Portrait vom Thüringer des Monats Januar Detlef Schmidt, im Hintergrund ein THW-Fahrzeug 2 min
Video: Sehen Sie hier einen Beitrag zum Thüringer des Monats Januar. Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk

Ehrenamt Nordhausen: Detlef Schmidt vom THW ist Thüringer des Monats Januar

26. Januar 2024, 21:03 Uhr

Detlef Schmidt vom THW-Ortsverband Nordhausen ist unser Thüringer des Monats Januar 2024. Der 53-jährige Familienvater hat Weihnachten sieben Tage und Nächte lang den Einsatz des Technischen Hilfswerks während des Hochwassers an der Helme in Sundhausen und Windehausen geleitet.

Stellvertretend für die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer, die an der Helme, Wipper und Zorge, der Nahe, Schleuse und Werra oder auch an der Unstrut und der Weißen Elster im Einsatz waren, haben wir Detlef Schmidt vom THW-Ortsverband Nordhausen gemeinsam mit der Thüringer Ehrenamtsstiftung ausgezeichnet.

Weihnachtshochwasser verlangt allen alles ab

Seit zehn Jahren leitet Detlef Schmidt den Nordhäuser Ortsverband des THW. Das Weihnachtshochwasser 2023 war der bisher längste und aufwändigste Einsatz für ihn und die Kameradinnen und Kameraden im eigenen Kreisgebiet.

Der gelernte Zimmermann und studierte Architekt engagiert sich gemeinsam mit seinem Sohn Felix (THW-Jugend) bei den "blauen" Helfern. Sie werden von Tochter Fenja und Ehefrau Anne-Kristin im Hintergrund unterstützt. Zum Beispiel haben sie für die Helferinnen und Helfer zu Weihnachten einen großen Topf Suppe gekocht.

Detlef Schmidt aus Nordhausen
Detlef Schmidt vom Nordhäuser Ortsverband des THW nimmt die Auszeichnung für alle Hochwasserhelfer entgegen. Bildrechte: MDR/David Dienemann

Die Freude und den Dank für die überraschende Auszeichnung teilt Detlef Schmidt mit seinen Kameradinnen und Kameraden, von denen zu Weihnachten stets 25 bis 30 mit im Einsatz waren. Er wisse es zu schätzen, sagt er, dass sie immer wieder verlässlich bereit sind, ihre Freizeit für die Arbeit im THW einzusetzen, sogar zum Weihnachtsfest. "Danke an Euch und die ganzen 'Blauen', die immer dabei sind und natürlich an die anderen Helferinnen und Helfer, die zusammenstehen in solchen Katastrophen."

Weihnachten im Katastrophen-Einsatz

Am Samstag vor Heiligabend waren sie alarmiert worden, zunächst wegen des Hochwassers im Nordhäuser Ortsteil Sundhausen. Das bedeutete für sie: Weihnachten nicht bei der Familie, sondern im Einsatz zu sein. Es war für ihn das erste Weihnachtsfest, an dem er nicht in einer Kirche war. Selbst seinen 53. Geburtstag hatte Detlef Schmidt mitten in diesem Einsatz.

THW-Gelände Nordhausen
Das THW in Nordhausen war erst in Sundhausen, dann in Windehausen im Einsatz beim Hochwasser. Bildrechte: MDR/David Dienemann

Ganz Windehausen war ein See

Hoffnung dann am ersten Weihnachtstag kurz vor Mittag: In Sundhausen ging der Pegelstand zurück, der Einsatz dort konnte beendet werden. Keine halbe Stunde später wurde das THW erneut alarmiert. Jetzt stand Windehausen, ein Ortsteil der Landgemeinde Stadt Heringen/Helme, unter Wasser und sollte schnellstmöglich evakuiert werden.

Wegen eines stark angestiegenen Grundwasserpegels funktionierte die Abwasserentsorgung der Häuser nicht mehr und der Strom musste zur Sicherheit abgeschaltet werden. "Das ganz Dorf war eigentlich nur noch ein riesen See", erinnert sich Detlef Schmidt, "es waren keine Straßen mehr erkennbar, das Wasser stand bis zu 1,60 Meter hoch."

Die THW-Ortsverbände Rudolstadt/Saalfeld, Sondershausen und Apolda kamen zur Unterstützung. Unter anderem mit einer Großpumpe, mit der binnen weniger Stunden rund 3,5 Millionen Liter Wasser aus dem Ort auf anliegende Felder gepumpt werden konnten.

Detlef Schmidt aus Nordhausen als „Thüringer des Monats“ im Januar 2024 geehrt. Den bisher längsten Einsatz des THW Ortsverbandes im Heimatlandkreis hat Detlef Schmidt zu Weihnachten 2023 und an den Tagen danach geleitet. Wegen des Hochwassers im Nordhäuser Ortsteil Sundhausen und in der Ortslage Windehausen waren die ehrenamtlichen THW-Helfer statt das Weihnachtsfest in Familie zu feiern sieben Tage lang im Dauereinsatz. Zu den vielfältigen Aufgaben zählten das Ausleuchten der Einsatzbereiche, das Befüllen und der Transport von Sandsäcken, das Bereitstellen einer mobilen Tankanlage für Einsatzfahrzeuge, Hilfe bei der Evakuierung von Windehausen und der Einsatz von Wasserpumpen im Ort und zum Leerpumpen vollgelaufener Keller.
Detlef Schmidt aus Nordhausen erzählt Moderatorin Sina Reeder vom Gefühl, als in den leeren Häusern die Weihnachtsbäume schwammen: "Das geht ans Herz." Bildrechte: MDR/David Dienemann

Solidarität und Einsatz für die anderen

Für Barbara Rinke von der Thüringer Ehrenamtsstiftung ist Detlef Schmidt "das Gesicht für diesen wichtigen Einsatz". Das zeige: "In Zeiten, wo in Deutschland an vielen Stellen Unzufriedenheit herrscht, wenn es darauf ankommt, dann ist bei uns in Stadt und Landkreis Solidarität angesagt. Und dafür steht Ihr. Das finde ich ganz wunderbar, dass wir uns dann alle miteinander unterhaken und dann wird geholfen. - Ihr wart gut vorbereitet und dann konnte es losgehen, als es darauf ankam."

