Städtebau Großbaustellen in Jena: Wie es dort weitergeht
Hauptinhalt
04. Januar 2025, 08:34 Uhr
In Jena werden an mehreren Stellen große Bauprojekte realisiert - etwa am Inselplatz, an der Alten Feuerwache oder dem Optischen Museum. Manche Projekte liegen im Plan, bei anderen gibt es Verzögerungen. Ein Überblick.
Bei einigen Großbaustellen in Jena haben sich die Bauzeiten deutlich verlängert. Auch die Kosten sind gestiegen. Grund dafür sind längere Lieferzeiten, teils fehlendes Personal und notwendige neue Gutachten.
Bauprojekt von Dotsource wird teurer
Letzteres betrifft vor allem das geplante neue Hauptquartier der Jenaer Digitalagentur Dotsource. Die e-Commerce-Firma baut auf dem Gelände der alten Jenaer Feuerwache. Vor einem Jahr hatte der Abriss der alten Gebäude zwischen Anger und Saalbahnhofstraße begonnen. Dort befanden sich früher eine Tankstelle und ein Gaswerk. Entsprechend stark kontaminiert war der Boden, mit Giften aller Art. Allein zwei Teergruben wurden entdeckt, so Dotsource-Geschäftsführer Christian Otto Grötsch. Die Sanierungskosten stiegen nach seinen Angaben von geplanten 600.000 Euro auf sechs Millionen Euro.
Zum Glück, so Grötsch, übernehme das Land die Kosten zu 90 Prozent. Eine neue Kostenerhebung für das Gesamtvorhaben gehe in Richtung 100 Millionen Euro. Durch die aufwendigen Sanierungsarbeiten auf der rund zwei Fußballfelder großen Fläche verzögert sich der Bau um etwa zwei Jahre. Grötsch rechnet mit Baubeginn für den neuen "Dotsource-Campus" samt 66 Meter hohen Wohnturm in zwei Jahren. Ende 2028 soll es bezugsfertig sein.
Optisches Museum: Neues technisches Verfahren
Mit Überraschungen hat auch das Deutsche Optische Museum zu kämpfen. Die Decken im historischen Gebäude am Carl-Zeiss-Platz halten nur 200 Kilogramm pro Quadratmeter, zu wenig für eine weitere öffentliche Nutzung. Deshalb werden die Decken, bevor der eigentliche Umbau zum neuen Museum beginnen kann, zunächst mit leichtem Carbon-Beton tragfähiger gemacht. Neuer Stahlbeton wäre zu schwer für das Gebäude, so Direktor Timo Mappes. Das Verfüllen mit Carbon-Beton sei ein neuartiges technisches Verfahren, das die TU Dresden entwickelt hat und wofür es auch den Deutschen Zukunftspreis gab. Laut Mappes ist es das erste Gebäude in Thüringen, das auf diese Weise ertüchtigt werde.
Anfang des Jahres soll es auch in der Baugrube für den geplanten Museumsanbau weitergehen. Die Pfahlwände für den modernen Anbau, den neuen Eingangsbereich des Museums, werden gesetzt. Öffnen sollen sich die Museumstüren in drei Jahren. Bei den kalkulierten Gesamtkosten für das neue Museum von insgesamt 57 Millionen Euro werde es voraussichtlich bleiben.
Zeiss-Neubau: beengte Verhältnisse im Umfeld der Baustelle
Eine Baustelle noch einmal ganz anderer Dimension ist der rund 500 Millionen Euro teure neue Zeiss-Hightech-Standort in der Nähe des Jenaer Westbahnhofs. Dort geht's schon hoch hinaus. Der Rohbau sei zu 90 Prozent abgeschlossen, so Projektleiter Marc Weimann. Mit Hochdruck werde derzeit an den Fassaden gearbeitet und auch beim technischen Ausbau gehe es sukzessive voran. Rund 500 Bauarbeiter sind dort momentan beschäftigt. Mitte des Jahres werden es laut Weimann mindestens doppelt so viele sein, weil dann überall auf der Riesenbaustelle Handwerker tätig sind. Möglichst viele von ihnen sollen aus der Region kommen.
Als große Herausforderungen bezeichnet Weimann die Materiallagerung in dem beengten Umfeld sowie die Handwerkerversorgung und -unterbringung. Nach seiner Aussage werde der futuristische Neubau bis Ende 2027 bezugsfertig sein. Nach und nach sollen dann gut 2.000 Zeiss-Mitarbeiter aus Verwaltung, Forschung und Produktion dort einziehen.
Uni-Campus Inselplatz: Erste Gebäude werden bald übergeben
Nach vielen Verzögerungen seit Baubeginn 2020 geht es nun auch am neuen Uni-Campus Inselplatz voran. Die ersten beiden Gebäude für das Rechenzentrum und die Fakultät für Mathematik und Informatik werden in den nächsten Wochen übergeben.
Weiter gebaut wird noch am 60 Meter hohen Turm, in dem künftig das Institut für Psychologie seinen Sitz hat, und an der Teilbibliothek der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) für "Naturwissenschaften und Vorklinikum". Auch eine öffentliche Cafeteria entsteht. Frühestens 2026 sollen die restlichen Gebäude fertig sein. Die Gesamtkosten sind von ursprünglich veranschlagten 190 Millionen Euro auf insgesamt 230 Millionen Euro gestiegen. Nach Angaben des Thüringer Landesamts für Bau und Verkehr kommt ein Drittel davon aus Fördertöpfen der EU.
FLI errichtet gigantisches Forschungs- und Laborgebäude
Eine weniger sichtbare Großbaustelle gibt es im Norden der Stadt. Dort lässt das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) an seinem Jenaer Standort ein gigantisches Forschungs- und Laborgebäude errichten. Ende 2021 wurde der Grundstein für das 180 Meter lange und 40 Meter breite viergeschossige Gebäude gelegt. Nach Angaben des mit dem Bau beauftragten Thüringer Landesamts für Bau und Verkehr (TLBV) sind die Arbeiten am Rohbau, inklusive der Fassade, inzwischen abgeschlossen. Derzeit gehe es im Inneren weiter. Die Ausbauarbeiten aller Gewerke - von Heizung über Lüftung, Sanitär und Elektro - sind in vollem Gange.
Auf einer Gesamtnutzfläche so groß wie 600 Klassenzimmer sollten ursprünglich ab 2025 etwa 130 Institutsmitarbeiter zu bakteriellen Infektionskrankheiten von Nutztieren, sogenannten Zoonosen, forschen. Entsprechend hoch sind die Sicherheitsanforderungen für den gesamten, 200 Millionen Euro teuren Komplex, der kaum Türen und Fenster hat. Laut Landesamt für Bau und Verkehr kann der avisierte Kostenrahmen aufgrund von Materialpreissteigerungen und Planungsanpassungen, teilweise bedingt durch Vorschriftenänderungen, absehbar nicht gehalten werden. Über die voraussichtlichen Mehrkosten und den neuen Einzugstermin wurden keine Angaben gemacht.
MDR (prell/dr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 04. Januar 2025 | 19:00 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/8270e4e3-b595-4a3d-9f02-b402e3d4f185 was not found on this server.