Tourismus Nach dem Ausstieg vom Rennsteigticket: Masserberg geht eigenen Weg bei Touristenticket
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11. Januar 2024, 22:33 Uhr
Das Rennsteigticket soll Gäste kostenfrei mit dem Bus durch den Thüringer Wald bringen. Masserberg hatte sich jedoch von dem Konzept getrennt. Bisher war nicht klar, welche Strecken die Touristen nutzten. Doch die Gemeinde will nun eigene Wege gehen und plant ein Alternativticket.
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Masserberg liegt direkt am Rennsteig und bis Ende des Jahres konnten Übernachtungsgäste mit dem Rennsteigticket kostenfrei Bus fahren. Seit dem 1. Januar ist damit Schluss. Die Gemeinde hat die Verträge mit dem Verein Bus und Bahn Thüringen nicht verlängert. "Bei Bus und Bahn konnte uns niemand sagen, wie viele Touristen eigentlich mit diesem Ticket gefahren sind und wohin", sagt Masserbergs Bürgermeister Denis Wagner (CDU). Das habe ihn massiv geärgert.
Bürgermeister mit altem Modell unzufrieden
Pro Jahr zählt Masserberg im Schnitt 180.000 Übernachtungsgäste. Von deren Kurbeitrag wurde bisher für das Rennsteigticket je 37 Cent Umlage erhoben. Acht Cent davon gingen an den Verein Bus und Bahn für seine Vermarktungsarbeit.
Für mich ist das ganze Konzept, so wie es beim Rennsteigticket läuft, einfach nicht schlüssig.
Ab dem neuen Jahr sollte sich die Umlage auf 45 Cent erhöhen. Masserberg hat im Schnitt in den vergangenen Jahren pro Jahr zwischen 40.000 und 80.000 Euro aus der Kurtaxe für den Urlauberbusverkehr abgeführt. "Für mich ist das ganze Konzept, so wie es beim Rennsteigticket läuft, einfach nicht schlüssig", so Wagner.
Die Umlage werde eigentlich dafür verwendet, den öffentlichen Nahverkehr in der Region zu finanzieren. "Und das kann es doch nicht sein. Außerdem war uns das Linienangebot einfach zu sehr ausgedünnt worden. Nach Oberhof fährt kein Bus mehr, auch nicht zum Bahnhof Rennsteig. Entschuldigung, aber das hat doch nichts mit einem Rennsteigticket zu tun."
Große Orte wie Oberhof fehlen
Tilmann Wagenknecht von Bus und Bahn sieht das anders. "Es ist ein Solidarprinzip, wenn eine Umlage von allen Übernachtungsgästen erhoben wird," so Wagenknecht. Natürlich werde es Gäste geben, die das Ticket gar nicht nutzen.
Tatsächlich aber ist das Rennsteigticket noch weit davon entfernt, das zu erfüllen, wofür es eigentlich einmal angedacht war. Nämlich am ganzen Rennsteig gültig zu sein. In den beiden großen Urlauberorten Oberhof und Neuhaus am Rennweg beispielsweise wurde es nie eingeführt. Oberhof hat 2012 eine Vereinbarung mit der Meininger Busbetriebs GmbH (MBB) geschlossen. Übernachtungsäste können kostenfrei die komplette Stadtlinie nutzen. Mehr aber nicht.
Neues Urlauberticket geplant
So ähnlich wird es ab dem 15. Januar auch in Masserberg laufen. Zusammen mit der Kreisverwaltung feilt die Gemeinde gerade an dem künftigen Urlauberticket. Aus der Kurtaxe werden zwölf Cent Umlage pro Gast abgeführt. Dafür können die Urlauber dann im kompletten Gemeindegebiet mit dem Bus fahren.
"Sollte jemand beispielsweise nach Schleusingen zur Bertholdsburg wollen, muss er ab Einsiedel - dem letzten Ortsteil in diese Richtung - den Rest des Fahrpreises bezahlen", sagte Felix Meyer. Er ist im Landratsamt Hildburghausen für den öffentlichen Nahverkehr zuständig.
Meyer träumt eigentlich davon, jedem Gast ein Ticket in die Hand drücken zu können, mit dem sie überall hinkommen. "Ohne, dass sie sich Gedanken über irgendwelche Tarife machen müssen." Bürgermeister Wagner nickt. "Dafür müssten sich alle Landkreise an einen Tisch setzen und einen gemeinsamen Nahverkehrsplan samt touristischer Linien entwickeln."
Ralf Kirchner vom Naturpark Thüringer Wald wünscht sich, dass bei der ganzen Diskussion auch die Bahn mehr eingebunden wird. "Neuhaus am Rennweg beispielsweise ist per Bahn mit der Rennsteigstadt Eisenach verbunden, warum nutzt man dieses Potential nicht?", so Kirchner.
Neuhaus am Rennweg beispielsweise ist per Bahn mit der Rennsteigstadt Eisenach verbunden, warum nutzt man dieses Potential nicht?
Masserberg will ein Jahr testen
In etwa einem Jahr will Masserberg Bilanz ziehen. "Wir wollen jetzt erst mal sehen, wer nutzt das Ticket überhaupt und wo fahren die Urlauber hin", so Wagner. Vielleicht kann man später das Angebot auf den ganzen Landkreis Hildburghausen ausweiten. "Insgeheim hoffe ich ja trotzdem noch auf eine ganz große Lösung, aber da müssten wirklich alle an einen Tisch."
MDR (bee/lou/dst)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 11. Januar 2024 | 18:20 Uhr
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