Flüchtlingsunterkunft Suhl Friedberg, 2015
Blick auf die Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Suhler Friedberg: Hier hat sich die Lage laut Landesverwaltungsamt deutlich entspannt. Bildrechte: imago/Karina Hessland

Geflüchtete Zahl der Asylanträge in Thüringen deutlich gesunken

09. Januar 2025, 12:27 Uhr

In Thüringen wurden 2024 weniger Geflüchtete aufgenommen als im Jahr zuvor. Auch deutschlandweit sinken die Zahlen der Asylanträge. Das macht sich in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Freitstaats bemerkbar.

Die Zahl der in Thüringen neu aufgenommenen Geflüchteten ist 2024 zurückgegangen. Wie aus dem Jahresabschlussbericht des Bamf, des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, hervorgeht, sind im vergangenen Jahr 7.070 Asylanträge im Freistaat gestellt worden. 2023 waren es 8.048. Das entspricht einem Rückgang um gut zwölf Prozent.

Der Wert für 2024 liegt dennoch über denen der Jahre 2017 bis 2022, als jährlich ungefähr 3.000 bis knapp 5.200 Fälle erfasst wurden. Die mit Abstand meisten Anträge in den vergangenen zehn Jahren wurden 2015 und 2016 gestellt.

Auch deutschlandweit werden derzeit weniger Asylanträge gestellt. Waren es 2023 noch rund 352.000, sank die Zahl 2024 auf 250.945.

Darüber hinaus kamen im vergangenem Jahr 2.717 Geflüchtete aus der Ukraine nach Thüringen. Sie werden über das Ausländerzentralregister erfasst, da sie eine vorübergehende Aufenthaltsgewährung nach Paragraf 24 des Aufenthaltsgesetzes erhalten. Demnach müssen sie keinen Asylantrag stellen.

Seit Kriegsbeginn sind insgesamt 34.901 Ukrainer nach Thüringen eingereist. Da sie Reisefreiheit innerhalb der EU genießen, müssen sie nicht zwangsläufig in Thüringen wohnen.

Flüchtlinge in Thüringen: Lage in den Erstaufnahmen entspannt sich

Nach Angaben des Thüringer Landesverwaltungsamtes machen sich die sinkenden Zahlen auch in der zentralen Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl und in ihren drei Außenstellen in Gera, Werther (nur Ukrainer) und Eisenberg bemerkbar. Hier habe sich die Lage für die Bewohner "spürbar entspannt". Laut Landesverwaltungsamt leben derzeit 944 Menschen in allen vier Einrichtungen.

Zum Vergleich: Im November 2023 lebten allein in der zentralen Aufnahmestelle in Suhl rund 1.600 Menschen auf engsten Raum zusammen. Die Überbelegung hatte zahlreiche Zwischenfälle zur Folge.

Thüringens Innenminister Georg Maier sagte MDR THÜRINGEN, das die Situation im Herbst 2023 aus dem Ruder lief, weil es in den Jahren zuvor versäumt wurde, Puffer zu schaffen für eine verstärkte Fluchtbewegung. "Klar waren wir damals [als rot-rot-grüne Regierung] in einer Gesamtverantwortung und klar hätte man eher etwas machen müssen. Aber das war schon 2015 so, dass man langfristige Kapazitäten hätte schaffen müssen. Das war dann Ende 2023 das Problem."

Grenzkontrollen wirken sich offenbar auf Fluchtwege aus

Grund für den Rückgang der aktuellen Zahlen könnten die bundesweiten Grenzkontrollen sein. Laut Bundesinnenministerin Nancy Faser (SPD) seien dadurch bereits etwa 40.000 Personen an den Grenzen zurückgewiesen worden. Außerdem seien rund 1.800 Schleuser festgenommen worden.

Einen Zusammenhang stellt hier auch der Thüringer Flüchtlingsrat her: "Die sinkenden Zahlen bei Asylanträgen sind ein Zeichen davon, dass Grenzen dichtgemacht und Fluchtwege unsicherer werden", sagte Projektkoordinatorin Juliane Kemnitz. "Derzeit sind rund 120 Millionen Menschen auf der Flucht. 2015 waren es nur 60 Millionen. Die sinkenden Asylzahlen bedeuten also nicht, dass die Welt sicherer geworden ist - das Gegenteil ist der Fall."

Neue Thüringer Regierung will "Richtungswechsel in Migrationspolitik"

Die derzeit geringe Auslastung der Aufnahmeeinrichtungen verschafft der neuen Thüringer Landesregierung derweil etwas Zeit, um ihren geplanten "Richtungswechsel in der Migrationspolitik" umzusetzen. Laut Koalitionsvertrag wollen CDU, BSW und SPD die Landeserstaufnahmeeinrichtungen in Suhl und Eisenberg schließen. Für die Unterbringung von Geflüchteten sollen deshalb neue Lösungen gefunden werden. Details zu diesen Plänen liegen noch nicht vor.

Bekannt ist nur, dass es für Ausreisepflichtige, die nach Abschluss des Asylverfahrens kein Bleiberecht in Thüringen haben, eine Abschiebehaftanstalt geben soll. Laut Bamf sind derzeit 4.322 Menschen in Thüringen ausreisepflichtig. Von diesen gelten jedoch 3.871 als geduldet - ihre Abschiebung ist also ausgesetzt.

Mehr zur Flüchtlingen in Thüringen

MDR (fno/ask)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 09. Januar 2025 | 12:00 Uhr

404 Not Found

Not Found

The requested URL /api/v1/talk/includes/html/6fe9bf49-5c95-4dcc-85b2-9c1edd0f24c5 was not found on this server.

Mehr aus Thüringen