Ehrenamt Thüringer des Monats: Bernd Himmerlich aus Gera unterstützt seit zwölf Jahren Schülerinnen und Schüler
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31. Januar 2025, 12:11 Uhr
Bernd Himmerlich aus Gera hat den Landesverband "Seniorpartner in School" mit aufgebaut. Die Seniorinnen und Senioren unterstützen Kinder und Jugendliche etwa beim gewaltfreien Lösen von Konflikten und helfen in herausfordernden Lebenssituationen. Für sein Engagement wurde Bernd Himmerlich als Thüringer des Monats Januar ausgezeichnet.
Sie bauen Brücken zwischen Generationen, unterstützen Kinder und Jugendliche beim gewaltfreien Lösen von Konflikten, helfen in herausfordernden Lebenssituationen: die "Seniorpartner in School". Den Thüringer Landesverband hat Bernd Himmerlich vor mehr als zwölf Jahren mit gegründet. Inzwischen ist das Netzwerk weit über Gera hinaus gewachsen.
Die Senior-Partner - Frauen und Männer, die in der Mehrzahl das Alter von 65 Jahren überschritten haben - sind Ansprechpartner an Schulen in Ost-, Nord- und Mittelthüringen. Im Süden kommen weitere Schulen hinzu.
Sportliches Ehrenamt gesucht und gefunden
Im Bereich Leistungssport war Bernd Himmerlich lange Zeit aktiv. Und als der frühere Polizist aus dem Berufsleben ausschied, suchte er eine neue Herausforderung. Die Ehrenamtszentrale ist seine Anlaufstelle gewesen, der Wunsch: Übungsleiter in einer Sportgemeinschaft. Gesucht wurden aber gerade Menschen, die ein Netzwerk der "Seniorpartner in School" für Thüringen aufbauen wollen.
Ich habe es nicht bereut.
"Das hat mir gut gefallen", sagt der heute 72-Jährige, "ohne im Detail zu wissen was auf mich zukommt und welchen Umfang es mal einnehmen wird. Und ich habe es nicht bereut." Bernd Himmerlich ist als Ehrenvorsitzender des Vereins stolz darauf, wie sich das Projekt bis heute entwickelt hat. Und die Auszeichnung als "Thüringer des Monats" sieht er deshalb auch stellvertretend für die rund 55 in Schulen engagierten Seniorinnen und Senioren.
Geraer Ostschule wurde vom Pilot- zum Vorzeigeprojekt
Wir treffen Bernd Himmerlich in der frisch sanierten Geraer Ostschule, einer Gemeinschaftsschule, an der rund 730 Kinder und Jugendliche von der ersten bis zur zehnten Klasse lernen. Sie trägt auch den Titel Europaschule. Hier und an einer weiteren Geraer Schule haben die Seniorpartner im April 2013 ihre Arbeit begonnen, damals war es noch eine reine Regelschule.
An einem Tag in der Woche sind zwei Seniorpartner in der Schule, um kleinere oder auch mal größere Streitigkeiten zu schlichten. Sie sind Ansprechpartner in der großen Pause auf dem Schulhof und stehen als geschulte und empathische Mediatoren in einem geschützten Raum bei Fragen, Sorgen und für Konfliktlösungen zur Verfügung.
Kleine Streitigkeiten zwischen Schülerinnen und Schülern sind nicht ungewöhnlich. Die Seniorinnen und Senioren geben den Kindern und Jugendlichen mit auf den Weg, dass ein Streit nach Möglichkeit immer gewaltfrei gelöst werden kann und soll. Für Vertrauensverhältnis ist es gut, dass sie zur Generation Großeltern gehören.
Für Englisch-Lehrerin Simone Woyan leisten die Senioren damit einen wichtigen Beitrag. Sie nehmen sich die Zeit, für einzelne Kinder da zu sein, sagt sie. "Das schaffen wir [Lehrer] nicht jeden Tag und nicht in jeder Situation, in der es nötig wäre." Dem Vorbild der Geraer Ostschule folgen inzwischen mehr als 20 Schulen in verschiedenen Regionen im Osten, Norden, der Mitte und im Süden Thüringens.
Größeres Netzwerk und vielschichtigere Arbeit
Bernd Himmerlich ist regelmäßig im Land unterwegs, um neue Partner für das Projekt "Seniorpartner in School" zu gewinnen. An Schulen, in Schulämtern und bei Trägern des gesellschaftlichen Lebens führt er Gespräche. Jede neue Schule im Netzwerk braucht ein Team von Senioren, das dort als Mediatoren arbeitet. Diese müssen geschult und betreut werden, denn die zu lösenden Aufgaben sind über die Jahre vielschichtiger geworden.
Die gesellschaftliche Entwicklung geht nicht spurlos an Schule vorüber - an erster Stelle der Einfluss der Sozialen Medien, in Einzelfällen auch Gewaltkriminalität und Drogenkonsum. Mehr Betreuungsbedarf gibt es durch das Thema Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen.
Seit rund zehn Jahren ist auch die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den Klassen angestiegen. Und schließlich sollen die Seniorpartner auf Anzeichen einer möglichen Gefährdung des Kindeswohls achten und bei Erfordernis mit der gebotenen Sensibilität Informationen an zuständige Stellen weitergeben.
Um dem gewachsen zu sein, sieht Bernd Himmerlich neben den Schulungen auch die Supervision als eine seiner wichtigen Aufgaben. Er spricht bei schwierigen Fällen mit den Seniorpartnern noch einmal über den Verlauf und das Ergebnis ihrer Mediationen.
Aktion "Thüringer des Monats"
"Thüringer des Monats" ist eine Aktion von MDR THÜRINGEN und der Thüringer Ehrenamtsstiftung. Seit 1994 wird die Auszeichnung vergeben. Das Engagement von Menschen, die in ehrenamtlicher Arbeit Außergewöhnliches geleistet oder sich in besonderer Weise für Mitmenschen in Thüringen eingesetzt haben, wird hiaermit besonders gewürdigt.
Eine Jury aus Hörfunk- und Fernsehjournalisten von MDR THÜRINGEN sowie der Thüringer Ehrenamtsstiftung hat die Qual der Wahl: Jeden Monat gehen viele Bewerbungen ein - per E-Mail oder per Post. Aber nur eine oder einer kann mit dem Titel "Thüringer des Monats" ausgezeichnet werden. Die Jury macht es sich mit der Entscheidung nicht leicht, denn eigentlich hat jede(r) Kandidat(in) diese Auszeichnung verdient.
Im Dezember wird dann aus den zwölf Thüringern des Monats von den Hörern von MDR THÜRINGEN, den Zuschauern des MDR THÜRINGEN JOURNAL sowie den Nutzern von MDR.DE der "Thüringer des Jahres" gewählt und im festlichen Rahmen im MDR LANDESFUNKHAUS THÜRINGEN in Erfurt ausgezeichnet.
MDR (caf)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 31. Januar 2025 | 18:00 Uhr
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