Kreis Greiz Regelschule Auma gesichert - Münchenbernsdorf hofft auf Lehrer

19. Januar 2023, 16:03 Uhr

Die Regelschule "Franz Kolbe" in Auma (Landkreis Greiz) bleibt erhalten. Dabei hatte die Schule noch vergangenen Schuljahr wegen Lehrermangels mit dramatischem Unterrichtsausfall zu kämpfen. Nach einer Petition verbesserte sich die Situation an der Schule. Noch nicht zufriedenstellend ist die Situation dagegen an der Regelschule Münchenbernsdorf.

Die Stimmung ist gelöst. Gut gelaunt sitzen Vertreter von Schule, Eltern und Stadtrat in einem Klassenzimmer der Regelschule "Franz Kolbe" im Landkreis Greiz. "Die Regelschule in Auma bleibt erhalten", sagt Landrätin Martina Schweinsburg gleich zu Beginn des Treffens.

Zwar stand der Schulstandort nie wirklich zur Diskussion - angesichts des massiven Unterrichtsausfalls vor einem Jahr und der damit verbundenen Unsicherheit bei Schülern und Eltern hatte die Schule jedoch alles andere als einen guten Ruf. Immer mehr Familien suchten nach Alternativen für ihren Nachwuchs.

Viele Fächer lange Zeit nicht angeboten

Und das hatte einen Grund: Schon zu Beginn des Schuljahres 2021/22 konnten 80 Wochenstunden nicht abgedeckt werden, wie aus der Petition an den Thüringer Landtag hervorgeht. Die Schule war offiziell nur mit 9,73 von 13,17 Vollkräften besetzt. Wegen eines langzeitkranken Lehrers und einer Lehrerin in Elternzeit fielen noch einmal zwei Pädagogen weg.

Viele Lehrer unterrichteten querbeet in fremden Fächern. Technisches Werken, Wirtschaft-Recht-Technik (WRT), Natur-Technik, Biologie, Astronomie, Religion und Geschichte wurden lange Zeit gar nicht angeboten. "Das war schlimm", erinnert sich Mandy Böhme, Elternsprecherin der achten Klasse. "Wenn ich unterwegs war und andere Eltern traf, sagten viele: 'Nach Auma geht mein Kind mal nie in die Schule'."

Petition gegen massiven Unterrichtsausfall

Ein Teufelskreis: Wegen des schlechten Rufs der Schule wurde wohl so manches Kind lieber aufs Gymnasium geschickt als auf die zum Leistungsniveau passendere Regelschule. Die Schülerzahl ging zurück - trotz des Engagements der Lehrer, die nach Auskunft der Aumaer Stadträtin Iris Seidel (CDU) bis zu sechs Fächer unterrichteten: "Diese Leistung muss man hoch anrechnen."

Doch nun geht es voran. "Es lohnt sich für die Grundschüler aus Auma und Umgebung, hierher zu kommen, in eine Regelschule mit Zukunft", sagt Ulli Schäfer, der vor einem Jahr die Petition gegen den massiven Unterrichtsausfall ins Leben gerufen hatte. 5.720 Unterschriften sammelte Schäfer gemeinsam mit Eltern und Lehrern. Auch Unternehmen wurden abgeklappert. Die Resonanz sei groß gewesen, sagt Markus Kertscher vom Kreis der Mittelstands- und Wirtschaftsunion: "Deren künftige Auszubildenden kommen schließlich von der Regelschule." Und ohne Bio, Chemie oder WRT fällt so mancher Berufswunsch flach, die Wissenslücken bei den Azubis in spe wären zu groß.

Inzwischen werden alle Fächer abgedeckt

Aktuell werden an der Regelschule Auma wieder 195 von 205 Schulstunden pro Woche unterrichtet und alle Fächer abgedeckt, heißt es. Gegen Ende des vergangenen Schuljahres kamen zwei Seiteneinsteiger dazu, die Mathe und Physik, aber auch WRT und Werken unterrichten. Auch der langzeiterkrankte Lehrer ist zurück, der Schulleiterposten wieder besetzt.

