Fahrzeuge auf einer Autobahn
Diese drei Verkehrszeichen werden auf der A9 nicht von allen Autofahrern richtig gelesen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Autobahn A9 am Hermsdorfer Kreuz: Schild falsch gelesen - Geblitzte müssen zahlen

16. Januar 2025, 13:32 Uhr

Die Thüringer Autobahnpolizei hat in den vergangenen Wochen einige Beschwerden beantworten müssen. Denn viele Autofahrer wurden auf der A9 in Richtung Berlin geblitzt. Und das, obwohl sie - nach ihrer Meinung - gar nicht zu schnell unterwegs waren. Drei Verkehrsschilder sorgen für Verwirrung - wir klären auf.

Porträt der Regionalreporterin Kathleen Bernhardt.
Bildrechte: Daniela Dufft / MDR

Das Hermsdorfer Kreuz: Tausende Autos, Lkw und Busse sind dort täglich in Richtung München, Dresden, Frankfurt oder Berlin unterwegs. Damit dieser Knotenpunkt verkehrssicher ist, gibt es zahlreiche Verkehrsschilder mit Geschwindigkeitsbeschränkungen sowie vier feste Blitzer auf der A9. Auf den Einfädelspuren ist als maximales Tempo 60 km/h oder 80 km/h vorgegeben. So weit, so gut.

Doch wenn die Autos von der A4 kommend auf dem Weg nach Norden auf der Einfädelspur unterwegs sind, beschleunigen viele Fahrer auf 100 Stundenkilometer. Und schon blitzt es aus einem mobilen Anhänger. Denn die Autofahrer haben ein Schild übersehen - oder zumindest falsch interpretiert.

Ganz oben ist dort ein "80"-Schild angebracht. Darunter das Schild "Überholverbot" und unter diesem wiederum ein weißes Zusatzzeichen mit einem Lkw, einem Bus und einem Pkw mit Anhänger. Und genau dieses Schild interpretieren viele Autofahrer falsch. Nämlich, dass Tempo 80 hier nur für diese speziellen Fahrzeuge gilt, nicht für alle.

Verkehrszeichen lesen: von oben nach unten

Natalie Meier von der Thüringer Autobahnpolizei sagt: "Dieses Verkehrszeichen sorgt für Verwirrung unter den Verkehrsteilnehmern. In der Regel empfehlen wir, Verkehrszeichen von oben nach unten lesen". Geregelt ist das in Paragraph 39 der Straßenverkehrsordnung. Dort steht: "(3) … Zusatzzeichen zeigen auf weißem Grund mit schwarzem Rand schwarze Sinnbilder, Zeichnungen oder Aufschriften, soweit nichts anderes bestimmt ist. Sie sind unmittelbar, in der Regel unter dem Verkehrszeichen, auf das sie sich beziehen, angebracht…"

Geblitzt wird nicht aus Schikane.

Natalie Meier, Pressesprecherin Autobahnpolizei

Gemäß der Straßenverkehrsordnung beziehen sich also Zusatzzeichen, so nichts anderes bestimmt ist, auf das unmittelbar angrenzende Verkehrszeichen und sind in der Regel unter den betreffenden Verkehrszeichen angebracht. Heißt: Auf der A9 am Hermsdorfer Kreuz ergibt sich eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 80 km/h für alle Fahrzeuge.

Eine Polizistin an einem Schreibtisch
Natalie Meier von der Autobahnpolizei Hermsdorf erklärt, wie man die Verkehrszeichen richtig liest. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Nur mobiler oder fester Blitzer am Hermsdorfer Kreuz in Betrieb

"Geblitzt wird nicht aus Schikane", sagt Natalie Meier, auch wenn das die meisten Autofahrer so sehen. Doch: langsamer fahren ist sicherer für alle: "Die Besonderheit hier ist, dass Hauptfahrbahn und Nebenfahrbahn auf diesem Streckabschnitt zusammengeführt werden; und dann von vier Fahrstreifen auf drei Fahrstreifen verengt wird. Da wir dort alle dieselbe Geschwindigkeit haben und es dort nicht zu Verkehrsunfällen kommt, sind dort die 80 km/h angebracht", sagt Meier.

Dazu kommt, dass der mobile Blitzer in Richtung Berlin nicht dauerhaft eingeschaltet ist. Denn schon unter der Brücke sind zwei feste Blitzer montiert. Allerdings sind nur diese in Betrieb - oder der mobile Blitzer. Denn in einer Entfernung von 2.000 Meter dürften nicht gleichzeitig zwei Blitzer aufgestellt werden, erklärt Natalie Meier.

Blick auf das Hermsdorfer Kreuz
Das Hermsdorfer Kreuz verbindet die Autobahnen A4 (Aachen-Görlitz) und die A9 (Berlin-München). Bildrechte: picture alliance/dpa | Bodo Schackow

Unfallkommission entscheidet über Tempolimit

Geschwindigkeitsbeschränkungen werden von der Autobahnpolizei nicht willkürlich verhängt. Eine Unfallkommission prüft zuvor, ob es tatsächlich nötig ist. Die Kommission besteht aus der Autobahn GmbH, der zuständigen Straßenverkehrsbehörde und der Autobahnpolizei. Wo besonders häufig Unfälle passieren, können verschiedene Gegenmaßnahmen greifen: etwa eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung oder eine nur bei Nässe.

Bauarbeiten bringen an einer Autobahn ein 120-Schild an
Seit die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 120 km/h begrenzt wurde, gibt es weniger Unfälle in der "Todeskurve" bei Schleiz. Bildrechte: MDR/Jörg Thiem

Wie sinnvoll das ist, zeigt das Beispiel A9 bei Schleiz in Richtung Berlin. In einer langen Kurve, umgangssprachlich schon als "Todeskurve" bezeichnet, gab es zahlreiche schwere Unfälle. Dort wurde die Geschwindigkeit auf 120 km/h beschränkt. "Mit Erfolg", freut sich Natalie Meier. "Seit einem Jahr haben wir dort keine größeren Unfälle mehr gehabt!"

Übrigens: Auch dieses Schild in Schleiz müssen Autofahrer von "oben nach unten" lesen. Denn über dem Tempolimit 120 ist das Zeichen einer Kurve angebracht. Sobald diese endet, darf auch wieder schneller gefahren werden.

MDR (nir)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | THÜRINGEN JOURNAL | 16. Januar 2025 | 19:00 Uhr

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