Sommerinterview Bodo Ramelow im Faktencheck: Wird Thüringen durch CATL wieder mehr exportieren?

18. August 2023, 20:07 Uhr

Mal eine Milliarde, mal zwei Milliarden oder auch fünf Milliarden Euro pro Jahr - so hoch waren die Handelsüberschüsse, die Thüringen in den letzten 20 Jahren erwirtschaftet hat. Überschuss bedeutet: Es wurden mehr Waren exportiert als importiert. Seit letztem Jahr hat sich das aber gedreht. Aus einem Überschuss wurde ein Minus. Dieses Handelsdefizit wird laut Ministerpräsident Bodo Ramelow nicht von Dauer sein. Er verweist auf den Batteriehersteller CATL. Aber: Stimmt das? Der Faktencheck.

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Ein Handelsdefizit wies Thüringen zuletzt im Jahr 1999 aus. Im letzten Jahr passierte es dann erneut: Der Wert der importierten Waren und Dienstleistungen war um 300 Millionen Euro höher als der der Exporte. Und in diesem Jahr verfestigte sich dieser Trend sogar: Allein in den ersten drei Monaten 2023 betrug das Handelsdefizit 400 Millionen Euro. 4,6 Milliarden Euro Exporte standen fünf Milliarden Importe gegenüber.

Laut Thüringer Wirtschaftsministerium ist diese Entwicklung insbesondere auf einen deutlichen Anstieg von Waren aus China zurückzuführen. Ein großer Teil davon waren etwa Vorprodukte für den chinesischen Batteriehersteller CATL am Erfurter Kreuz, darunter etwa Maschinen für die Serienproduktion.

BMW Hautptabnehmer von CATL

Auch Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) identifiziert den Konzern als Treiber der Entwicklung: "CATL hat hier komplett neu aufgebaut und 1,8 Milliarden Euro investiert. Das ist das modernste Werk seiner Art in Europa. Und das jetzt größte CATL-Werk außerhalb Chinas." Und mit Blick auf das Handelsdefizit stellt Ramelow fest: "Das wird sich positiv auswirken, wenn dort Produktion auf vollen Touren läuft."

Tatsächlich ist es das erklärte Ziel von CATL, mit seinem Batteriewerk in Arnstadt den europäischen Markt zu beliefern. Hauptabnehmer wird voraussichtlich BMW sein, weitere Kunden sind andere europäische Autohersteller. Das heißt: Die CATL-Produkte gehen zumindest teilweise in den Export und werden dazu beitragen, die Handelsbilanz der Thüringer Wirtschaft wieder zu verbessern.

CATL baut noch größeres Werk in Ungarn

Richtig ist auch Ramelows Aussage, dass das Werk in Arnstadt der aktuell größte Standort von CATL außerhalb Chinas ist. Aber voraussichtlich wird das nicht mehr lange so bleiben. Denn der chinesische Konzern hat angekündigt, in Debrecen in Ungarn eine weitere Batteriefabrik bauen zu wollen, die noch viel größer werden soll als das Arnstädter Werk. In Debrecen soll eine Produktionskapazität von bis zu 100 Gigawattstunden entstehen, in Erfurt sind es nur 14 Gigawattstunden. Allerdings gibt es in Ungarn auch Kritik an dem geplanten Werk in Debrecen. Befürchtet werden unter anderem Umweltschäden.

Der Branchenverband der Autozulieferer "Automotiv Thueringen" geht davon aus, dass sich die Verteilung der Batterien auf dem europäischen Kontinent möglicherweise neu sortiert, wenn das Werk Debrecen voll produziert. Wie viele seiner Produkte dann das Arnstädter Werk noch in den europäischen Markt ausführen wird - und welchen Einfluss das auf die Handelsbilanz Thüringens hat -  ist noch unklar.

MDR (wh/sar)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 18. August 2023 | 19:00 Uhr

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