Resilienz Kindergarten in Rottenbach will Eltern und Kinder widerstandsfähiger machen
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27. November 2024, 15:46 Uhr
Einmal in der Woche gehen Erzieher des Kindergartens Senfkorn im ostthüringischen Rottenbach mit den Eltern auf eine Schatzsuche. Dann suchen sie gemeinsam nach den Stärken ihrer Kinder, die im Alltag manchmal untergehen oder nicht gleich gesehen werden. Die Eltern lernen, wie sie die psychische Widerstandsfähigkeit - die Resilienz - ihrer Kinder aufbauen können.
Erzieherin Christine Berndt hat die kleine Schatzkiste geöffnet, die vor ihr auf dem Boden steht. Darin finden sich allerlei Dinge, die Kindern wichtig sind: Spielzeug oder Bilderbücher. Doch auch Zahnbürsten und Taschentücher liegen darin. "Das sind einmal die Dinge, die den Kindern wichtig sind und dann die Sachen, die den Eltern wichtig sind", sagt die Erzieherin und schmunzelt. Beides zeige, wie unterschiedlich die Prioritäten von Eltern und Kindern sein können.
Einmal in der Woche laden Erzieherin Christine Berndt und Erzieher Christian Richter die Eltern des Kindergartens Senfkorn in Rottenbach (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt) zu ihrem Schatzsucher-Angebot ein. In einem geschützten Raum, in kleinen Gruppen, gehen die beiden mit den Eltern auf die Suche nach den "Schätzen" ihrer Kinder. Dabei geht es dann aber nicht um das Lieblingsspielzeug, sondern um die Stärken und besonderen Eigenschaften der Kinder, die im Alltagsstress nicht immer gleich gesehen werden. Diese zu erkennen und hervorzuheben, das ist das, was die Kinder resilienter, also stärker, macht, sagt die Erzieherin.
Schwierigkeiten gehören zum Weg
Damit die Eltern diese Stärken sehen, müssen sie die Entwicklung ihrer Kinder verstehen. "Die Eltern bekommen von uns viel Input über die Entwicklungsschritte von Kindern und die Welt der Gefühle", sagt Berndt. "Außerdem können die Eltern ihre Erfahrungen austauschen und offen miteinander reden. Für manche Aha-Effekte sorgen wir auch." Resilienz - psychische Widerstandsfähigkeit - kann man lernen, ist sie überzeugt.
Die Eltern könnten sich bei Schwierigkeiten im Alltag zum Beispiel fragen: "Gibt es vielleicht an der Sache, die nicht ganz so optimal läuft, doch etwas Gutes?", regt sie an. "Man kann sich auch sagen: Das gehört ja zu unserem Weg und Schwierigkeiten bedeuten in jedem Fall auch Entwicklung." Die Eltern sollten den Kindern vermitteln, dass Probleme immer gelöst werden können und ihnen das Gefühl geben: "Du bist wichtig, du bist toll, so wie du bist." Erzieher Christian Richter ergänzt: "So können die Eltern dem Kind zeigen, dass es auch Schätze in sich hat, dass es positive Eigenschaften hat, die es nutzen kann."
Das Leben ist eben nicht perfekt.
Mit dem Angebot möchte der Kindergarten Senfkorn seine rund 60 Kinder und deren Eltern unterstützen, sagt Mandy Machleit, die den Kindergarten leitet. "Wir möchten den Eltern mehr Unterstützung bieten, auch im Umgang mit ihren eigenen Kindern", sagt sie. "Gerade beim ersten Kind gibt es natürlich Unsicherheiten bei den Müttern", meint die Kindergartenleiterin. "Das spüren wir häufig, wenn wir neue Kinder aufnehmen." Es gebe aber auch Unsicherheiten, wie Eltern mit bestimmten Situationen umgehen sollten. Grundsätzlich sei das normal. Aber die Erzieherinnen sehen auch immer öfter, wie die Eltern unter Druck stehen, "alles richtig und perfekt machen zu wollen", sagt Machleit. "Aber das Leben ist eben nicht perfekt."
Eltern sind oft verunsichert, es fehlen die Gemeinschaft und der Austausch
"Wir spüren aber auch, dass Eltern die Gemeinschaft fehlt, einmal der Austausch unter den Müttern, aber auch der Austausch mit den anderen Generationen, den eigenen Müttern und Großeltern." Die beiden Erzieher des Kindergartens Senfkorn haben extra eine Weiterbildung bei der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen gemacht. Das Angebot der Schatzsuche setze bewusst bei den Eltern an: "Starke Eltern heißt auch starke Kinder", sagt Machleit. "So wie der Mensch ein Immunsystem habe, um gegen Krankheiten anzukämpfen, braucht es auch eine innere Kraft, um den Herausforderungen des Lebens standhalten zu können", sagt Machleit. Dabei gehe es auch um Selbstbewusstsein. Diese Kraft sollten die Eltern an ihre Kinder weitergeben.
Resilienz-Angebot soll erweitert werden
Bei den Eltern des Kindergartens Senfkorn kommt das sehr gut an, sagt zum Beispiel Lisa Skarupa. Sie ist selbst Erzieherin und Mutter des sechsjährigen Finn. "Das hat mir geholfen, mein Kind besser zu verstehen. Ich weiß, was ich brauche, und ich lerne jetzt, was mein Kind braucht", sagt sie und nennt ein Beispiel: "Mein Sohn hat öfter kleine Böckchen. Damit kann ich jetzt besser umgehen, indem ich versuche, seine Gedanken weg vom Ärger auf andere Dinge zu lenken."
Weil das Interesse so groß ist, wollen die Erzieher in den nächsten Monaten weitere Eltern mit auf die Resilienz-Schatzsuche nehmen. Auch für Eltern außerhalb des Kindergartens wollen sie das Angebot künftig einmal anbieten. Und: Sie arbeiten n einem speziellen Angebot für künftige Schulanfänger, um ihnen den Start in die Schulzeit zu erleichtern.
MDR (caf)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Nachmittag | 27. November 2024 | 15:15 Uhr
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