Kommunen Johann Waschnewski: Der kickende Landrat im Saale-Holzland-Kreis
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10. Juli 2024, 19:45 Uhr
Mit 38 Jahren ist der Jüngste im Bunde: seit dem 1. Juli ist Johann Waschnewski (CDU) neuer Landrat des Saale-Holzland-Kreises - und folgt damit auf Andreas Heller (CDU). Waschnewski war zuvor viele Jahre Bürgermeister der Töpferstadt Bürgel und hat, wie er sagt, eine neue berufliche Herausforderung gesucht.
Ruhig und kontrolliert ist er, der neue Schlossherr in Eisenberg: Johann Waschnewski, hoch gewachsen und sehr schlank, im Gespräch immer etwas abwartend, was sein Gegenüber zu sagen hat. Trotz seiner Zurückhaltung steckt etwas jungenhaft Neugieriges in ihm.
Deutlich wird das beim Lokaltermin in Stiebritz, einem kleinen Örtchen wenige Kilometer nördlich von Jena. Die marode Turnhalle der Grundschule wird endlich abgerissen, ein Neubau folgt nach, dafür zahlen Kreis und Land mehr als drei Millionen Euro. Waschnewski besucht die Baustelle, spricht mit Gemeindevertretern. Und dann ist da dieser riesige Raupenbagger: Der Landrat will auch mal. Und darf. Wer will es ihm verwehren?
Landrat Waschnewski baggert
Im Anzug und feinen Lederschuhen hantiert Johann Waschnewski in der Fahrerkabine mit den Hebeln und Joysticks. So wie er das macht, spürt man, dass ihn nicht die rohe Kraft der Maschine interessiert, sondern ihr Feingefühl.
Er testet jede Bewegung, zu der der Bagger in der Lage ist: langsam und mit Bedacht. Trotzdem kann es sich der Landrat nicht nehmen lassen, zum Schluss noch ein mittelgroßes Loch in der Baustellenstraße auszuheben. "Das wirft den Bau um Wochen zurück", scherzen die Anwesenden.
Seit dem 1. Juli führt der 38-jährige Johann Waschnewski den Saale-Holzland-Kreis - als bislang dritter Landrat. Er dürfte damit der jüngste in Thüringen sein. Aber keineswegs unerfahren. Neun Jahre lang war Waschnewski Bürgermeister von Bürgel, zuvor Mitglied im Stadtrat.
Auch das Landratsamt in Eisenberg kennt er gut als ehemaliger Erster Beigeordneter. In dieser Position vertrat er seinen jetzigen Amtsvorgänger Andreas Heller (CDU). "Er war übrigens auch früher mein Schulleiter, als ich in Eisenberg aufs Friedrich-Schiller-Gymnasium gegangen bin", erzählt Waschnewski amüsiert. Man trifft sich eben immer mindestens zweimal im Leben.
Andreas Heller ist auch noch präsent in Johann Waschnewskis Amtszimmer. An der Einrichtung hat er in der Kürze der Zeit noch nichts geändert. Aber da will er ran. "Wenn man es nicht gleich macht, macht man's nie mehr", sinniert der studierte Politikwissenschaftler. An den Wänden hängt eine Karte des Saale-Holz-Landkreises, ein gerahmtes Poster vom Tridelta-Campus in Hermsdorf und eine historische Darstellung des Augsburger Reichstags.
Wenn man es nicht gleich macht, macht man's nie mehr.
Lieber nachschauen und korrekt abliefern
Berühmt ist die barocke Decke mit den enorm plastischen Stuckverzierungen im Amtszimmer des Landrats. Früher hat hier Herzog Christian von Sachsen-Eisenberg geschlafen. Innerhalb der Stuckbänder sind zwei Fresken zu sehen. Auf die Frage, was sie darstellen, holt Waschnewski eine Broschüre. Ein bisschen was weiß er über die Deckengemälde, den Rest liest er aus dem Heftchen vor. Auch das charakterisiert den neuen Landrat. Lieber nachschauen und dann korrekt abliefern, als irgendwas rauszuhauen.
In den nächsten Wochen und Monaten, also den berühmten ersten 100 Tagen, will Waschnewski durch den Landkreis mit seinen mehr als 90 Städten und Gemeinden reisen. "Wo sind die Schulen, wo sind die Dorfgemeinschaftshäuser, wo sind die Feuerwehren?" Das zu wissen, sei wichtig für seine Arbeit als Landrat, erklärt er. Auch wenn er schon vieles kenne durch sein Ehrenamt als Beigeordneter und den Wahlkampf. Verbindend will er wirken, sagt er.
Wir müssen fair und respektvoll miteinander umgehen. Jeder soll seine Meinung sagen können. Am Ende müssen wir einen Kompromiss finden.
Dabei wirkt er leicht präsidial: "Wir müssen fair und respektvoll miteinander umgehen. Jeder soll seine Meinung sagen können. Am Ende müssen wir einen Kompromiss finden." Er spielt damit auf die Unzufriedenheit vieler Landwirte an, schließlich ist der Kreis stark agrarisch geprägt. Und auch die AfD hat hier ihre Anhänger. Johann Waschnewski setzte sich gegen den AfD-Kandidaten Christian Bratfisch im Duell ums Landratsamt durch. Letzterer bekam immerhin fast 40 Prozent der Stimmen.
Waschnewski will auch die kleinsten Einheiten seines Kreises "abholen". Für ihn sei es wichtig, an die kleineren Dörfer zu denken, an die Landwirte, an das ländliche Leben. Schwerpunkte der kommenden Jahre seien Investitionen in Schulen, Straßen und in den Brand- und Katastrophenschutz.
Als Landrat habe er nun deutlich mehr zu tun, stellt Johann Waschnewski fest. Unzufrieden wirkt das nicht. Früher ging es nur um eine kleine Stadt, jetzt um einen Kreis mit über 80.000 Einwohnern und mehr als 800 Quadratkilometern Fläche. Zeit für sein Hobby findet er nun seltener. Waschnewski ist Fußballer, die Rückennumer 11 bei der SG Thalbürgel.
Spielen im Mittelfeld
Meist spiele er Mittelfeld oder weiter hinten, links oder rechts - da ist er flexibel, sagt er. Und vor allem ausgeglichen - so schätzt ihn zumindest Vereins-Chefs René Fischer ein: "Als Spieler ist er sehr loyal und sehr ruhig, genauso wie vielleicht in seiner Funktion als Bürgermeister und in Zukunft als Landrat. Er ist sehr diplomatisch und versucht natürlich dem Streit aus dem Weg zu gehen, wenn es auf dem Spielfeld mal etwas ruppiger zugeht."
Geschadet hat es der Vereinsarbeit sicher nicht, dass hier erst ein Bürgermeister und jetzt ein Landrat mitkickt.
MDR (caf)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 10. Juli 2024 | 19:00 Uhr
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