Politik Bürgermeisterwahl in Südthüringen: Wer wird das neue Stadtoberhaupt von Hildburghausen?

20. Mai 2023, 15:36 Uhr

Nach der Abwahl von Tilo Kummer wird in Hildburghausen ein neues Stadtoberhaupt gewählt. Vier Kandidaten stellen sich für das Bürgermeisteramt zur Wahl.

In Hildburghausen wird am 4. Juni 2023 eine neue Bürgermeisterin oder ein neuer Bürgermeister gewählt. Der alte Rathauschef Tilo Kummer (Linke) musste seinen Hut nehmen. Nicht weil er gegen Gesetze verstoßen oder sonst etwas Verbotenes getan hat. Die Einwohner, allen voran die Mehrheit im Stadtrat, war mit seinem Führungsstil nicht mehr einverstanden.

Vier Kandidaten für den Neuanfang

Für den Posten des Stadtchefs gehen vier recht unterschiedliche Kandidaten in den Ring. Florian Kirner hat sich schon ins Gespräch gebracht, da war Tilo Kummer noch nicht einmal abgewählt. Ziemlich selbstbewusst geht Kirner davon aus, dass er gewählt wird. Der 48-Jährige hat mit Abstand die meisten Plakate in der Stadt aufgehängt und fährt mit einem ausrangierten Krankenwagen durch Hildburghausen. Die überlebensgroßen Wahlplakate hat er mit doppelseitigem Klebeband an den Wagen angebracht.

Ich würde da einige Kündigungen zurücknehmen, ich würde einige Leute mir einladen und mich bei ihnen entschuldigen, für das was mit ihnen passiert ist.

Florian Kirner Bürgermeisterkandidat

Auch Kirner-Bier hat der Kandidat besorgt. Das Pils aus dem rheinland-pfälzischen Kirn soll auch den letzten Zweifler überzeugen. "Obwohl ich selbst gar keinen Alkohol trinke", so der gebürtige Münchner. Florian Kirner kennen die Hildburghäuser als Liedermacher unter dem Pseudonym "Prinz Chaos". Er besitzt das Schloss im Ortsteil Weitersroda und organisiert jedes Jahr das Paradiesvogelfest. Dieses Jahr konzentriert er sich auf den Wahlkampf. "Ich glaube, dass es so eine Kampagne hier noch nie gegeben hat. In dieser Professionalität und auch mit dem Einsatz den ich bringe."

Kirner will der Neustart für Hildburghausen sein. Sollte er gewählt werden, will er vor allem Ruhe in die Stadtverwaltung bringen. Dort habe es unter Tilo Kummer viele sehr unschöne Vorkommnisse wie Mobbing und alle möglichen Gerichtsverhandlungen gegeben. "Ich würde da einige Kündigungen zurücknehmen, ich würde einige Leute mir einladen und mich bei ihnen entschuldigen, für das was mit ihnen passiert ist." Insgesamt brauche Hildburghausen eine komplett andere Arbeitsweise. "Das betrifft auch den Stadtrat, wir müssen ehrgeiziger und schneller und zielstrebiger werden."

Deutlich zurückhaltender ist der Stil von Patrick Hammerschmidt. Seit neun Jahren sitzt er im Stadtrat. Anfangs für die CDU. Seit die christdemokratische Stadtratsfraktion im Streit zerbrach, gehört der 39-Jährige zur Fraktion Pro HBN. Seit drei Jahren leitet Hammerschmidt den Stadtplanungs-, Bau- und Umweltausschuss. "Als allererstes muss sich das Miteinander in Hildburghausen ändern", so Hammerschmidt. "Wir brauchen vor allem einen anderen Umgang im Stadtrat. Wir müssen uns zusammensetzen und das Wohl der Stadt muss für uns alle wieder im Mittelpunkt stehen." In der Vergangenheit sei das viel zu oft vergessen worden.

Als allererstes muss sich das Miteinander in Hildburghausen ändern.

