Springerstiefel eines Rechtsextremisten mit weißen Schnürsenkeln
Aktuell gibt es viele informative Filme und Podcasts über rechte Gewalt in der ARD Mediathek und Audiothek. Bildrechte: picture-alliance/ dpa | Bernd Thissen

Streaming-Tipps Rechte Gewalt im Osten: Zehn informative Filme und Podcasts über Rechtsextremismus

16. Oktober 2024, 17:00 Uhr

Im Osten Deutschlands waren nach der Wende vielerorts Neonazis in den Straßen zu sehen. Bis heute ist rechte Gewalt ein Problem. Viele Filme und Podcasts untersuchen das Thema Rechtsextremismus historisch wie aktuell: Sei es eine persönliche Reportage über Betroffene von Rassismus in Magdeburg, eine Doku über Nazis und Punks in Thüringen nach 1989 oder eine investigative Recherche über Netzwerke des NSU im Erzgebirge. Hier sind zehn Empfehlungen zum Streamen in der ARD Mediathek und Audiothek:

FILME UND DOKUS IN DER ARD MEDIATHEK:

1. Neonazis und die Wende

Nach dem Fall der Berliner Mauer hatten drei Neonazis einen Plan: Die neu gewonnene Demokratie der Bundesrepublik zu stürzen und die NSDAP wiederzubeleben. Inmitten des politischen Chaos der Nachwendezeit ergriffen sie die Gelegenheit, die Rechtsradikalen aus Ost und West zu vereinen, und stärkten so ihre Bewegung. Der Film "Der Traum vom Umsturz - Neonazis und die Wende" fragt sich heute, ob die DDR indirekt den Weg für den gegenwärtigen Aufstieg rechter Kräfte ebnete. Die Perspektive der Neonazis zeigt, wie diese Zeitperiode den Grundstein legte für Strukturen und Netzwerke, deren Einfluss bis heute in Deutschland spürbar ist.

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

"Der Traum vom Umsturz - Neonazis und die Wende"
Panorama | NDR
Länge: 30:29 Minuten

Zahlreiche Menschen sitzen auf und stehen vor der Berliner Mauer, im Hintergrund ist das Brandenburger Tor zu sehen, Pyrotechnik leuchtet in der Luft.
Die Doku "Der Traum vom Umsturz - Neonazis und die Wende" beleuchtet die Geschichte ostdeutscher Neonazis nach dem Mauerfall. Bildrechte: picture-alliance / dpa | Wolfgang Kumm

2. Ausstieg aus dem Rechtsextremimus

Felix war tief in der Neonazi-Szene verstrickt – bis es ihm gelang, einen anderen Weg einzuschlagen. Heute setzt er auf politische Bildung, will damit aufklären und verhindern, dass auch andere dem Weltbild seiner ehemaligen Gruppe verfallen. Der Film "Plötzlich ist man wer: Neonazi! Ich und die Anderen" zeigt den schwierigen Ausstieg ehemaliger Neonazis aus der Szene und welche Opfer sie für ihr neues Leben bringen mussten.                              

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

"Plötzlich ist man wer: Neonazi! Ich und die Anderen"
Planet Schule | SWR
Länge: 29 Minuten
Online bis: 8. November 2027

Rechtsextreme demonstrieren am Hauptbahnhof. Rheinland-Pfalz will sich mit einem neuen Ermittlungsdezernat noch besser gegen politisch motivierte Kriminalität wappnen.
Im Film "Plötzlich ist man wer: Neonazi! Ich und die Anderen" erzählt ein ehemaliger Neonazi von seinem Ausstieg aus der rechtsextremistischen Szene. Bildrechte: picture alliance/dpa | Fredrik von Erichsen

3. Kriminelle Neonazis in Sachsen

Über zwei Jahrzehnte hinweg terrorisierten Rechtsextreme die Bewohner der sächsischen Ortschaft Colditz. Einheimische, die sich den Extremisten entgegenstellten, erlebten Bedrohungen, Angriffe oder sahen sich zum Verlassen gezwungen. Im rechtsextremen Netzwerk rückt die Familie N. in den Fokus. Ihr vormaliges Holzgeschäft fungierte als Anlaufstelle für Neonazis. Trotz der Verhaftung von drei Familienmitgliedern, ist die Angst im Ort immer noch groß. Die Reportage "Gewalt, Drogen, teure Autos – Wie kriminelle Neonazis eine Kleinstadt in Sachsen im Griff haben" deckt ein rechtsextremes Netzwerk in der sächsischen Kleinstadt Colditz auf.

