Hilfe für kranke Haustiere Hund, Katze, Kaninchen: Wann ist ein Notfall bei einem Tier ein Notfall?
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18. April 2023, 05:00 Uhr
Es ist eine Gratwanderung zwischen "aus einer Mücke einen Elefanten machen" und einen "Notfall verpennen". Wann also wird ein Fall zum Notfall - was könnten Tierbesitzer tun, um das richtig einzuschätzen?
- Wann spricht man bei einem Haustier von einem Notfall?
- Wann wird der Zwischenfall zum Notfall?
- Was ist kein Notfall bei einem Haustier?
Wann ist bei einem Haustier ein Fall ein Notfall?
Der Suhler Tierarzt Jens Hübner fragt bei Notfällen am Telefon immer: "Welchen lebensbedrohlichen Zustand sehen Sie?". Machmal sei dann schon klar: Es ist kein Notfall, dass gerade das Futter ausgegangen ist.
Doch er habe immer das Tierschutzgesetz im Ohr: "Schmerzen, Leiden und Schäden sind zu verhindern". Außerdem habe er den Grundsatz: "Lieber habe ich es gesehen und es ist nicht so schlimm, als zu sagen: Hätten Sie mal lieber…" Sämtliche Augenverletzungen durch Funkenflug beim Grillen oder Streunen durch Hecken und Verletzungen mit Hornhaut sind Hübner "heilig". Das sollte sich ein Tierarzt anschauen. Außerdem könnte es ein Notfall sein bei:
- Tier bekommt keine Luft
- Tier liegt schlapp rum und kommt nicht hoch
- Tier ist bewusstlos
- Tier blutet stark aus einer Wunde oder hatte zum Beispiel einen Verkehrsunfall, einen Kampf mit einem Wildschwein, wurde durch Ast, Pfahl, spitzen Gegenstand verletzt oder von anderem Tier gebissen
- Tier hat einen Fremdkörper verschluckt
- Tier wurde vergiftet oder hat etwas Gefährliches oder Giftiges gefressen/gesoffen
- Tier krampft oder hat einen epileptischen Anfall
- Tier hat helle oder blasse Schleimhäute
- Tier kann nicht Wasserlassen oder hat blutigen Durchfall
- Tier erbricht Blut
- Tier ist gelähmt
- Tier hat sich verbrüht oder verbrannt
- Tier hat einen Hitzschlag im Sommer (nach einer Wanderung ohne Wasser oder nach einer Zeit im Auto)
Wenn der Zwischenfall zum Notfall wird
"Wenn ich sehe, es führt in eine Krise, die mit Leben nicht zu vereinbaren ist, muss ich als Tierbesitzer Hilfe holen", sagt Hübner. Wenn gut eingestellte Herzpatienten bei 30 Grad nicht klar kommen, könne man das bei einem Termin unter der Woche einstellen. Sei es akut, man denkt das Tier überlebt es nicht, wird es zum Notfall.
Hat ein Hund einen zehnsekündigen Krampfanfall, könne man das beobachten und am nächsten Tag zum Arzt. Dauere der Anfall 20 Minuten wird er zum Notfall - dann kann es eng werden. Hat ein Tier einen Riss, eine Stichwunde, wurde gebissen oder es steckt ein Ast im Körper - lieber gleich zum Arzt. "Ich nähe lieber eine frische Wunde als nach drei Tagen Gewebe zu entfernen und eine frische Wunde zu schaffen", so Hübner.
Was ist kein Notfall?
Aus Sicht der Tierärzte sollten nur Fälle im Notdienst vorgestellt werden, die lebensbedrohlich seien und bei denen man nicht abwarten könne, so Hübner. Er ärgert sich regelmäßig über Dinge, die schon drei Tage im Gange seien: Das Meerschweinchen frisst seit drei Tagen nicht, der Hund hat seit drei Tagen Durchfall. Wer damit jedoch in den Notdienst komme, habe laut neuer Gebührenordnung schon mal 50 Euro Pauschale zu zahlen - dazu den zwei- bis vierfachen Gebührensatz. "Da kostet der Schnupfen 150 Euro und es ist noch nicht viel gemacht". Das sorgt für Frust auf beiden Seiten. In jedem Fall empfiehlt die Praxis den Tierbesitzern inzwischen eine Tierkrankenversicherung, die auch Notdienste abdeckt.
Erste-Hilfe für Haustiere
Vor Corona hat die Praxis in Suhl Erste-Hilfe-Kurse für die Tierbesitzer angeboten. Das sei nun nach Corona auch wieder denkbar. An einem Hundemodell beispielsweise wird Beatmung geübt, Herz-Druck-Massage und die Erstversorgung stark blutender Wunden. Auch andere Praxen oder Hundeschulen bieten solche Kurse an.
MDR (ifl)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 18. April 2023 | 16:40 Uhr