70. Jahrestag der Befreiung Überlebende gedenken der Toten des KZ Buchenwald
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11. April 2015, 23:39 Uhr
Rund 80 Buchenwald-Überlebende haben am Sonnabend in der heutigen Gedenkstätte der Toten des früheren NS-Konzentrationslagers gedacht. Um 15:15 Uhr - dem Zeitpunkt der Befreiung vor 70 Jahren durch US-Truppen - legten die früheren Häftlinge auf dem damaligen Appellplatz zusammen mit weiteren Gästen eine Schweigeminute ein.
Gedenkstein für spanische Häftlinge enthüllt
Auf dem Lagergelände enthüllten Überlebende und der spanische Botschafter in Deutschland, Juan Pablo Garcia-Berdoy, einen Gedenkstein für republikanische Häftlinge. Sie waren nach dem spanischen Bürgerkrieg 1936 in Buchenwald inhaftiert worden. "Sie haben mutig für die Freiheit Spaniens gekämpft und waren an unserer Seite", sagte Günter Pappenheim, der Vizepräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos.
In Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar und seinen 136 Außenlagern hatte das NS-Regime von Juli 1937 bis zum 11. April 1945 rund 250.000 Menschen zusammengepfercht. Rund 56.000 Häftlinge starben in Buchenwald, weitere 20.000 allein im Außenlager Mittelbau-Dora bei Nordhausen. Die Opfer verhungerten, erfroren, starben an Krankheiten oder wurden ermordet. Am Vormittag des 11. April 1945 hatten US-Soldaten den Ettersberg erreicht und sich Gefechte mit verbliebenen SS-Wachmannschaften geliefert. Diese flohen. Gegen 15:00 Uhr übernahmen bewaffnete Widerstandsgruppen aus den Reihen politischer Häftlinge die Kontrolle über das Lager und gingen ihren Befreiern entgegen. Im Lager waren noch etwa 21.000 Menschen, darunter 904 Kinder und Jugendliche.
Buchen an "Blutstraße" geplanzt
Am Vormittag hatten Kinder und frühere Häftlinge Bäume an der "Blutstraße" gepflanzt. Diese Zufahrtsstraße zum Lager auf dem Ettersberg war von Häftlingen 1938/39 unter unmenschlichen Bedingungen gebaut worden. Das Baum-Projekt mit dem Namen "1.000 Buchen" ist vom Lebenshilfe-Werk Weimar-Apolda entwickelt worden. Dabei werden in jedem Jahr Bäume entlang der Wege gepflanzt, über die im April 1945 KZ-Häftlinge von der SS getrieben wurden. Auf den "Todesmärschen" kamen viele Menschen ums Leben.
Gedenknacht im Deutschen Nationaltheater
Am Abend lud die Stadt Weimar ins Deutsche Nationaltheater. In einem Zeitzeugencafé gab es die Möglichkeit, mit Überlebenden des KZ Buchenwald zu sprechen. Bei Podiumsdiskussionen wurde unter anderem über Antisemitismus und Faschismus in der heutigen Zeit debattiert. Abgeschlossen wurde der Abend mit einem Konzert einer Klezmer-Musik-Gruppe aus der Schweiz.
Neuer Informationsort in Gedenkstätte Mittelbau-Dora
Auch in Nordhausen wurde am Sonnabend an die Befreiung des KZ Mittelbau-Dora vor 70 Jahren durch US-Truppen erinnert. In der Gedenkstätte wurde am Nachmittag der "Informations- und Gedenkort Außenlager" eingeweiht. Mittelbau-Dora war 1943 für die Rüstungsproduktion eingerichtet worden. In Stollenanlagen bei Nordhausen mussten Häftlinge unter anderem die als V2 bekannte Fernrakete fertigen, deren Abschüsse vor allem in London und Antwerpen 8.000 Menschen das Leben kosteten.