Bus fährt vom Unternehmenssitz los.
Bus der Moveas GmbH in Arnstadt Bildrechte: MDR/Michael Hesse

Nahverkehr Wie werden Bus- und Bahnfahrer auf kritische Situationen vorbereitet?

28. Januar 2025, 17:26 Uhr

Im Streit um eine Busfahrt in Zeulenroda-Triebes (Kreis Greiz) hat eine Busfahrerin eine Waffe abgefeuert. Aber wie bereiten die Transportunternehmen ihre Angestellten auf Konfliktsituationen vor? Eine Umfrage bei Thüringer Transportunternehmen.

Im Streit um eine Busfahrt in Zeulenroda-Triebes (Kreis Greiz) hat eine Busfahrerin eine Waffe abgefeuert. Jetzt ermittelt die Polizei. Aber wie bereiten die Transportunternehmen ihre Angestellten auf solche Situationen vor? Nachgefragt in Verkehrsunternehmen in Arnstadt, Gera und Jena.

Wie sicher fühlen sich Bus- oder Straßenbahnfahrer?

Christoph Wagner fährt seit neun Jahren für die Moveas GmbH in Arnstadt Überland-Touren. Ohne größere Probleme, wie er sagt. Richtige Konfliktsituationen habe er noch nicht erlebt. Abgesehen von der Situation, dass ein Fahrgast mal etwas lauter Musik hörte. "Da habe ich ihm gesagt, er solle bitte das Handy leiser stellen. Und dann funktioniert das eigentlich meistens. Und wenn irgendetwas ist, immer nett und freundlich lächeln."

Busfahrer im Bus.
Busfahrer Christoph Wagner: "Wenn irgendetwas ist, immer nett und freundlich lächeln." Bildrechte: MDR/Michael Hesse

Bei der GVB Verkehrs- und Betriebsgesellschaft Gera mbH wird über Konflikte zwischen Fahrern und Gästen keine Statistik geführt. Ein Sprecher sagte, solche Fälle träten im Promillebereich auf. Auch weil in Gera die rund 130 Fahrer nur fahren und keinen Kontakt zu den Fahrgästen haben. Die Kontrolle erledigt ein Kontrolleur.

Unsere Fahrerinnen und Fahrer müssen täglich ein hohes Maß an Belastung aushalten.

Anja Tautenhahn

Bei der Jenaer Nahverkehrs GmbH und JES Verkehrsgesellschaft mbH gab es 2024 durchaus Vorfälle, bei denen das Fahrpersonal entweder direkt angegriffen wurde und dabei körperlichen Schaden erlitt, oder bei denen es zu Sachbeschädigungen kam. Nach Auskunft von Sprecherin Anja Tautenhahn lagen diese Fälle jedoch im niedrigen einstelligen Bereich.

Ein Bus mit der Aufschrift Schienensersatzverkehr.
Bus in Jena: Verbale Attacken nehmen laut dem Verkehrsunternehmen zu. Bildrechte: MDR/Anke Preller

"Allerdings zeigt uns die Rückmeldung unseres Fahrpersonals, dass verbale Attacken und sogenannte 'Beinahe-Situationen' - die nur durch Deeskalation entschärft werden konnten - zunehmen und für viele fast zum Alltag gehören. Kurz gesagt: Unsere Fahrerinnen und Fahrer müssen täglich ein hohes Maß an Belastung aushalten."

Gibt es Kurse für Busfahrer?

Thüringer Busunternehmen schulen ihre Fahrer regelmäßig. Dafür gibt es eine gesetzliche Verpflichtung. Alle fünf Jahre muss der Personenbeförderungsschein erneuert werden. Ein Thema dabei ist der Umgang mit Fahrgästen. Die Arnstädter Moveas GmbH mit 200 Fahrern in drei Bundesländern erweitert das Angebot. Geschäftsführer Knut Gräbedünkel nutzt die Mitarbeiterversammlung, um aufgetretene Fälle anzusprechen.