Patrick Hammerschmidt Bürgermeisterkandidat

"Das Gemeinsame muss wieder in den Vordergrund." Stadtrat, Bürgermeister, Stadtverwaltung und Einwohner müssten wieder zusammen ihre Ziele definieren und gemeinsam die Entwicklung vorantreiben. Parallel dazu müssten dringend die Finanzen der Stadt geregelt werden. Nur so könne beispielsweise das Freibad noch in diesem Jahr fertig saniert und wiedereröffnet werden. Patrick Hammerschmidt ist in Hildburghausen aufgewachsen. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Der gelernte Forstwirt arbeitet seit 2022 für eine Holzfirma.

Nur eine Kandidatin mit Partei im Rücken

Kathrin Reinhardt ist die einzige der vier Bürgermeisterkandidaten, die von einer Partei nominiert und ins Rennen geschickt wurde. Und zwar von der Linkspartei. Sie lebt erst seit drei Jahren mit ihrem Mann und den drei Kindern in Hildburghausen. In die Linke ist die 37-Jährige auch erst in Hildburghausen eingetreten. Auf Kommunalpolitik habe sie so richtig Bock. "Wenn es jetzt nicht ganz so sexy klingt, würde ich mich als allererstes um den Haushalt kümmern. Es muss ein Nachtragshaushalt her, damit begonnene Projekt zu Ende geführt werden können." Reinhardt geht im Wahlkampf mit selbstgebackenen Kuchen von Haus zu Haus. Sie möchte die Leute am liebsten im direkten Gespräch kennenlernen. Und ja, sie sei ein häuslicher Typ. "Ich bin gern in der Küche, da kann ich wunderbar abschalten."

Es muss ein Nachtragshaushalt her, damit begonnene Projekt zu Ende geführt werden können.

Kathrin Reinhardt Bürgermeisterkandidatin

Damit es künftig in Hildburghausen wieder vorwärtsgeht, will sie "Reden, reden, reden." Die Kommunikation in der Stadtverwaltung, aber auch im Stadtrat muss offener werden. "Auch wenn es Zeit kostet und manchmal vielleicht auch wehtut." Reinhardt stammt aus Wolfen in Sachsen-Anhalt, hat Angewandte Medienwissenschaft, Politikwissenschaft, Verwaltungswissenschaft und Soziologie studiert. Derzeit ist sie freiberuflich für verschiedene Parteien, Stiftungen, Vereine und Verbände tätig.

Kommunalverwaltung ist auch das Steckenpferd von Kristin Obst. Die 39-Jährige hat öffentliche Betriebswirtschaft studiert. "Und die ist ja grundlegend ausgelegt auf die Kommunalpolitik", so Obst selbstbewusst. Obwohl CDU-Mitglied tritt sie als Einzelkandidatin an. "Ich finde, Parteipolitik hat hier auch gar nichts zu suchen, es geht einzig und allein um Hildburghausen." Wie ihr Konkurrent Hammerschmidt arbeitet Kristin Obst seit Jahren im Stadtrat. Zurzeit führt sie das Gremium als Stadtratsvorsitzende.

Ich würde eine solide Finanzplanung machen, begonnene Projekte insbesondere im Freizeitbereich beenden und dann an die Herzensprojekte gehen.

Kristin Obst Bürgermeisterkandidatin

Kristin Obst, Bürgermeisterkandidatin in Hildburghausen
Kristin Obst, Bürgermeisterkandidatin in Hildburghausen Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Sollte sie Bürgermeisterin werden, will sie sich als allererstes den Haushalt auf den Tisch ziehen. "Ich würde eine solide Finanzplanung machen, begonnene Projekte insbesondere im Freizeitbereich beenden und dann an die Herzensprojekte gehen." Unter anderem die Vermarktung des Gewerbegebiets Nordost, die Fertigstellung der Stadtmauer und des Mauerbrunnenweges. Die Kindergärten will Obst ausbauen zu "familienfreundlichen Zentren" mit längeren Öffnungszeiten. Kristin Obst lebt mit ihrem Mann und der gemeinsamen Tochter in Hildburghausen. Sie arbeitet in der Hochschulleitung der Hochschule Schmalkalden.

MDR (bee/cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 20. Mai 2023 | 19:00 Uhr

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