Solidarität Weimarer Handballer kämpfen um Bleiberecht für Teamkamerad Hafid
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11. Februar 2024, 17:45 Uhr
Unter dem Motto "Hafid ist einer von uns" kämpfen die Handballer des HSV Weimar um das Bleiberecht ihres Mitspielers. Dem Libyer droht die Abschiebung. Nun sollen Bleibeperspektiven geprüft werden.
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Seit rund einem Jahr lebt Hafid Khairi R. Abuamoud nun schon in Weimar. Er ist aus seinem Heimatland Libyen geflohen. Dort, sagt er, hatte er kein gutes Leben. Der 29-Jährige ist Berber – eine nordafrikanische Volksgruppe – und wurde als solcher unterdrückt. Von den Milizen bedroht, war für ihn die Flucht nach Deutschland der Ausweg, erzählt Hafid. Zurück möchte er auf keinen Fall.
Die ganze Mannschaft will das verhindern. Hafid ist doch einer von uns.
Heute lebt Hafid in einer Gemeinschaftsunterkunft in Weimar und versucht, sich in der Stadt zu integrieren. Seine neue Heimat ist der Hochschulsportverein – kurz HSV. Seit dieser Saison spielt Hafid in der 1. Männermannschaft der Handballer und ist dort eine echte Bereicherung. "Sein Spiel ist ganz anders. Er ist eine wahnsinnige Stütze – ein Torjäger. In seiner Heimat hat er sogar kurze Zeit für die Nationalmannschaft gespielt", sagt Mannschaftskapitän Tom. Dass Hafid nun die Abschiebung droht, schockiert nicht nur ihn. "Die ganze Mannschaft will das verhindern. Hafid ist doch einer von uns. Egal, was wir machen – auch nach dem Training. Er ist immer dabei."
Abschiebung droht trotz Job und Sprachkurs
Auch Trainer André Heerwald unterstützt seinen neuen Schützling. Als Abteilungsleiter im HSV steht er voll und ganz hinter ihm. Der Verein hilft Hafid wo er nur kann. "Hafid hat uns eine Vollmacht gegeben. So können wir auch rechtliche Fragen für ihn klären. Wir haben jetzt Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid seines Asylgesuchs eingereicht und hoffen so sehr, dass alles gut ausgeht."
Bald fängt ein neuer Deutschkurs für ihn an.
Hafid kann nur mit Mühe ein paar Brocken deutsch verstehen. "Das ist auch klar. Er beherrscht aktuell ja noch nicht mal unsere Schriftzeichen. Wir kommunizieren mit Händen und Füßen. Oft hilft auch der Handy-Übersetzer. Bald fängt ein neuer Deutschkurs für ihn an", berichtet Tom Germer. Nicht nur das – Hafid hat auch einen Job in Aussicht. Im April soll er in einem Hotel anfangen und sein eigenes Geld verdienen.
Bleibeperspektiven sollen geprüft werden
Bis dahin sind die Behördenfragen längst nicht geklärt. Die Stadt Weimar befasst sich aktuell intensiv mit dem Fall. "Die Ablehnung eines Asylantrags ist keine Entscheidung, die in Weimar gefällt wird", sagte Sozialbürgermeister Ralf Kirsten. "Derartige Entscheidungen werden vom BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) getroffen. Allerdings wird jeder einzelne Fall geprüft. So auch der von Hafid", so Kirsten.
"Es wird ohnehin in Kürze einen regulären Termin für Hafid in unserem Migrationsamt geben. Dort wird sich der Fall auch hinsichtlich möglicher Bleibeperspektiven genau angeschaut." Hafid kann also hoffen, dass er in Weimar bleiben kann. Die Unterstützung seiner Mannschaft ist ihm gewiss.
MDR (cfr/cma)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Nachmittag | 11. Februar 2024 | 16:45 Uhr