Unstrut-Hainich-Kreis Trauer nach tödlichem Unfall: Freunde erinnern in Mühlhausen an die Opfer

03. April 2023, 21:39 Uhr

Nach dem schweren Unfall bei Bad Langensalza soll Dienstag und Mittwoch der Opfer gedacht werden. Indes ermittelt die Polizei wegen Verdachts auf ein Tötungsdelikt und geht mehreren Hinweisen von Zeugen nach.

Nach dem schweren Unfall mit sieben Toten bei Bad Langensalza ermittelt die Polizei wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts.

Eine Polizeisprecherin sagte, mit einem Laborergebnis der Blutprobe des mutmaßlichen Unfallverursachers könne voraussichtlich erst Mittwoch gerechnet werden. Hintergrund sei, dass diese nicht im Krankenhaus ausgewertet wird, sondern in der Gerichtsmedizin. Der mutmaßliche Unfallverursacher konnte bislang noch nicht vernommen werden.

Die Polizeisprecherin bestätigte MDR THÜRINGEN außerdem, dass der 45-jährige Mann bereits seit 2007 ohne Führerschein ist. Zu den Gründen wurde nichts mitgeteilt.

Gutachter untersucht ausgebrannte Fahrzeuge

Zudem haben sich laut Polizei eine Reihe von Zeugen gemeldet, die sich zum Unfallhergang oder zum Geschehen vorher äußern wollen. Alle Hinweise und Informationen würden geprüft.

Das Gutachten eines Sachverständigen steht laut Polizei noch aus. Er habe Spuren vor Ort gesichert und müsse nun die ausgebrannten Fahrzeuge begutachten. Teil der Ermittlungen ist auch, wieso die Autos sofort Feuer fingen.

Freunde planen Gedenken in Mühlhausen

In den Wohnorten der Verstorbenen sind Schock und Trauer groß. In Mühlhausen organisieren Freunde der 19-jährigen Verstorbenen für Dienstagabend ein Gedenken in der Innenstadt. Gegen 17:30 Uhr wollen sie Blumen, Fotos und Kerzen auf dem Mühlhäuser Untermarkt niederlegen. An der Jugendkirche hatten Freunde der Unfallopfer bereits am Sonntagabend Kerzen angezündet.



Am Mittwochabend, 18 Uhr, ist in der Mühlhäuser Divi Blasii-Kirche ein ökumenischer Trauergottesdienst geplant.

Der Landrat des Unstrut-Hainich-Kreises, Harald Zanker, ordnete für Dienstag Trauerbeflaggung an allen öffentlichen Gebäuden im Landkreis an. Alle sieben Unfallopfer kommen laut Polizei aus Thüringen - aus den Landkreisen Gotha, Eichsfeld, Unstrut-Hainich und Saalfeld-Rudolstadt.

Eine Person weiter in Lebensgefahr

Bei dem Unfall waren am späten Samstagnachmittag sieben Menschen ums Leben gekommen, drei wurden schwer verletzt. Eine Person schwebt nach wie vor in Lebensgefahr.

Der mutmaßliche Unfallverursacher hatte laut Polizei keinen Führerschein und war vermutlich betrunken. Der 45-Jährige und sein 34-jähriger Beifahrer überlebten schwer verletzt, ein 44-jähriger Mitfahrer starb.

Ihr Auto war in den Gegenverkehr geraten und gegen zwei andere Autos geprallt. Die Fahrzeuge gingen in Flammen auf. In einem Auto starben drei 19-jährige Männer und zwei gleichaltrige Frauen. In dem anderen Auto im Gegenverkehr kam ein 60-jähriger Mann ums Leben. Seine 73-jährige Beifahrerin konnte sich verletzt selbst aus dem Autowrack befreien.

Feuerwehr und Rettungsdienst an einem Unfallort.
Sieben Menschen kamen bei dem Unfall auf der B 247 ums Leben. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Silvio Dietzel

Kriseninterventionsteams im Einsatz

Für die Angehörigen der Unfallopfer sowie für die Rettungskräfte und Polizisten stehen weiterhin Kriseninterventionsteams bereit. "Ein tödlicher Unfall von diesem Ausmaß lässt sich schwer in Worte fassen", sagte der Einsatzleiter und Stadtbrandmeister von Bad Langensalza, Steven Dierbach.

19 Feuerwehrleute waren neben Rettungsdienst und Polizei im Einsatz. "Die Einsatzkräfte wollen Menschenleben retten. Das Schlimmste war, dass sie für sieben Leute nichts mehr tun konnten."

Bundesstraße seit Sonntagabend wieder frei

Nach dem Unfall war die Straße von Samstagabend bis Sonntagabend voll gesperrt. Die Polizei sicherte Spuren zum Unfall, anschließend wurden die beteiligten Fahrzeuge geborgen.

Weil die Straße an mehreren Stellen erhebliche Schäden erlitt, mussten anschließend Reparaturen vorgenommen werden. Seit Sonntagabend ist die Straße wieder frei, jedoch wurde die erlaubte Höchstgeschwindigkeit herabgesetzt.

Polizeigewerkschaft fordert nun härteres Durchgreifen

Die Deutsche Polizeigewerkschaft Thüringen fordert nach dem schweren Unfall ein härteres Durchgreifen bei Fahrten ohne Fahrerlaubnis. Fahrern, die sich ohne gültige Fahrerlaubnis hinters Lenkrad setzten, sollte das Auto "ohne Wenn und Aber" entzogen werden, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende, Dirk Weidenbach. "Das Fahrzeug sicherzustellen und in polizeiliche Verwahrung zu nehmen wäre ein hilfreiches Mittel - und wohl auch abschreckend für Fahrten ohne Fahrerlaubnis."

MDR (dr/mm)/dpa/AFP

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 03. April 2023 | 15:00 Uhr

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