Ein Vater spielt mit seinem Baby, im Hintergrund tobt ein zweites Kind.
Mehr Zeit für den Nachwuchs: Laut Statistischem Bundesamt nehmen immer mehr Väter Elternzeit, wenn auch auf einem viel geringeren Niveau als Mütter. Bildrechte: IMAGO / photothek

Familie Jenas Väter gehen am häufigsten in Elternzeit

07. Januar 2024, 16:28 Uhr

Seit 17 Jahren haben Eltern die Möglichkeit, gemeinsam oder nacheinander mit ihrem kleinen Kind eine berufliche Auszeit zu nehmen. Elternzeit heißt dieser gesetzlich garantierte Anspruch. In dieser Zeit bekommen sie Elterngeld. Noch immer gehen mehr Frauen als Männer in Elternzeit. Aber langsam kommt Bewegung rein. Jena ist Spitzenreiter beim Anteil der Väter, die Elternzeit nehmen.

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Seit ein paar Jahren arbeitet Markus Schlevogt bei Dotsource, einem großen Jenaer Software-Unternehmen. Der Fotograf und Kameramann ist aber auch junger Vater. Also nahm er insgesamt drei Monate Elternzeit, weil ihm, wie er sagt, Familie seit jeher wichtig ist.

"Entsprechend war mir das auch total wichtig, ganz viel von meinem Kind zu erleben", erzählt er. "Die ersten Schritte haben wir dabei gesehen. Wenn ich von anderen höre, die dann irgendwo auf Dienstreise oder im Büro waren, und die Frau erzählt dann beim Abendessen, was heute alles Neues passiert ist, dann wollte ich genau das nicht haben, sondern ich wollte das live erleben."

Elternzeit für Väter: Thüringen knapp über Bundesschnitt

Markus Schlevogts Entscheidung ist in Jena nicht selten. Denn wenn es um Elternzeit geht, dann hat die Stadt mit 35,2 Prozent hierzulande sogar den höchsten Väteranteil. Zum Vergleich: Thüringenweit liegt er bei 28,4 Prozent, der Bundesdurchschnitt bei 26,1 Prozent.

Allerdings nehmen Männer statistisch deutlich weniger Elternzeit als Frauen: nur ein bis drei Monate. Auch bei der Firma Dotsource ist das der Durchschnittswert. Wie in vielen anderen Jenaer Firmen auch werden Eltern hier ermutigt, eine Auszeit mit dem Nachwuchs zu nehmen, erklärt Personalmanagerin Nadine Huber: "Wir sind ein sehr junges Unternehmen. Der Altersdurchschnitt unserer Mitarbeiter liegt bei 32 Jahren. Das ist das Alter, wo die meisten auch das erste Mal Eltern werden und deswegen ist es auch Teil unseres Tagesgeschäfts, Elternzeitanträge zu bearbeiten."

Vergleichsweise junge Bevölkerung in Jena

Jena hat eine vergleichsweise junge Bevölkerung mit hohem Akademikeranteil. Dazu viele IT-Unternehmen, fast 10.000 Hochschulmitarbeiter und mehr als 20.000 Studenten. Letztere tragen auch zu Jenas hohem Väteranteil bei der Elternzeit bei.

Den Studierenden wird es recht leicht gemacht, in Elternzeit zu gehen, sagt Uwe Cantner, Vizepräsident der Universität Jena: "Die Studierenden, die Mütter und Väter, können natürlich beantragen, dass sie in Elternzeit gehen wollen. Das wird dann auch genehmigt und zugelassen und dann gibt es da begleitende Angebote im Sinne von verlängerten Prüfungszeiten und verlängerte Studienzeiten. Da nimmt man natürlich Rücksicht."

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Wertewandel in Familien zu beobachten

Die Haltung der Hochschule in Jena macht es leichter, auch für Männer. Wissenschaftliche Untersuchungen, warum ausgerechnet Jena einen höheren Väteranteil bei der Elternzeit hat, gibt es nicht. Uni-Vizepräsident Cantner erklärt es sich mit dem Wertewandel in den Familien hin zu mehr selbstverständlicher Teilhabe der Männer. Und dieser Mentalitätswechsel sei in den linksliberal-akademischen Milieus Jenas besonders ausgeprägt.

Trotzdem bleibt ein Wermutstropfen: 17 Jahre nach Einführung des Rechtsanspruchs auf Elternzeit liegt die Hauptbetreuungslast nach wie vor bei den Müttern.

MDR (one/mm)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 07. Januar 2024 | 19:00 Uhr

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