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Cannabis-Clubs Wie Nico aus Erfurt zum ersten Mal legal Cannabis kaufte
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25. Februar 2025, 22:41 Uhr
Seit 30 Jahren konsumiert Nico Paul Cannabis. Für ihn ist es ein guter Weg, seine Schlafprobleme in den Griff zu bekommen. Am Montag konnte er erstmals legal Gras in Erfurt kaufen.
9:30 Uhr am Montagmorgen. Vor einem Gebäude in der Maximilian-Welsch-Straße bildet sich eine Warteschlange. Gut ein Drittel der Wartenden sind Pressevertreter. Sie sammeln "O-Töne", machen Fotos und Videos.
Erstmals legale Cannabis-Abgabe in Erfurt
Die anderen warten auf ein Ereignis, das es so in Erfurt noch nicht gab. Zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt dürfen sie legal (nichtmedizinisches) Cannabis erwerben. Einer der Wartenden ist Nico Paul. Der vollbärtige Mann mittleren Alters wirkt sympathisch und entspannt.
Paul kann sich gut ausdrücken. Das liegt sicher auch an seiner Vergangenheit als Mitglied im Erfurter Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen. Er ist heute der erste, der die Ausgabestelle betreten darf.
Startschwierigkeiten und Bürokratie
Im Inneren der seriös wirkenden Räumlichkeiten warten bereits die Gründungsmitglieder des Erfurter Cannabis-Social-Clubs. Ihnen ist die Aufregung anzumerken. Vom Zeitpunkt der teilweisen Cannabis-Legalisierung bis zur Erteilung der Anbau-Lizenz durch das zuständige Amt war es ein weiter Weg.
Ein 80-seitiger Antrag mit 13 verschiedenen Anlagen ist notwendig gewesen. Immer wieder verschob sich der geplante Starttermin für den Anbau - so schreiben es die Clubmitglieder in ihrem Blog.
CDU möchte Cannabis-Freigabe abschaffen
Nun, einen Tag nach der Bundestagswahl, ist der Tag der Abgabe gekommen. Die Ironie dabei: Der mögliche nächste Bundeskanzler Friedrich Merz und seine Partei, die CDU, haben im Wahlkampf angekündigt, das Gesetz zur Cannabis-Freigabe wieder rückgängig zu machen.
Für Nico Paul, der heute 20 Gramm Cannabis abholen wird, wäre das ein Rückschritt. Ein Rückschritt, der auch teuer werden könnte. "Die Lizenz des Clubs gilt für sieben Jahre. Das kann man nicht von heute auf morgen so einfach abschaffen. Ganz abgesehen von der Entschädigung, die man den Vereinen zahlen müsste."
Die Frage, was er denn machen würde, wenn ein neues Verbot käme, beantwortet er so: "Dann werde ich natürlich damit aufhören." Dass das wohl nicht ganz ernst gemeint sein kann, verraten seine Gesichtszüge.
Cannabis als Einschlafhilfe
Seit 30 Jahren konsumiert Nico Paul Cannabis. Es hilft ihm, nach der Arbeit "runterzukommen", sagt er. Außerdem könne er so besser schlafen. Auch sein Arbeitgeber weiß Bescheid. Probleme gab es deswegen nie. "Schließlich komme ich ja nicht bekifft zur Arbeit, genauso wenig, wie ich betrunken bei der Arbeit erscheine."
Früher gab es einen Schwarzmarkt auf dem Erfurter Anger, erinnert sich Nico. Später kauften viele Konsumenten Cannabis über private Verkäufer, die man im Freundeskreis kennengelernt hatte. "So ganz typisch, wie man es aus dem Fernsehen kennt - die Illegalität der reinsten Form." Einige seiner Freunde bekamen damals Probleme mit der Justiz.
Jetzt endlich, sagt Nico, können sie sich legal Cannabis besorgen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Für jeden sei die Droge aber nicht geeignet. Leute mit psychischen Vorerkrankungen oder Hang zu Psychosen sollten die Finger davonlassen.
Letzte Hürde: Erde sieben
Bevor Nico heute als Erster seine Monatsration abholt, muss er noch einmal selbst Hand anlegen. Mit einem Sieb soll er künftige Anbau-Erde verfeinern. Der Akt ist eher symbolisch und erscheint ein wenig absurd. Doch das Gesetz schreibt vor, dass jedes Club-Mitglied sich aktiv am Cannabis-Anbau beteiligen muss.
Verglichen mit den Hürden, die die Club-Mitglieder bisher zur legalen Cannabis-Abgabe überwinden mussten, ist das nur eine Kleinigkeit.
MDR (dst)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 25. Februar 2025 | 15:13 Uhr
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