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

"Gewalt, Drogen, teure Autos – Wie kriminelle Neonazis eine Kleinstadt in Sachsen im Griff haben"
exactly | MDR
Länge: 36:22 Minuten
Online bis: 7. August 2025

Gruppenfoto s/w
Die Reportage deckt ein rechtsextremes Netzwerk in der sächsischen Kleinstadt Colditz auf. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

4. Rechtsextreme Siedler auf dem Land

Der ländliche Raum Sachsens ist in den vergangenen Jahren bei Rechtsextremen und ihren Familien zum beliebten Wohnort geworden. Viele ziehen auch aus Westdeutschland aufs Land im Osten und werben gezielt völkisch denkende Siedlerfamilien unter dem Label "Initiative Zusammenrücken" an. Neuen Siedlern wird beim Umzug, der Jobsuche und der politischen Vernetzung geholfen. Der sächsische Verfassungsschutz warnt vor den Siedlern: Sie würden ein rechtsextremes Netzwerk aufbauen und ihre Ideologien subtil in der Bevölkerung verbreiten. Die Y-Kollektiv-Reportage begibt sich mitten hinein in die rechtsextremen Siedler-Gruppen.

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

"Rechtsextreme auf dem Land: Wenn dein Heimatort zum Traumziel für Rechtsextreme wird "
Y-Kollektiv | funk
Länge: 18:30 Minuten

Y-Kollektiv Cover
Die Y-Kollektiv-Reportage "Rechtsextreme auf dem Land" beschäftigt sich mit rechten Siedlern in Sachsen. Bildrechte: Radio Bremen

5. Doc Martens – von Punk zu Mainstream

Docs gelten als Statussymbol – und das für Punks, Skins, Gothics oder für den Mainstream. Die Geschichte, wie der deutsche Klaus Maertens aus gesundheitlicher Not den Luftpolsterschuh erfindet und wie dieser schnell zum Hit aber auch zum Politikum wird, erklärt der Film "Doc Martens: Was dein Lieblingsschuh mit Krieg und Punk zu tun hat!".

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

"Doc Martens: Was dein Lieblingsschuh mit Krieg und Punk zu tun hat!"
Say What | Funk
Länge: 7 Minuten

Springerstiefel eines Rechtsextremisten, 2000
Springerstiefel, früher bei Punks wie bei Neonazis beliebt, sind inzwischen im Mainstream angekommen. Bildrechte: picture-alliance/ dpa | Bernd Thissen

PODCASTS UND MEHR IN DER ARD AUDIOTHEK:

6. Rechte und linke Jugendliche nach 1989

In den 90er-Jahren dominieren Jugendliche in Springerstiefeln die Straßen. Wer nicht in ihr rechtsextremes Weltbild passt, wird zur Zielscheibe der Gewalt. Im Doku-Podcast "Springerstiefel" kehren Autor und Rapper Hendrik Bolz sowie Reporter Don Pablo Mulemba in ihre Heimatstädte Stralsund und Eberswalde zurück. In der ersten Staffel "Fascho oder Punk?" gehen sie der Frage nach, warum es damals für so viele Jugendliche "cool" war, Neonazi zu sein. Sie sprechen mit Gleichaltrigen darüber, wieso rechte Gewalt ein ganz normaler Teil des Alltags war und welche Folgen das bis heute für die Menschen hatte, die Betroffene dieser Gewalt wurden. Die zweite Staffel widmet sich unter dem Titel "Die 90er sind zurück" den aktuellen politischen Entwicklungen in Ostdeutschland und fragt, warum rechtes Gedankengut hier noch immer so präsent ist.

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

"Springerstiefel"
EAST von MDR und rbb

Erste Staffel: "Fascho oder Punk?" 

