Schleiz Sternbach-Klinik weist Vorwürfe politischer Täuschung zurück
Hauptinhalt
21. August 2024, 00:34 Uhr
Die Geschäftsführung der Sternbach-Klinik weist Vorwürfe zurück, sie habe die Politik über die interne Krise getäuscht. Sie betont, dass die Politik bereits Ende 2023 über die finanziellen Probleme informiert worden sei. Die Kritik, die Lage nicht frühzeitig offengelegt zu haben, sei daher unverständlich. Die Klinik wird Ende des Monats schließen. Den 190 Mitarbeitern wird gekündigt. Ein Recruiting-Tag soll ihnen neue Jobmöglichkeiten aufzeigen.
Nach der für Ende des Monats angekündigten Schließung der insolventen Sternbach-Klinik in Schleiz (Saale-Orla-Kreis) hat die Geschäftsführung Vorwürfe aus der Politik zurückgewiesen, die Klinikleitung habe die finanzielle Krise verschleiert. In einer Stellungnahme betonte die Klinikleitung, dass die Politik bereits Ende 2023 über die wirtschaftlichen Schwierigkeiten informiert wurde. Es sei bekannt gewesen, dass die Klinik Verluste mache, die nur mit externer Hilfe auszugleichen seien. Die erhobenen Vorwürfe seien nach der konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium nicht nachvollziehbar.
Jeder Zeitungsleser weiß, dass wir in Deutschland eine massive strukturelle Unterfinanzierung im Krankenhaussektor haben.
Die Geschäftsführung kritisierte zudem, dass Vertreter der Politik in der Endphase des Wahlkampfes nun einen Schuldigen suchen würden. Dies sei "hochgradig unglaubwürdig", vor dem Hintergrund der strukturellen Unterfinanzierung im deutschen Krankenhaussektor, auf die man wiederholt hingewiesen habe. "Jeder Zeitungsleser weiß, dass wir in Deutschland eine massive strukturelle Unterfinanzierung im Krankenhaussektor haben", heißt es in einer Stellungnahme.
Klinik muss Ende August schließen
Vergangene Woche hatte die Sternbach-Klinik mitgeteilt, dass sie Ende August schließen muss, da sie aus eigener Kraft nicht in der Lage sei, ihre Verluste weiterzutragen. Trotz intensiver Bemühungen habe sich kein finanzieller Partner für eine Übernahme oder Zusammenarbeit gefunden. Seit Ende Juni befindet sich die Klinik in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung.
Reaktionen aus der Politik
Landrat Christian Herrgott (CDU) übte scharfe Kritik an der Klinikleitung und warf ihr vor, die dramatische wirtschaftliche Lage lange nicht offen kommuniziert zu haben. Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) äußerte sich betroffen über die Schließung und verwies auf die Anstrengungen des Landes zur Rettung der Klinik. Sie machte jedoch das fehlgesteuerte Finanzierungssystem des Bundes sowie interne Schwierigkeiten des Trägers für das Scheitern verantwortlich. Die Kreistagsfraktion der Unabhängigen Bürgervertretung/FDP/Werteunion hat Anzeige erstattet. Dabei geht es um den Verdacht der Insolvenzverschleppung und des Betruges durch die Geschäftsführung.
Folgen für Mitarbeiter und Patienten
Die Schließung hat weitreichende Folgen: Am Montag wurde der letzte Patient entlassen, und die Patientenbehandlung in der Klinik ist damit eingestellt. Von den 190 Mitarbeitern, denen bis Ende des Monats gekündigt wird, befinden sich die meisten bereits im Freizeitausgleich. Um den betroffenen Beschäftigten neue berufliche Perspektiven zu bieten, plant die Klinikleitung für Donnerstag einen Recruiting-Tag, bei dem verschiedene Kliniken, Pflegeeinrichtungen und die Agentur für Arbeit Stellenangebote präsentieren werden. Der Landkreis hat ebenfalls Unterstützung bei der Jobsuche zugesichert.
MDR (dkn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 20. August 2024 | 20:00 Uhr