Obstbauern 2 min
Obstbauern in Thüringen haben Sorge, dass ihr Ernte erneut dem Frost zum Opfer fallen könnte. Mehr dazu im Video. Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk

Auszahlung noch diese Woche Spät, aber nicht zu spät: Thüringer Obstbauern froh über EU-Hilfe für Frostschäden

09. April 2025, 05:00 Uhr

Das letzte Jahr war für die meisten Thüringer Obstbau-Betriebe eine Katastrophe. Je nach Sorte wurden bis zu 90 Prozent der Ernte durch einen späten Frost vernichtet. Teils hingen so wenige Kirschen oder Äpfel an den Bäumen, dass sich eine Ernte kaum lohnte. Deshalb ist die Sorge groß, dass das wieder passiert – immerhin sanken die Temperaturen übers Wochenende stellenweise auf bis zu minus fünf Grad Celsius.

"Letztes Jahr zu dem Zeitpunkt hatten wir hier aber schon Früchte dran", sagt Lars Triebe vom gleichnamigen Obstgut in Schöngleina, unweit von Jena im Saale-Holzland-Kreis. Und Früchte könnten so starken Frost einfach nicht vertragen, erläutert er. Damals sei die Vegetation viel weiter gewesen als in diesem Jahr, schon der Februar 2024 sei vergleichsweise warm ausgefallen – deshalb war der Schaden durch den späten Frost dann so groß. "Wir haben auch mit alten Kollegen gesprochen. Sowas hat noch keiner erlebt. Und das halten wir auch nicht nochmal aus."

Lars Triebe, Mit-Inhaber des Obstguts Triebe in Schöngleina, vor seinem Frostbuster
Lars Triebe hat sich einen "Frostbuster" zugelegt, um seine Ernte vor eisigen Temperaturen zu schützen. Bildrechte: MDR/Florian Girwert

Sowas hat noch keiner erlebt. Und das halten wir auch nicht nochmal aus.

Lars Triebe | Mit-Inhaber Obstgut Triebe

Unterm Strich seien den Betrieben Schäden in Höhe von etwa 8,7 Millionen Euro entstanden. Und zwar auch nach Abzug von Kosten, die die Betriebe hätten einsparen können. So seien zahlreiche Saisonarbeiter letztes Jahr nicht gebraucht worden – und hätten auch nichts gekostet. "Wir gehen aber davon aus, dass in diesem Jahr trotzdem viele Saisonarbeiter wiederkommen", sagt Björn Kirchner von der Absatzgenossenschaft Fahner Obst. Hier und da werde es schwieriger werden, aber große Sorgen bestünden nicht.

Bei Triebe in Schöngleina heißt es, einige Arbeiter habe das Unternehmen im letzten Jahr an andere Betriebe zum Arbeiten vermitteln können und hoffe deshalb, dass der Kontakt erhalten bleibt und die Arbeiter in dieser Saison wiederkommen. Etwa acht bis zehn Saisonarbeiter aus Polen plant das Unternehmen in diesem Jahr ein. Hinzu kommen drei Festangestellte, die Familie und eine Handvoll Rentner, die als Aushilfen arbeiten.

Mobiler Gasbrenner soll die Luft für einige Stunden erwärmen

Wegen des nächtlichen Frostes am Wochenende haben die Obstbauern einen sogenannten "Frostbuster" zum Einsatz gebracht. Im Prinzip ein mobiler Gasbrenner, der, mit sechs großen Propangasflaschen bestückt, mehrere Stunden lang die Luft auf einer kleinen Fläche erwärmen kann. "Das hat uns letztes Jahr ein paar Prozent der Ernte gerettet", sagt Triebe. Auch im Altenburger Land sind zwei solcher Geräte im Obstbau im Einsatz. "Aber nach sieben Minuten muss man auf seiner Route wieder am Ausgangspunkt sein." Sonst sei die Wärme verflogen. Vier Hektar könne man so befahren – in dem Fall habe man das auf der Kirschplantage getan, wo bereits die Bäume blühten. Aber: "Der Einsatz ist extrem teuer", sagt Björn Kirchner von der Absatzgenossenschaft in Gierstädt. Die Geräte sind also umstritten.

