Immer dienstags ist Herzenssprechstunde bei Cornelia Hertzsch. Dann ruft sie bei einer 90-jährigen Dame in Rudolstadt an. Die lebt in den eigenen vier Wänden und ist seit der Corona-Pandemie viel alleine. Schon seit einem Jahr telefonieren die beiden - einmal in der Woche eine Stunde lang. Und sie sprechen über Gott und die Welt. "Wir haben noch nie Langeweile gehabt", sagt Cornelia Hertzsch und lacht. "Wir haben immer Themen." Politik, Kochrezepte, Erinnerungen. Sie tauschen sogar selbstgeschriebene Gedichte aus.

Den Anruf macht Cornelia Hertzsch von zu Hause aus. Ehrenamtlich aus ihrem Wohnzimmer oder Garten in Eichicht in der Nähe der Hohenwartetalsperre. Cornelia Hertzsch ist 69 Jahre alt. Vor ihrem Ruhestand hat sie als Kinderkrankenschwester und für einen Pflegedienst gearbeitet. "Ich telefoniere gerne", sagt sie. "Mein Leben lang habe ich Berufe gehabt, in denen ich viel reden musste." Und sie wollte immer helfen.

Der Anruf gegen die Einsamkeit ist für sie selbstverständlich. Sie macht viel ehrenamtlich. Organisiert zum Beispiel einen Seniorentreff. Der wöchentliche Anruf in Rudolstadt ist auch für sie zu einem festen Termin geworden. "Das ist schön für beide Seiten", sagt Cornelia Hertzsch. "Bei uns stimmt die Chemie. Es ist absolute Sympathie." Und, sagt sie, "da kommt die Lebenserfahrung dazu". Das sei das, was ihr so gut gefällt.

Die Idee für die Herzenssprechstunde entstand im Frühjahr 2020. In den ersten Wochen der Corona-Pandemie, im Seniorenbüro in Saalfeld bei Elke von Rein. Viele Angebote und Treffpunkte für ältere Menschen fielen weg, erinnert sie sich. "Viele Sachen, die selbstverständlich waren, gab es nicht mehr", sagt sie. Stattdessen klingelte ihr Telefon.

Viele ältere Menschen riefen im Seniorenbüro an - mit Fragen zur Pflege, Alltagsprobleme oder Ängste. "Die Gespräche wurden länger und intensiver", sagt sie. Sie spürte, dass gerade viele ältere Menschen in dieser Zeit verunsichert waren und Kontakt nach draußen suchten. Die Idee: Eine Telefonsprechstunde, die diese Lücke füllt.

Gemeinsam mit dem Ehrenamtszentrum der Caritas in Saalfeld stellte sie die Herzenssprechstunde auf die Beine. Es wurden Freiwillige gesucht. 15 Menschen meldeten sich. Sie wurden geschult und rufen seitdem regelmäßig bei Senioren an.

Die Sprechstunde wird von der Ehrenamtsstiftung und dem Land Thüringen gefördert. Die Telefonkosten der Ehrenamtlichen werden übernommen. Inzwischen läuft die Herzenssprechstunde seit fast einem Jahr. Sie soll auch nach Corona weiterlaufen.