Ein Mann vor einem Fachwerkhaus.
Christian Keller hat noch viel zu tun, freut sich aber über die neue Nutzung der Kapsmühle in Heiligenstadt. Bildrechte: MDR/Claudia Götze

Wohnen In die alte Kapsmühle in Heiligenstadt zieht nach Umbau wieder Leben ein

19. Mai 2024, 13:39 Uhr

Die alte Kapsmühle in Heiligenstadt ist nicht mehr wiederzuerkennen. Die Besitzerfamilie Kellner hat die 600 Jahre alte Getreidemühle fast komplett umgebaut. Entstanden sind mehrere Wohnungen - und ein Café ist auch fast fertig.

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Die fünfte Generation der Mühlenfamilie Kellner geht in der Heiligenstädter Kapsmühle neue Wege. Der vor sieben Jahren eingestellte Mühlenbetrieb wird abgelöst durchs Wohnen in besonderer Qualität.

In der alten Scheune sind bereits vier Wohnungen seit Längerem fertig, nun kommen sechs im Mühlenhauptgebäude hinzu. Besitzer Christian Kellner möchte in den nächsten Wochen auch das Mühlencafé mit Terrasse eröffnen.

Ein holzvertäfeltes Wohngebäude, daneben ein Gebäude im Umbau.
Jahrhundertelang wurde in der Kapsmühle in Heiligenstadt Mehl gemahlen. In den neuen Wohnungen ist die alte Nutzung teils sichtbar. Bildrechte: MDR/Claudia Götze

Alte Mühlentechnik erinnert an frühere Nutzung

"Unterm Strich hat alles geklappt wie geplant", sagt Bauherr Christian Kellner erleichtert. Verändert habe sich viel. Das Mühlenensemble habe durch den Teilabriss an Lebensqualität gewonnen. Es war ein dunkler Bau ohne Licht. Jetzt sei das Gebäudeensemble getrennt und mit Licht durchflutet.

Ganz unten steht sie noch - die Mühltechnik. Für Kleinstmengen soll sie auch künftig in Betrieb bleiben. An die alte Mühle erinnern noch die vielen Balken. Es hätten noch mehr sein können, aber wegen des Brandschutzes mussten hier und da Kompromisse gemacht werden, sagt Christian Kellner.

Balken mit alter Mühlentechnik in einem Gebäude.
Gibt es nicht in jedem Wohnhaus: historische Technik aus der einstigen Mühle. Bildrechte: MDR/Claudia Götze

Gut sichtbar ist die alte Mühltechnik - wie Trichter, Reinigungsmaschinen, Transmissionsräder. Entgegen der ursprünglichen Pläne steht sie aber nicht mitten im Wohn- oder Kinderzimmer. "Wohnungen müssen wohnlich bleiben, es darf kein Hindernislauf werden für die Mieter", erklärt Kellner.

Einen Platz haben die alten Maschinen dennoch bekommen: In der Galerieebene mit offener Balkendecke, die nicht betreten werden kann, sind sie ein Hingucker - und natürlich auch Staubfänger. Der Blick für die alten Sachen bleibt. Es ist ein "Exotenobjekt", sagte Kellner. Es gibt genug Mieter, die das "ausgesprochen schön" finden. Das seien ideale Mieter, mit denen man nie Probleme habe.

Kapsmühle gibt es seit Jahrhunderten

Die Kapsmühle in Heiligenstadt gibt es seit 1413. In Besitz der Familie Kellner ist sie seit 1882. Christian Kellner ist Besitzer in fünfter Generation. Dass die alte Mühle nicht unter Denkmalschutz steht, sei allein beim Teilabriss sehr vorteilhaft gewesen. "Wir haben Fachwerk erhalten, mit alten Materialien wie Lehm gearbeitet; auch bei der Fassadengestaltung. Der Charakter des Gebäude sollte erhalten bleiben.

Neues Café mit Blick in die Vergangenheit

Die "Müllerei" bleibt und wird durch einen Café-Betrieb ergänzt. "Da kann man sich alles angucken", sagt Christian Kellner: die alten Klamotten, Maschinen, Technik und Zubehör. In welchem Umfang weiter Mehl gemahlen werden kann, werde man sehen.

Mehr als 600 Jahre ist die Mühle durch ein Mühlrad und dem Wasser der Geislede angetrieben worden. Der Name Kapsmühle ist einem Herrn Kapp zu verdanken, dem sie einst gehörte. Aus dem Namen ist mittlerweile ein P verschwunden. 1965 wurde der Betrieb auf Elektromotoren umgestellt. Der Mühlgraben wurde ebenfalls trockengelegt.

Ein holzvertäfeltes Wohngebäude, daneben ein Fachwerkhaus.
Die alte Kapsmühle ist nach Abriss und Neubau nicht wiederzuerkennen. Bildrechte: MDR/Claudia Götze

Eine Wohnung für die ehemaligen Müller

Bis 2010 betrieb Harald Kellner, der Vater von Christian Kellner, die Mühle als letzter Müller. Von 2010 bis 2017 hatte der Sohn die Mühle im Nebenerwerb übernommen. Gelernter Müller ist er nicht, sondern Rechtsanwalt.

Das Gebäude sollte keine Mühle bleiben und nicht als Schaumuseum stehen bleiben. Im Gebäude wohnen werden auch die letzten aktiven Müller, Christian Kellers Eltern. Sie ziehen in ihre alte, aber modernisierte Wohnung ein. "Sie ist nunmehr auf einer Ebene mit hohem Komfort und barrierefrei", sagt der Sohn.

MDR (cg/mm)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Sonntagnachmittag | 19. Mai 2024 | 17:15 Uhr

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