In Zeiten, wo in Deutschland an vielen Stellen Unzufriedenheit herrscht, wenn es darauf ankommt, dann ist bei uns in Stadt und Landkreis Solidarität angesagt.

Barbara Rinke

Ruhe im großen Chaos ausstrahlen

Auch Nordhausens Landrat Matthias Jendricke (SPD) und der Bürgermeister von Heringen/Helme, Matthias Marquardt (Linke), gratulierten Detlef Schmidt persönlich zur Auszeichnung als "Thüringer des Monats". "Der ganze Ort stand unter Wasser und wir hätten das alles nicht meistern können ohne Eure THW-Strukturen", sagt der Landrat.

Bürgermeister Marquardt bedankte sich herzlich für die gute Zusammenarbeit im Krisenstab und für die Ruhe, die Detlef Schmidt beim Koordinieren ausgestrahlt habe, während für ihn aus der Sicht des Bürgermeisters ein großes Chaos geherrscht habe. Und er konnte auch schon wieder scherzen: "Wenn mal wieder sowas ist, dann bitte mit Ihnen."

Detlef Schmidt aus Nordhausen als „Thüringer des Monats“ im Januar 2024 geehrt. Den bisher längsten Einsatz des THW Ortsverbandes im Heimatlandkreis hat Detlef Schmidt zu Weihnachten 2023 und an den Tagen danach geleitet. Wegen des Hochwassers im Nordhäuser Ortsteil Sundhausen und in der Ortslage Windehausen waren die ehrenamtlichen THW-Helfer statt das Weihnachtsfest in Familie zu feiern sieben Tage lang im Dauereinsatz. Zu den vielfältigen Aufgaben zählten das Ausleuchten der Einsatzbereiche, das Befüllen und der Transport von Sandsäcken, das Bereitstellen einer mobilen Tankanlage für Einsatzfahrzeuge, Hilfe bei der Evakuierung von Windehausen und der Einsatz von Wasserpumpen im Ort und zum Leerpumpen vollgelaufener Keller.
Er hat Ruhe bewahrt im größten Chaos - solche Helfer braucht man, sagt Landrat Matthias Jendricke (SPD) bei der Auszeichnungsveranstaltung. Bildrechte: MDR/David Dienemann

Weihnachtsbäume schwimmen in den Häusern umher

Darauf würde Detlef Schmidt wohl doch lieber verzichten, denn neben Konzentration und Anspannung im Einsatz hatten die Helfer auch ein komisches Gefühl, sagt er: "Wenn Sie in die Häuser reingeschaut haben, dann schwamm da vielleicht ein Weihnachtsbaum oder auch Geschenke. Es waren keine Menschen da, alles war verlassen. Das ging auch ans Herz, wenn man das sieht."

Es ist eine innere Einstellung, helfen zu können.

Detlef Schmidt

Am 29. Dezember 2023 war der Einsatz beendet, noch drei weitere Tage zum Reinigen und wieder Herrichten der Technik folgten. Auch nach diesem für alle außergewöhnlichen Einsatz ist und bleibt für Detlef Schmidt sein Ehrenamt eine Überzeugung: "Es ist eine innere Einstellung, helfen zu können", sagt er, und dazu gehöre als Motivation immer "auch die Dankbarkeit, die zurückkommt."

Aktion "Thüringer des Monats" "Thüringer des Monats" ist eine Aktion von MDR THÜRINGEN und der Thüringer Ehrenamtsstiftung. Seit 1994 wird die Auszeichnung vergeben. Das Engagement von Menschen, die in ehrenamtlicher Arbeit Außergewöhnliches geleistet oder sich in besonderer Weise für Mitmenschen in Thüringen eingesetzt haben, wird hiermit besonders gewürdigt.

Eine Jury aus Hörfunk- und Fernsehjournalisten von MDR THÜRINGEN sowie der Thüringer Ehrenamtsstiftung hat die Qual der Wahl: Jeden Monat gehen viele Bewerbungen ein - per E-Mail oder per Post. Aber nur eine oder einer kann mit dem Titel "Thüringer des Monats" ausgezeichnet werden. Die Jury macht es sich mit der Entscheidung nicht leicht, denn eigentlich hat jede(r) Kandidat(in) diese Auszeichnung verdient.

Im Dezember wird dann aus den zwölf Thüringern des Monats von den Hörern von MDR THÜRINGEN, den Zuschauern des MDR THÜRINGEN JOURNAL sowie den Nutzern von MDR.DE der "Thüringer des Jahres" gewählt und im festlichen Rahmen im MDR LANDESFUNKHAUS THÜRINGEN in Erfurt ausgezeichnet.

MDR THÜRINGEN (ifl)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 26. Januar 2024 | 19:00 Uhr

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