Sparkasse Nach Sprengungen: Geldautomat immer häufiger im Container
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16. Januar 2025, 18:00 Uhr
Die Thüringer Sparkassen setzen häufiger als bisher auf Container-Standorte für ihre Geldautomaten und SB-Bereiche. Im Sömmerdaer Wohngebiet Neue Zeit ist ein solcher Container jetzt aufgestellt worden.
- Nach Schließung einer Filiale hat die Sparkasse in einem Sömmerdaer Wohngebiet einen Container aufgestellt.
- Wegen zahlreicher Anschläge auf Automaten in Gebäuden kommen immer mehr dieser Container zum Einsatz.
- Allein in fünf Jahren wurden in Thüringen drei Dutzend Geldautomaten aufgesprengt.
- Den Trend zum Container gibt es auch, weil immer weniger Vermieter Geldautomaten tolerieren.
Der mobile Kran ist eine gute halbe Stunde früher dran als vorgesehen. Bereits um 9:30 Uhr rollt am Donnerstag das Ungetüm vor der ehemaligen Sparkassen-Filiale im Wohngebiet Neue Zeit in Sömmerda an. Dann beginnen unverzüglich die Arbeiten. Der Kran wird aufgestellt und hebt nach einer guten Viertelstunde den leuchtend roten Container an. Der schwebt auf einige Betonfundamente herunter und steht kurz vor 10 Uhr bereits fest auf dem Boden.
"Die Filiale hier haben wir Ende 2021 geschlossen", sagt David Maisel, Leiter des Vorstandsstabs bei der Sparkasse Mittelthüringen. Die Beratungen seien in die Filiale in der Bahnhofstraße gewandert, eine gute Viertelstunde zu Fuß entfernt. "Aber wir wollten hier weiter SB-Dienstleistungen anbieten." Der neue Eigentümer des Filialstandorts habe andere Pläne gehabt, also einigte man sich auf die Containerlösung.
Vierter Container der Sparkasse Mittelthüringen
Damit hat die Sparkasse inzwischen schon Erfahrung gesammelt. Der Sömmerdaer Container ist nach Angaben der Bank insgesamt deren vierter. Zwei weitere sind schon in Planung. Hauptgrund für die Container sei aber, dass etliche Vermieter lieber keinen Geldautomaten mehr in ihren Gebäuden haben möchten. "Das ist ein Trend der letzten Jahre", so Maisel. Die Ursache dafür seien die Automatensprengungen der vergangenen Jahre.
2019 bis einschließlich 2024 sind nach Angaben des Thüringer Landeskriminalamtes 36 Mal Automaten aufgesprengt worden. Außerdem gab es im Vorjahr sieben erfolglose Versuche. Tatverdächtige konnten nur in acht der Fälle überhaupt ermittelt werden. Häufig sind es professionell organisierte Banden, die von den Niederlanden aus operieren. Ziel sind vor allem Geldautomaten an Standorten, von denen man am besten über eine Autobahn mit hochmotorisierten Autos schnell wegkommt. 2023 starb nahe Schloßvippach ebenfalls im Kreis Sömmerda sogar einer der mutmaßlichen Täter auf der Flucht.
Beute oft geringer als Schäden am Gebäude
Bei den Taten entsteht neben dem Schaden durch geraubtes Geld häufig ein Vielfaches an Schaden an den betroffenen Gebäuden. Der Gesamtverband der Versicherer (GDV) gibt an, auf einen geraubten Euro kämen häufig zwei bis drei Euro Schäden an den Gebäuden.
So ähnlich verhielt es sich im letzten Oktober in Leinefelde im Eichsfeld. Etwa 100.000 Euro wurden geraubt, der Schaden an Gebäude und Technik lag bei etwa 200.000 Euro. In Elxleben im Kreis Sömmerda wurde ein Jahr zuvor das Dach bei einer Sprengung beschädigt, so dass einlaufendes Regenwasser im Gebäude große Folgeschäden anrichtete.
Sparkassen-Container mit Verneblungsanlage - Geld soll bei Sprengung unbrauchbar werden
Deshalb verstärken deutsche Banken seit einigen Jahren auch ihre Sicherheitsmaßnahmen. Der neue Container, der mehr als 100.000 Euro kostet, hat dann auch ein paar Extras wie eine Vernebelungsanlage. Wird der Automat aufgesprengt, soll das Geld zudem verkleben und mit Farbe markiert werden.
Aber so einfach die Container von außen aussehen und so schnell das Aufstellen geht: Bis dahin ist der Weg lang. "Es braucht eine Fläche zum Aufstellen. Diese muss gut zugänglich sein. Es braucht eine Elektroleitung und Alarmtechnik. Dann kommen behördliche Auflagen: Wie darf der Container das Stadtbild prägen?" Das Signalrot der Sparkasse darf längst nicht überall genutzt werden. "Manchmal müssen wir alternativ auch grau bauen."
Entweder Mieterhöhung - oder raus
Den Trend hin zum Container bestätigt auch der Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen. Manchmal würden auch Automaten aus Einkaufszentren abgezogen, um von deren Öffnungs- und Schließzeiten nicht abhängig zu sein. Doch auch der Verband bestätigt, oft sei der Grund die Skepsis von Vermietern wegen der Automatensprengungen. "Irgendwann wird so ein Mietervertrag für Gewerbe fällig", erklärt Maisel.
Gängig seien Laufzeiten von fünf oder zehn Jahren. "Und dann geht es darum: Wird er verlängert oder nicht? Und wir beobachten stark, dass die Bereitschaft der Vermieter oft nicht mehr da ist, den Vertrag zu verlängern. Oder der Mietpreis wird signifikant nach oben geschraubt." Dann müsse man abwägen, ob sich das noch lohnt. Genaue Zahlen dafür kennt auch der Sparkassenverband nicht. Aber der Trend hin zum Container sei schon eindeutig.
Der Container sei deutlich teurer als bestehende SB-Standorte. Aber mit den erhöhten Mieten sei es langfristig wahrscheinlich kein großer Unterschied mehr. "Und wir haben die Möglichkeit, den Container relativ leicht an einen anderen Standort zu versetzen" - falls der Automat an einem Standort zum Beispiel zu wenig genutzt wird. Im Erfurter Süden wurde zuletzt ein Mietvertrag nicht verlängert. "Und wir würden trotzdem gerne wieder dort aktiv sein. Also suchen wir jetzt einen Containerstandort."
MDR (flog/sar)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 16. Januar 2025 | 19:00 Uhr
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