Kampfmittel Warum am Erfurter Finanzministerium immer wieder Weltkriegsmunition gefunden wird

07. September 2023, 14:41 Uhr

Fast schon regelmäßig tauchten in den vergangenen Wochen rund um das Finanzministerium im Erfurter Ortsteil Daberstedt Kriegswaffen und Kampfmittel auf. Im Zweiten Weltkrieg waren das Gebiet und die ehemalige Blumenthal-Kaserne von Angriffen weitestgehend verschont geblieben - mit einer Ausnahme.

Mal waren es Panzerfäuste, mal Panzerminen, mal Weltkriegsgranaten. Am vergangenen Freitag wurden bei Bauarbeiten dann sogar mehrere Behälter mit chemischen Kampfstoffen geborgen. Die Funde häufen sich auffällig. Doch bei der Suche nach den historischen Hintergründen wirken viele Dinge auf den ersten Blick nicht plausibel.

Zwischen 1940 und 1945 wurde Erfurt immer wieder bombardiert. Insgesamt 14 Mal war die Landeshauptstadt unter Beschuss. Die Schwerpunkte der Luftangriffe verteilen sich im Laufe der Jahre über einen großen Teil der Stadt. Der Ortsteil Daberstedt taucht in der Chronologie der Zerstörung jedoch fast nie auf.

Schwerer Angriff auf Erfurt wenige Wochen vor dem Ende des Weltkrieges

Auch Stadthistoriker Steffen Raßloff bestätigt: Daberstedt blieb in den Kriegsjahren meistens verschont. Dafür habe es aber einen besonders schweren Angriff gegeben, der die Region stark in Mitleidenschaft gezogen und bis heute seine Spuren hinterlassen hat.

Am 17. März 1945, nur wenige Wochen vor Kriegsende, traf Daberstedt einer des schwersten Luftangriffe Erfurts. "Bei diesem Angriff der amerikanischen Luftwaffe wurden 150 Tonnen Bomben abgeworfen. Am Ende wurden in der Region 94 Tote gezählt. Daran sieht man schon, das war ein wirklich heftiger Angriff", berichtet Raßloff.

Splitterschutzgräben statt Bunker als Schutz für die Erfurter

Ein weiteres Problem seien sogenannte Splitterschutzgräben, erklärt der Historiker. Diese wurden eigentlich zum Schutz von Zivilisten angelegt, wenn kein Bunker mehr erreicht werden konnte. Als eine der größten Garnisonen Nazideutschlands sollte Erfurt gegen die Amerikaner im April 1945 noch verteidigt werden. Reguläre Truppen gab es in den turbulenten letzten Kriegstagen jedoch fast keine mehr. "Das war Volkssturm, ältere Männer und Jungen von der HJ [Anmerkung der Redaktion: Hitlerjugend]. Viele von denen sind völlig zu Recht vor den Amerikanern geflüchtet." Ihre Waffen und die Munition ließen sie zurück oder vergruben sie.

Vergrabene Weltkriegswaffen sollen jetzt gezielt gesucht werden

Einige dieser verklappten Waffen werden jetzt in Splitterschutzgräben rund um die ehemalige Blumenthal-Kaserne vermutet. Diese wolle man nun mithilfe einer Kampfmittelfirma gezielt absuchen, sagt ein Sprecher des Brand- und Katastrophenschutzes. Die Schwierigkeit daran sei bloß, dass die genauen Standorte der Gräben nicht bekannt sind.

So lange die Bauarbeiten rund um das Finanzministerium weitergehen, müssen die Anwohner und die Mitarbeiter des Ministeriums also mit weiteren Funden von Kampfmitteln rechnen.

MDR (rom)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 06. September 2023 | 17:00 Uhr

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