Peter Hubrich, ebenfalls Elternsprecher der Achtklässler, ist davon überzeugt, dass die Petition dazu beigetragen hat. "Das hat sicher Druck aufgebaut", glaubt Hubrich, dessen großer Sohn im vergangenen Jahr zeitweise weniger Unterricht hatte als ein Grundschulkind.

Tag der offenen Tür am 28. Januar

Doch nun bessert sich die Übertrittsquote von Grund- an Regelschule wieder. "Die Eltern haben weniger Angst vor Unterrichtsausfall und entscheiden danach, was der bessere Weg ist fürs Kind", freut sich Grundschulrektorin Uta Spreda. Die Kinder der Elternsprecher Böhme und Hubrich fühlen sich wieder wohl an der Regelschule: "Ein Hoch auf die Lehrer!" Am 28. Januar öffnet die Regelschule in Auma ihre Türen für interessierte Grundschüler zum Tag der offenen Tür.

Unbesetzte Lehrerstellen in Münchenbernsdorf

Deutlich weniger rosig sieht es an der Regelschule Münchenbernsdorf aus, die bis zum vergangenen Schuljahr gemeinsam mit der Regelschule von einem Schulleiter gemeinsam verwaltet wurde. Zwar wurde auch dort der Rektorenposten neu besetzt - nicht aber die Stellen von langzeiterkrankten Lehrern oder einer Lehrerin in Elternzeit. "Bildungsminister Holter hat gut begründete Ideen, aber wenn das Schulamt nicht dahintersteht, geht es nicht voran", sagt Petent Schäfer, der in Münchenbernsdorf für die CDU im Stadtrat sitzt. Ihn wurmt, dass trotz der langen Abwesenheit von Lehrern keine Vertreter kommen. So werde in Münchenbernsdorf aktuell in den Klassen Fünf bis Acht kein Geschichte unterrichtet. In WRT gab es zuletzt nur drei Schulstunden - im ganzen Schuljahr.

Kritik an bürokratischen Hürden

Überhaupt nicht nachvollziehbar seien die langen Bearbeitungszeiten bei Bewerbungen. Laut Schäfer hat sich im März 2022 eine Lehrerin auf den Posten der stellvertretenden Schulleiterin beworben. "Sie hat bis heute keine Antwort."

Auch Bewerber, die die engagierte Truppe um Schäfer für den Schulstandort selbst akquiriert hatte, mussten monatelang auf eine Rückmeldung warten. Und die Krönung seien die Kosten für eine Gehaltsabfrage: "150 Euro muss ein Bewerber zahlen um zu erfahren, wie viel er verdienen wird, um zwei naturwissenschaftliche Fächer zu unterrichten. Der hat dankend abgelehnt." Auch Seiteneinsteiger seien nicht immer die ideale Lösung, wenn ihnen das pädagogische Handwerkszeug fehle, ist sich Schäfer sicher. "Es gibt sicher tolle Beispiele, aber eben auch andere Fälle..."

"Schulamt muss Stellen rechtzeitig ausschreiben"

Mit der Petition hatte die Gruppe aus Auma und Münchenbernsdorf auch Lösungsvorschläge unterbreitet. "Die Vertretungsreserve muss umgesetzt werden. Und das Schulamt muss Stellen rechtzeitig ausschreiben", sagt Schäfer und verweist auf ein Beispiel, wo ein Chemielehrer seinen Weggang im September angekündigt hatte. Seine Stelle wurde im Februar ausgeschrieben - drei Tage, bevor er die Schule verließ.

Die Petenten wollen dranbleiben am Thema Lehrermangel, denn aufgrund des hohen Altersdurchschnitts an den Schulen wird es in den kommenden Jahren darum gehen, neue Kollegen für das ländliche Ostthüringen zu gewinnen. Das Schulamt Ostthüringen sucht aktuell mehr als 200 Lehrer und sonderpädagogische Fachkräfte. Die ältesten Ausschreibungen stammen aus Januar 2021. Gesucht werden unter anderem auch ein Mathelehrer für Auma und zwei Lehrer für Englisch und Chemie in Münchenbernsdorf.

MDR (hey, mm)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 19. Januar 2023 | 11:30 Uhr

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