Martinsgrund Wie die Parkeisenbahn Gera Nachwuchs gewinnt
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16. Januar 2025, 13:31 Uhr
Wer sich für Züge und Eisenbahnen interessiert, ist bei der Parkeisenbahn im Tierpark Gera genau richtig. Hier können Kinder und Jugendliche Weichen und Signale stellen sowie Fahrgäste abfertigen. Dafür muss man allerdings erst einmal eine Prüfung bestehen.
Wenn Erwachsene ihre Modellbahnen rangieren, die perfekte Lichtsignal-Technik für die Eisenbahn installieren und dabei ein Stück weit wieder zu Kindern werden, ist das für viele schwer nachvollziehbar. Und dennoch: Diese Menschen erhalten Traditionen und bringen ein Stück Vertrautheit in unsere moderne Welt. Menschen wie Hans-Joachim Lassmann, das Gesicht der Geraer Parkeisenbahn.
"Schreib das bloß nicht so", ruft er gleich energisch. "Ich mach das doch hier nicht alleine!" Das stimmt. Elf Kinder und Jugendliche sorgen derzeit dafür, dass die kleine Bahn in der Saison täglich durch den Tierpark im Geraer Martinsgrund tuckert. Doch einer muss den Hut aufhaben, seine Leidenschaft einsetzen - und die künftigen Nachwuchs-Parkbahner vom schönsten Hobby der Welt begeistern.
Große Verantwortung für junge Eisenbahn-Fans
Sechs Jungs sind heute Nachmittag zum Bahnhof Wolfsgehege gekommen, alle mit eben dieser besonderen Bahn-Leidenschaft. So wie Luca. Der zehnjährige würde sogar von Stadtroda bis Gera fahren, so wichtig ist ihm die Sache. "Ich wollte schon lange dabei sein. Man kann Signal und Weichen stellen - und man hat eine große Verantwortung!"
Ich will schon so lange dabei sein!
Luca ist schon mal gebongt - als neuer Nachwuchsbahner. Die anderen nehmen die Anmeldungen mit nach Hause, besprechen sich mit ihren Eltern. Denn "Parkeisenbahner" wird man nicht mal so nebenbei. Bis zum Saisonstart am 1. April gibt’s jeden Dienstag von 15 bis 16 Uhr eine Lehrstunde.
Dann wird die Prüfung geschrieben, die das Eisenbahnbundesamt abnimmt. "Wer Freude an der Bahn hat und halbwegs gut rechnen und schreiben kann, der schafft das schon"; sagt Hans-Joachim Lassmann.
Von der Parkeisenbahn zur Deutschen Bahn
Zachary Nastke hatte es damals auch geschafft. Heute ist der 23-Jährige Lokführer bei der Deutschen Bahn - ein Vorbild für die Jungs.
Trotz seines festen Jobs mit Schichtdiensten ist Zachary oft bei der Parkeisenbahn, wie viele andere "Ehemalige" auch. Mancher ist Mitglied im Förderverein. "In der Ausbildung habe ich auch gelernt, auf Menschen zuzugehen. Ich habe Freunde gefunden - und eben meinen Job als Lokführer."
Die Ausbildung bei der Geraer Parkeisenbahn ist ein lebensebnender Weg.
Die schienenführenden Unternehmen, also alle Eisenbahn- und Straßenbahnunternehmen, profitieren von den insgesamt elf deutschen Parkeisenbahnen. Denn viele der "kleinen" Parkeisenbahner bleiben später in dem Metier und finden dort ihren Traumjob.
Auch in den Ferien auf den Gleisen unterwegs
Parkeisenbahner werden - das muss man wollen. 40 Dienst-Tage im Jahr stehen auf dem Plan, auch in den Ferien. Auch eine Tauglichkeitsuntersuchung beim Gesundheitsamt muss vor Ausbildungsstart sein. Wer aber seine 40 Dienste schafft, der darf bei der besonderen Ausfahrt zum Jahresende teilnehmen. So ging's etwa schon ins S-Bahn-Betriebswerk Berlin-Erkner.
"Ja, es ist Arbeit. Für machen wird es am Anfang anstrengend", weiß Hans-Joachim Lassmann. "Aber: Man bekommt viel Erfahrung, Freude und Freunde zurück - und eine zweite Familie." Und diese Freude und den Zusammenhalt, das spürt man bei jeder Fahrt mit der kleinen Bahn auf knapp einem Kilometer durch den Geraer Tierpark.
Seit ihrer ersten Tour 1975 waren bereits 2,3 Millionen Menschen auf der Bahn unterwegs - allesamt betreut von den jungen Parkeisenbahnern. Und wenn sie dann am 1. April wieder in die Saison startet, sind Luca, Oskar oder Noah hoffentlich als neue Nachwuchsbahner dabei, stellen Signale und Weichen und haben dabei viel Spaß.
MDR (nir/cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | THÜRINGEN JOURNAL | 14. Januar 2025 | 19:00 Uhr
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