Länge: Fünf Folgen á 44 Minuten

Zweite Staffel: "Die 90er sind zurück"
Länge: Fünf Folgen

Zwei junge Männer (Don Pablo Mulemba und Hendrik Bolz) in schwarzer Kleidung, vor einem Plattenbau.
Im Podcast "Springerstiefel" kehren Don Pablo Mulemba (links) und Hendrik Bolz (rechts) zurück in die "Baseballschlägerjahre". Bildrechte: MDR/Moise Youmba

7. Rechter Terror: NSU, Rostock-Lichtenhagen und Halle

Der Doku-Podcast "Rechter Terror" taucht in die Geschichte des rechtsextremen Terrors in Deutschland ein. Dabei geht es unter anderem um den Anschlag von Halle, die Mordserie des NSU und die Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen und Erfurt. Die fünf Folgen machen deutlich, dass es rechten Terror nicht nur in Ostdeutschland gab, sondern rechte Gewalt in Ost und West in den vergangenen vier Jahrzehnten immer wieder explodiert ist. So widmet sich eine Folge auch dem Oktoberfest-Attentat von 1980 oder dem Brandanschlag von Mölln. Der Podcast geht auch den Fragen nach, wieso Neonazi-Verbrechen so lange verharmlost wurden und Ermittlungen so oft in falsche Richtungen verliefen.

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

"Rechter Terror - Vier Jahrzehnte rechtsextreme Gewalt in Deutschland"
Bayrischer Rundfunk
Länge: Fünf Folgen á circa 53 Minuten

8. NS-Cliquen: Von Menschen und Mördern

Der Podcast "NS-Cliquen" untersucht das Thema rechte Gewalt historisch und beleuchtet, wie aus normalen Menschen überzeugte Nationalsozialisten und Mittäter der NS wurden und dass sich die ersten Netzwerke schon weit vor 1933 in Mitteldeutschland gebildet haben. Denn müssen wir nicht – um wirklich aus der Geschichte lernen zu können – begreifen, wer die Mörder waren und wie viele kleine Schritte notwendig waren, um das große System am Laufen zu halten? Der Historiker Dr. Stefan Hördler und die Journalistin Leonie Schöler gehen Fragen nach wie: Wie fanden sich Cliquen und Netzwerke? Wie verteilte sich Schuld und wer profitierte davon? In acht Folgen stellen sie Menschen vor, die Teil des Massenmords der Nazis waren, ihn mit organisiert, gesteuert, gefördert und professionalisiert haben.

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

"NS-Cliquen: Von Menschen und Mördern"
Produktion von Studio Schumann im Auftrag des MDR
Länge: Acht Folgen á 50-56 Minuten

9. Die rassistischen Angriffe von Rostock-Lichtenhagen 1992

Der Podcast "Tatort Geschichte – True Crime meets History" widmet sich in einer Folge den rassistischen Angriffen von Rostock-Lichtenhagen. Am 24. August 1992 eskalierte dort die Gewalt: Nach tagelangen Angriffen von rechten Randalierern versuchte ein Mob, das sogenannte Sonnenblumenhaus zu stürmen. Dort befand sich die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber und ein Wohnheim für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter. Das Gebäude wurde mit Steinen und Molotowcocktails beworfen, eine jubelnde Menge versammelte sich davor. Der Podcast beleuchtet die Hintergründe der Tat, dabei kommt auch Jochen Schmidt zu Wort, der damals mit vietnamesischen Gastarbeitern im Gebäude gefangen war.

Eine Gruppe junger Männer vor einem Plattenbau mit Spuren eines Brandes
Die Hintergründe der rassistischen Angriffe von Rostock-Lichtenhagen 1992 werden im Podcast beleuchtet. Bildrechte: picture-alliance / dpa | Kalaene

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

"Die rassistischen Angriffe von Rostock-Lichtenhagen 1992"
Bayrischer Rundfunk
Länge: 39 Minuten

10. Rap über Mauerfall und den Osten

Zugezogen Maskulins Grim 104 und Testo sind zu Gast im Podcast "Machiavelli – Rap und Politik". Es geht um den Mauerfall, darum, ob die Mauer auch in den Köpfen der Menschen wirklich gefallen ist und wo heute noch Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen existieren.

Weitere Informationen (zum Ausklappen)

"Der Mauerfall – mit Zugezogen Maskulin"
Cosmo | WDR
Länge: 78 Minuten

Grim104 und Testo sind Zugezogen Maskulin.
Die Rap-Crew Zugezogen Maskulin äußert sich immer wieder lautstark gegen Rechtsextremismus. Bildrechte: Marc Cantarella-Calvo

Redaktionelle Bearbeitung: em, vp, lig

Dieses Thema im Programm: MDR | "Springerstiefel – Die 90er sind zurück" in der ARD-Audiothek | 06. August 2024 | 00:01 Uhr

Mehr MDR KULTUR