In Schöngleina setzt Triebe auf weitere Tricks, um die Temperatur jetzt im Frühjahr ein kleines Stück nach oben zu drücken. "Wir machen den Baumstreifen schwarz, um die Wärme zu absorbieren, die am Tag durch Sonnenstrahlung in den Boden kommt." Natürlich heißt das nicht, dass der Boden schwarz angemalt wird – es bedeutet schlicht, dass der Boden mittels einer Maschine aufgegraben wird und statt Moos oder Rasen die dunkelbraune Erde angestrahlt wird. Sie schluckt mehr Sonnenstrahlen und wird stärker aufgewärmt. "Der Boden gibt die Wärme in der Nacht ab. Und das reicht manchmal schon für ein halbes Grad aus und kann verhindern, dass die Blüten erfrieren."

3,2 Millionen zahlt die EU

Zusätzlich können die Obstbauern, wenn sich im späteren Frühling wieder Frost abzeichnet, Teile der Plantagen auch mit Folie abdecken. Da sei dann die warme Luft aus dem Frostbuster effektiver nutzbar, weil sie nicht sofort von einem leichten Wind weggedrückt werde, sagen Kirchner und Triebe übereinstimmend.

Noch in dieser Woche sollen die letzten staatlichen Hilfen für die Obstbauern ausgezahlt werden. Die 8,7 Millionen Euro Schaden werden dabei allerdings nur teilweise ausgeglichen. Beihilfe-Richtlinien der Europäischen Union setzen Grenzen – alles darf nicht ersetzt werden. So gibt die EU lediglich knapp unter 3,2 Millionen Euro. Das Geld soll noch diese Woche ausgezahlt werden, heißt es auf MDR THÜRINGEN-Anfrage aus dem Thüringer Landwirtschaftsministerium. Triebe bestätigt, den Bescheid habe er bereits erhalten. "Natürlich wäre es besser gewesen, wenn die Hilfe etwas früher gekommen wäre."

Obstbauer deckt Plantage mit Plane ab
Neben Gasbrennern kommen häufig auch Planen zum Einsatz, um die Ernte vor Frost zu schützen. (Archiv-Foto) Bildrechte: MDR

Vom Land flossen bereits im November zwei Millionen Euro an die Betriebe. Denen hatten bereits im Sommer Einnahmen gefehlt – denn schon im Juni konnten sie keine Kirschen verkaufen, und auch das Geld aus dem Verkauf von Äpfeln, Birnen oder Pflaumen habe weitgehend gefehlt. "Aber wir sind dankbar, dass das Geld überhaupt gekommen ist. Wir sind durchgekommen. Auch andere Kollegen haben es mehr oder weniger geschafft." Obstbauern, so sagt Triebe, seien optimistisch. "Dieses Jahr wird besser." Kirchner sagt, der Antrag für die EU-Mittel sei vergleichsweise einfach gewesen, weil entsprechende Daten für die Landeshilfen bereits vorhanden waren. "Da brauchte es nur ein anderes Deckblatt."

Aktuell ist eher Trockenheit das Problem

Kirchner kritisiert aber, dass die Bundesregierung sich erst sehr spät um die EU-Hilfen bemüht habe. Da sei Druck aus gleich mehreren Bundesländern nötig gewesen, um das Bundeslandwirtschaftsministerium von Cem Özdemir (Grüne) quasi zum Jagen zu tragen. Den Eindruck weist das Ministerium des noch amtierenden Grünen zurück. Bereits im Juli habe das Ministerium die EU-Kommission zu Hilfen gedrängt – bis zur Verordnung aus Brüssel habe es aber bis Oktober gedauert.

Im Moment beschäftigt die Betriebe schon das nächste Problem: Seit Wochen ist es zu trocken – und auch für die nächsten Tage ist Regen in relevanten Mengen nicht vorhergesagt. "Wir können stellenweise ein bisschen wässern. Und unser Lehm-Ton-Boden kann ein bisschen was speichern. Ein bisschen Feuchtigkeit ist noch da." Aber in ein paar Wochen werde das kritisch.

MDR (mru)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | THÜRINGEN JOURNAL | 08. April 2025 | 19:00 Uhr

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