplant, direkt daneben soll ein Gebäude entstehen, was künftig von der Technischen Universität (TU) genutzt werden könnte. Die denkmalgeschützte Fischerhütte soll das Herzstück des neuen Quartiers werden.

An das alte Glaswerk angrenzend, erklärt Wilke, kommt ein Neubau für das Unternehmen Moteon. Derzeit sitzt der Softwareentwickler noch im Technologie- und Gründerzentrum Ilmenau. Die 100-prozentige Tochter des Chipherstellers Infineon will sich mit dem Umzug ins Quartier vergrößern. Derzeit geht Geschäftsführer Philip Würfel davon aus, dass der Neubau 2026 steht.

Ein weiterer Neubau ist am Rande der Brache geplant. Wo jetzt noch die Finnhütten stehen, die derzeit von der TU genutzt werden, soll ein Hotel der internationalen Kette B&B entstehen. Laut Stadt mit 96 Zimmern. Das direkt daran angrenzende Kontorhaus bleibt bestehen. Ob und wie es von der TU weiter genutzt wird, solle in Abhängigkeit vom Bedarf im kommenden Jahr entschieden werden, so ein Sprecher der TU.

Es ist eigentlich genau das, was wir seit 30 Jahren als Verein verfolgen.

Karl-Heinz Schmidt ehemaliger Vorsitzender des Vereins Ilmenauer Glastradition

Ehemaliger Verein Ilmenauer Glastradition ist positiv gestimmt

Wie genau das Herzstück des Quartiers zukünftig verwendet wird, steht noch nicht fest. "Da sind noch viele Gespräche notwendig", sagt Wilke. Es sei noch offen, ob die alte Glashütte von der Stadt oder der TU belebt werden soll. Jahrelang war das historische Bauwerk Sitz des Vereins Ilmenauer Glastradition. Mittlerweile hat sich der Verein auf Grund des Alters seiner Mitglieder aufgelöst. Doch der ehemalige Vorsitzende Karl-Heinz Schmidt setzt sich weiterhin für den Erhalt der Glasgeschichte ein. Dass die Fischerhütte nun eingebettet in Zukunftspläne ist, stimmt den 76-Jährigen optimistisch.

"Es ist eigentlich genau das, was wir seit 30 Jahren als Verein verfolgen. Das zu entwickeln und vor allem, den historischen Wurzeln damit gerecht zu werden", sagt Schmidt. Denn die 1910 errichtete Hütte sei früher Innovationszentrum der Glasindustrie gewesen.

MDR (wdy/ost)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 25. November 2023 | 18:25 Uhr

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