Gastronomie Kneipensterben auf dem Land? Nicht in Frauenprießnitz
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19. April 2025, 18:41 Uhr
Gaststätten auf dem Land haben es schwer. Immer mehr müssen dicht machen. Auch für das Sportlerheim in Frauenprießnitz im Saale-Holzland-Kreis sah es düster aus. Doch nun hat die Kneipe mit Kegelbahn und angeschlossenem Fußballplatz neue Pächter gefunden. Die halbe Region atmet auf.
Sie kommen nicht nur aus Frauenprießnitz, sondern auch aus den umliegenden Dörfern. "Manche sogar aus Camburg", sagt Bürgermeister Jürgen Hofmann (pl) stolz und auch ein bisschen erleichtert.
Die Kneipe ist wichtig für die ganze Region.
Mehr als 200 Leute drängen sich auf der Terrasse und in der Gastwirtschaft des Sportlerheims, stehen am Rost in einer langen Schlange. Alle neugierig, durstig und hungrig. Wiederöffnung des Sportlerheims, nachdem es fast ein Jahr zu war.
Auf der Holzkohle liegen riesige Schaschlikspieße, daneben Bratwürste. Tetijana Demianenko und André Dörfer kümmern sich gemeinsam darum, dass nichts anbrennt. André hat die Kneipe bis vor einem knappen Jahr gemeinsam mit seiner Frau Angela betrieben. Mehr als zwei Jahrzehnte lang.
Neustart mit kompetenter Unterstützung
Heute will er den neuen Wirten ein bisschen unter die Arme greifen. Damit sie es packen. Damit alles gut geht. Und weil er glücklich ist, dass es hier weitergeht. "Die Kneipe ist wichtig für die ganze Region", erklärt Dörfer beiläufig.
Tetijana Demianenko ist vor über zwei Jahren aus der Ukraine hierhergekommen. Noch radebrecht sie sich durchs Deutsche. "Es ist schwer. Aber ich lerne", lächelt sie verlegen.
Und trotzdem hat sie vor wenigen Tagen mit ihrem Freund Erik Klee aus Apolda den Mietvertrag mit der Gemeinde gemacht.
Beide kommen aus der Gastronomie. Erik ist gelernter Koch, hat in Dresdner Spitzenhotels gearbeitet. Doch dann hängte er die Kochmütze an den Nagel. Derzeit ist er in einer Verpackungsfirma in Apolda beschäftigt: weniger Stress als in Hotelküchen.
Sportlerheim liegt den Menschen am Herzen
Ein eigenes Restaurant ist aber schon immer sein Traum gewesen, sagt er. Da nehme er die viele Arbeit gerne in Kauf. Und überhaupt: er habe gemerkt, wie sehr die Menschen hier wollen, dass "ihr" Sportlerheim wieder eine Zukunft bekomme.
Und auch die Gäste freut´s, dass sie wieder mehrmals die Woche einen Anlaufpunkt haben. Viele hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Das Sportlerheim Frauenprießnitz als weiteres Sätzchen in der großen Geschichte des stillen Kneipensterbens auf dem Land.
Auftakt auf jeden Fall gelungen
Eine alte Dame ist gekommen. Sie sei hier bei Verwandten zu Besuch. In ihrem Ort in Südthüringen gibt es keine Gaststätte mehr, umso mehr genießt sie im vollen Gastraum ihr Bierchen. "Ewig haben wir darauf gewartet, dass es wieder losgeht", sagen andere Gäste. Sie schätzen den Ort mit seiner überdachten Terrasse, vor allem im Sommer und für Familienfeiern.
Am Abend muss Erik Klee in der kleinen Küche die nächste Fuhre Schaschlik aufspießen. Draußen wird es nicht ruhiger. Über Ostern ist das Sportlerheim komplett ausgebucht, sagt er. Einen besseren Neustart hätten die Neuen gar nicht haben können.
MDR (gh)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 18. April 2025 | 19:00 Uhr
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