Mann vor Unternehmensgebäude schaut in die Kamera.
Moveas-Geschäftsführer Knut Gräbedünkel Bildrechte: MDR/Michael Hesse

Die GVB Verkehrs- und Betriebsgesellschaft mbH in Gera bietet in diesem Jahr wieder ein Deeskalationstraining an. Ein Ausbilder redet dabei mit den Fahrern und bringt sie in reale Situationen, die dann gemeinsam ausgewertet werden. Solche Kurse bietet beispielsweise Alexander Hammer an. Der Ausbilder aus Köln hat selbst sechs Jahre hinterm Lenkrad von Bus und Lkw gesessen.

Unser Fahrpersonal wird regelmäßig zu Themen wie Konfliktmanagement und dem Umgang mit herausfordernden Situationen geschult.

Anja Tautenhahn Jenaer Nahverkehrs GmbH

Er sagt, dass nur ein kleiner Teil der täglichen Arbeit eines Busfahrers etwas mit Fahren zu tun hat. "Wesentlich wichtiger ist es, die Fahrgäste zu verstehen. Erfahrungen sind dabei ein wichtiger Schatz. Beherrscht ein Bus- oder Straßenbahnfahrer dieses Rüstzeug, kann er gut auf Ausnahmesituationen reagieren."

Busfahrer im Bus. 2 min
Bildrechte: MDR/Michael Hesse

Auch in Jena wird etwas getan, um die Sicherheit des Fahrpersonals zu erhöhen und präventiv zu handeln. So bieten die Jenaer Nahverkehrs GmbH und JES Verkehrsgesellschaft Schulungen und Deeskalationstrainings an. "Unser Fahrpersonal wird regelmäßig zu Themen wie Konfliktmanagement und dem Umgang mit herausfordernden Situationen geschult. Diese Angebote werden wir konsequent fortführen und weiterentwickeln, sagt Tautenhahn.

Auch werden Umfragen unter den Fahrern und Fahrerinnen geführt, um Belastungssituationen zu identifizieren und gezielt anzugehen. Außerdem sind neue Fahrzeuge der JES standardmäßig mit fest installierten Trennscheiben ausgestattet, die zusätzlichen Schutz vor tätlichen Angriffen bieten.

Was wird in solchen Kursen vermittelt?

In seiner Ausbildung begleitet Alexander Hammer die Busfahrer auf ihrer Überland- oder Stadtstrecke. Dabei bringt er sie ins Gespräch, schafft eine Frage-Antwort-Situation. Hammer spielt dabei verschiedenste Situationen mit den Fahrern durch, die im "realen Leben", wie er sagt, vorkommen können. Und ganz wichtig dabei ist, Emotionen zu beherrschen. "Und das funktioniert nur, wenn man miteinander kommuniziert", so Hammer.

Fahrgäste verschiedenen Alters sitzen in einem fahrenden Bus
Fahrgäste im Bus: Eskalationen sind selten, aber sie finden statt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Wie sinnvoll sind solche Kurse?

Moveas-Geschäftsführer Knut Gräbedünkel hält Schulungen für sehr wichtig. Dinge ansprechen, sie offen diskutieren und Lösungen finden, das stärkt die tägliche Arbeit mit den Fahrgästen. Diplomatisches Auftreten sei dabei gefragt. Gräbedünkel: "An erster Stelle muss immer stehen: ich versuche die Situation zu deeskalieren." Und es gilt: Miteinander reden - das ist der beste Weg, um Konflikten aus dem Weg zu gehen.

An erster Stelle muss immer stehen: ich versuche die Situation zu deeskalieren.

Knut Gräbedünkel Geschäftsführer Moveas

In Jena ist für das Jahr 2025 eine Kampagne geplant, die das Thema Rücksichtnahme im öffentlichen Nahverkehr in den Fokus rücken wird. Nahverkehrssprecherin Sprecherin Anja Tautenhahn: "Ziel ist es, das Bewusstsein der Fahrgäste für ein respektvolles Miteinander zu stärken und potenzielle Konflikte zu vermeiden."

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MDR (sar/gh)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 24. Januar 2025 | 18:00 Uhr

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