Legalisierung Cannabis legal: So ist der Stand bei den Social Clubs in Thüringen
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01. April 2024, 12:04 Uhr
Seit Montag ist der Konsum und Besitz von Cannabis-Produkten in bestimmten Mengen straffrei. In Thüringen haben sich zur legalen Abgabe bereits einige Social Clubs gegründet. In Erfurt gibt es einen großen Ansturm, in kleineren Städten zögert man noch, auch aus Kostengründen. Bis die Clubs losglegen dürfen, dauert es noch.
Bis zur letzten Minute hat der Thüringer Hanfverband mitgefiebert, ob das Cannabisgesetz durch den Bundesrat kommt. Nach der Unterschrift der Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Mittwoch ist es nun beschlossen. Damit, so Landessprecher Friedemar Söffing, sei ihm der sprichwörtliche Stein vom Herzen gefallen: "Wir sind jetzt froh und zuversichtlich, dass wir mit dem Start des Gesetzes in eine neue Lebensrealität gehen können", so Söffing.
Söffing selbst ist auch Gründungsmitglied des Cannabis-Vereins in Weimar. Der Verein soll den Weg ebnen für einen Club: Denn erst seit Jahresbeginn durften sich Cannabis Social Clubs (CSC) gründen, in denen Hanfpflanzen angebaut und an Mitglieder abgegeben werden dürfen. Mit dem nun beschlossenen Gesetz könne die gewünschte Immobilie gemietet werden und die nötigen Bauarbeiten könnten beginnen. Ein bisschen Zeit ist allerdings noch. Denn: Erst ab 1. Juli 2024 dürfen die CSCs Hanf anbauen und abgeben.
Mitmenschen nicht mit Konsum stören
Die Menge, die abgegeben werden darf, ist jedoch eingeschränkt: nicht mehr als 50 Gramm im Monat. Junge Erwachsene bis 21 Jahre erhalten nur maximal 30 Gramm pro Monat. Bis jetzt zählt Söffing in seinem Verein in Weimar rund 100 Mitglieder, bis Ende des Jahres rechnet er mit 250 Mitgliedern. Das Interesse sei groß, sagt Söffing. "Andere Mitmenschen bewusst mit dem Konsum zu stören, ist nicht unser Ziel. Wir wollen die Chance nutzen, einen verantwortungsvollen Umgang mit Cannabis zu fördern."
Club lohnt sich erst mit vielen Mitgliedern
Insgesamt gibt es in Thüringen derzeit sogenannte Cannabis Social Clubs in Weimar, Arnstadt, Nordhausen und Erfurt. Für kleinere Orte lohnt sich laut Hanfverband die Gründung erst ab einer Mitgliedszahl von etwa 100 Menschen, weil Technik und gesetzliche Vorgaben auch ein Kostenfaktor sind.
Schon weit fortgeschritten sind die Vorbereitungen in Erfurt. Die sind inzwischen schon so konkret, dass der Verein Cannabis Social Club weiß, wann voraussichtlich erstmals geerntet wird: "Wir gehen davon aus, dass wir am ersten Oktober das erste Cannabis an unsere Mitglieder abgeben können", sagt Gründungsmitglied Hermann Klatt.
Großes Interesse: Mehr Anfragen als Plätze
Bisher hätten sich bereits über 600 Menschen vorangemeldet - Platz gibt es laut Gesetz pro CSC nur für 500. Daher soll es in Erfurt einen zweiten Club geben - er soll THC - Thüringer Hanf Club heißen. Räumlichkeiten sind auch in Erfurt schon seit November letzten Jahres angemietet, nun fehlen noch Formalitäten. Die gehen ordentlich ins Geld, sagt Klatt. Der Erfurter Verein hat laut seinem Vorsitzenden Klatt bereits 85.000 Euro investiert.
Gesetz verlangt Investitionen
Dazu gehört beispielsweise die Beauftragung eines Bauingeniers, der bestätigt, dass die angemietete Lagerhalle für den Anbau der Pflanzen geeignet ist. Auch Lehrgänge für Präventionsbeauftragte, die jeder Social Club braucht, gehören dazu. Einer davon koste etwa 1.500 Euro. Das Geld soll später durch die Mitgliedsbeiträge zurückkommen. "Wenn das alles erledigt und zugelassen ist, kann der Anbau am 1. Juli beginnen", schätzt Klatt.
Ich kann ehrlich gesagt noch nicht glauben, dass ich diesen Tag in Deutschland noch erleben darf.
Der 1. April sei dennoch wichtig für ihn, sagt er. "Ich kann ehrlich gesagt noch nicht glauben, dass ich diesen Tag in Deutschland noch erleben darf", so Klatt. Dass der Konsum in diesem Rahmen und unter Einhalten der zugelassenen Mengen, erlaubt ist, dafür habe man intensive Öffentlichkeitsarbeit betrieben.
Es sei um ein positiveres Bild von Cannabis, auch im medizinischen Bereich, gegangen "Wir bauen aber hauptsächlich für den Genuss an, wir sind keine Ärzte", sagt Klatt. "Dennoch gibt es einige Interessenten, die Cannabis aus gesundheitlichen Gründen benötigen und in der Apotheke nicht immer fündig werden."
Nordhausen ist ein Standort des Bundesverbands der Cannabis Social Clubs
In Nordhausen haben Hanf-Freunde lange gezögert, einen Verein zu gründen. Weil nicht sicher war, ob das Gesetz tatsächlich kommt und wie genau es aussehen wird. Mittlerweile gibt es in Nordhausen den Highmatverein, einen Standort einer bundesweiten Anlaufstelle für Cannabis Social Club-Interessenten. Konkret wird es laut Verein erst in den kommenden Wochen. Auf der Internetseite ruft der Highmatverein dazu auf, sich im eigenen Umfeld nach Möglichkeiten für ein Clubhaus zu erkundigen.
In kleineren Städten ist der Anstum derzeit noch geringer als beispielsweise in Erfurt. Der Dachverband der Cannabis-Social-Clubs teilt mit, dass beispielsweise in Eisenach, Meiningen und Ilmenau Interessierte dabei seien, Vereine zu gründen.
MDR (lou)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 01. April 2024 | 11:00 Uhr