Ein Mann mit Kippa in einer Synagoge.
Reinhard Schramm ist Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde. Bildrechte: picture alliance / ZB | Michael Reichel

Verdacht auf Volksverhetzung Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde zu Schweinekopf-Fund: "Es ist traurig"

07. Januar 2025, 08:33 Uhr

Nach dem antisemitischen Vorfall in Apolda hat sich der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, geäußert. Unbekannte hatten einen Schweinekopf an einem Gedenkort in Apolda abgelegt. Bislang gibt es keine Verdächtigen.

Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, hat sich betroffen über den antisemitischen Vorfall mit einem abgelegten Schweinekopf an einem Gedenkort in Apolda gezeigt. "Ich finde es einfach traurig", sagte Schramm im Gespräch mit der "Deutschen Presse-Agentur". Das Team hinter der Gedenkstätte leistet Schramm zufolge seit vielen Jahren besondere Arbeit, füllt den Ort mit Inhalten und ist besonders engagiert.

Schramm: Kampf gegen Antisemitismus als Konsens

"Man kann Antisemitismus eindämmen, leider scheint es aber nicht zu gelingen, ihn abzuschaffen", sagte Schramm. Er hoffe, dass die Gesellschaft sich so entwickeln kann, dass sich auch Minderheiten wohlfühlen. "Wenn Minderheiten menschlich behandelt werden, wird auch das Land gesund sein", sagte Schramm. Der Kampf gegen Antisemitismus als Kampf gegen die Unmenschlichkeit müsse Konsens aller demokratischen Parteien sein.

Bislang noch kein Tatverdächtiger

Unbekannte hatten zwischen vergangenem Freitag, 14 Uhr, und Samstag, 11:40 Uhr einen Schweinekopf vor dem Prager-Haus in Apolda abgelegt. Bislang gibt es laut Staatsanwaltschaft keine Tatverdächtigen, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft MDR THÜRINGEN sagte. Demnach haben Kriminaltechniker Spuren am Tatort gesichert.

Ein Auto liegt neben einer verschneiten Autobahn auf dem Dach. 3 min
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Ministerpräsident Voigt äußert sein Entsetzen

Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) und Innenminister Georg Maier (SPD) hatten mit Entsetzten auf die Tat reagiert. Voigt sagte: "Wir verurteilen die Schändung des Prager-Hauses in Apolda auf das Schärfste." Es dürfe keinen Raum für Antisemitismus geben." Beide sprachen von einer inakzeptablen Grenzüberschreitung und einem "klaren Ausdruck von Antisemitismus, der in unserer Gesellschaft keinen Platz hat".

Kriminalpolizei sucht Zeugen

Die Kriminalpolizei sucht Zeugen. Der Staatsschutz ermittelt. Dieser wird eingeschaltet, wenn es um Straftaten zu politisch motivierter Kriminalität geht. Darunter fallen etwa links- oder rechtsextreme sowie islamistische Gewalttaten.

Ein Einsatzfahrzeug der Polizei
Unbekannte haben einen Schweinekopf vor einem jüdischen Gedenkort in Apolda abgelegt. Die Polizei ermittelt. Bildrechte: picture alliance / dpa | Matthias Balk

Zuletzt überdurchschnittlich viele antisemitische Straftaten in der Region

Im Prager-Haus in Apolda wird an die von Nationalsozialisten verfolgte Familie Prager erinnert. Der Händler Bernhard Prager wurde 1944 im KZ Theresienstadt ermordet. Dessen ehemaliges Geschäfts- und Wohnhaus kaufte ein Verein, sanierte es und gründete dort einen Gedenk- und Lernort. 

Im Bereich der Landespolizeidirektion Jena, zu der auch das Weimarer Land mit Apolda gehört, gab es zuletzt überdurchschnittlich viele antisemitische Straftaten. Nach Angaben des Thüringer Innenministeriums handelte es sich vor allem um Volksverhetzungen, Sachbeschädigungen und Bedrohungen.

MDR (rom/jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 04. Januar 2025 | 17:00 Uhr

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