Seit den 1950er-Jahren sind Projektoren und Filmrollen in Dorfsäle geschleppt worden. Dann gab es Defa-Streifen zu sehen, auch wenn es weit und breit kein Kino gab.

Aber wie sieht es heute aus? Will jemand auf einem Stuhl oder einer Bierbank sitzend einen Film sehen? Immerhin bieten große Kinos Popcorn, weiche Sessel und Blockbuster mit üppigen Sound- und Bildeffekten.

Es geht auch mit Gartenstuhl und an ungewöhnlichen Orten oder im Dorfsaal, denn so etwas wie der "Landfilm" aus DDR-Zeiten hat überlebt: So gibt es schon in 14 Orten im Schwarzatal und in der Umgebung ein Dorfkino. Das ist im Prinzip der Nachfolger des "Landfilms", bei dem früher mit mobiler Technik in Gemeinden ohne Kino Filmvorführungen ermöglicht wurden.

"Die Technik ist digital und passt in den Kofferraum eines Kleinwagens", sagt Burkardt Kolbmüller, der Vorsitzende des Vereins Zukunftswerkstatt Schwarzatal, der das Dorfkino organisiert. Seit dem ersten Kinosommer werden es immer mehr Gäste - trotz des eigenen Flatscreens zu Hause und dem Angebot der Streaming-Dienste.

Dabei ist das Zusammenkommen mindestens so wichtig wie der Film selbst, betont Kolbmüller. "In der Gruppe lacht oder weint es sich besser als zu Hause allein auf dem Sofa." Zu den regelmäßigen Filmvorführungen in Bechstedt (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt) kommen immer mindestens 30 Gäste, ein paar auch aus Saalfeld und Rudolstadt, also aus Städten, die ein "richtiges" Kino haben.

Rechtlich gesehen sei auch ein Dorfkino ein "richtiges Kino", sagt Kolbmüller: "Wir haben eine Kinonummer, eine Leinwandnummer, sind bei der Gema registriert und bei der Filmförderagentur. Wir sind in der gleichen Liga wie das Cineplex". Die rechtliche Abwicklung übernimmt der Filmclub Güstrow. Deshalb stehen dem Dorfkino rund 1.200 Filme zur Auswahl. Große Blockbuster sind nicht dabei. Dafür Komödien, Dokus und Science-Fiction-Filme. "Wir sind eher ein Programmkino mit ein bisschen Anspruch", sagt Kolbmüller.

Neueser Spielort wird das Hospiz in Katzhütte. Hier gibt's schon 30 Voranmeldungen für "Honig im Kopf", den Streifen mit Til Schweiger und Dieter Hallervorden. Von den drei Euro Eintritt pro Person bleibt gut ein Euro beim Hospizcafé und der Rest geht an den Filmverleih.

Die Zukunftswerkstatt arbeite ehrenamtlich, so Kolbmüller. Wenn ein Film ohne das Netzwerk des Dorfkinos gezeigt werden soll, dann fallen Verleihgebühren an, es gibt Mindesteinspielquoten - das kann je nach Film 300 Euro kosten. Über ein Dorfkino wird das alles abgedeckt, denn der Filmklub Güstrow erfüllt mit seinem großen Netzwerk die Anforderungen der Filmverleiher.

Hier finden Sie die nächsten Kino-Termine der Zukunftswerkstatt Schwarzatal.