Wolf
Die Fachstelle Wolf im Freistaat Sachsen ist unter anderem verantwortlich für das Monitoring der Wölfe. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod

EU-Entscheidung Gesenkter Schutzstatus für den Wolf - Reaktionen aus Sachsen

29. September 2024, 12:00 Uhr

Der Wolf ist mal wieder in aller Munde: Kaum eine Debatte wird zwischen Naturschützern und Landwirten so emotional geführt wie sein Schutz. Auch innerhalb der bisherigen sächsischen Koalition ist der Wolfsschutz in den vergangenen fünf Jahren ein Reizthema gewesen. Die EU-Entscheidung zur Senkung des Schutzes hat die Debatte weiter angeheizt, könnte aber auch Beruhigung bringen.

Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) warnt vor falschen Interpretationen einer EU-Entscheidung zum geänderten Schutzstatus für Wölfe. "Die CDU tut so, als würde man seit gestern massenhaft Wölfe abschießen können. Das ist Quatsch", sagte Günther der Deutschen Presse-Agentur.

Was besagt die aktuelle EU-Entscheidung zum Wolf? Vertreter der EU-Staaten hatten am 25. September mit der Stimme Deutschlands für einen abgesenkten Schutz des Wolfes gestimmt: Statt als "streng geschützt" soll der Wolf nur noch als "geschützt" gelten. Das gibt den zuständigen Behörden aus Sicht des Umweltministeriums mehr Spielraum im Umgang mit problematischen Wölfen, sei aber kein Freifahrtschein für ungeregelte Abschüsse.

Nach Abstimmung: Anpassung der FFH-Richtlinie nötig

Die EU-Mitgliedsstaaten hätten laut Günther jetzt den ersten Schritt in einem geregelten Verfahren beschlossen. Die EU-Kommission könne nun bei der Berner Konvention einen Änderungsvorschlag zum Schutz des Wolfes einreichen. Im nächsten Schritt würde die Richtlinie zum Flora-Fauna-Habitat (FFH) angepasst. Im Anschluss müssten sich die EU-Gremien erneut mit dem Vorschlag befassen.

Wolfram Günther, Grüne, während Interview.
Sachsens Umweltminister Günther (Grüne) warnt vor Fehlinterpretationen der aktuellen EU-Entscheidung. (Archivbild) Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Sächsische Union begrüßt EU-Entscheidung

Die CDU hatte nach der Entscheidung frohlockt, aber auch darauf hingewiesen, dass diese noch nicht bindend ist. "Endlich geht es Problemwölfen ans Fell", erklärte Fraktionsvize und Landwirt im Landkreis Leipzig, Georg-Ludwig von Breitenbuch. "Es freut mich sehr, dass unsere jahrelange Arbeit für die Interessen der Tierhalter in Sachsen nun endlich in Brüssel positive Auswirkungen und Einsichten bewirkt hat". Er bezeichnete die Wolfspolitik der Grünen außerdem als ideologisch und gescheitert.

Nun müssten weitere gesetzliche Schritte auf EU-Ebene folgen, sodass "zeitnah eine sach- und fachorientierte Bestandsregulierung im Sinne der Weidetierhaltung und dem Erhalt unserer Kulturlandschaft möglich wird".

Georg von Breitenbuch
Georg-Ludwig von Breitenbuch vertritt auch im neuen Sächsischen Landtag den Landkreis Leipzig als Abgeordneter. (Archivbild) Bildrechte: imago images/ddbd

Günther: Schutz für den Wolf wirkt

Umweltminister Günther wertete die Entscheidung als Beleg dafür, dass der Schutz für den Wolf wirkt. "Die Population hat sich erholt. Unser Ziel war und ist immer: Weidetierhaltung ermöglichen und zugleich bedrohte Arten schützen. In den zurückliegenden Jahren haben wir die Förderung für den Herdenschutz deutlich ausgebaut."

Zugleich habe man sich massiv dafür eingesetzt, Wölfe zu entnehmen, wenn es zu Problemen kommt: "Es muss darum gehen, reale Probleme zu lösen und nicht wild in der Gegend herumzuballern, auch nicht mit Worten."

Kritik von Umweltverbänden

Kritik an der Entscheidung äußerte unter anderem die Naturschutzorganisation Nabu. "Wer annimmt, dass durch den erleichterten Abschuss von Wölfen das Risiko von Rissen verschwindet, irrt", teilte der Nabu mit. Der Herdenschutz müsse immer eine Rolle spielen, denn auch wenige Wölfe könnten bei ungeschützten Herden großen Schaden anrichten.

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Bürgermeister von Elsnig ist auf Umsetzung gespannt

Der Bürgermeister von Elsnig, Stefan Schieritz (FDP), begrüßt die Entscheidung der EU, den Schutzstatus für den Wolf zu senken. "Wichtig ist natürlich, was unsere grüne Bundesumweltministerin damit macht und was wir in Deutschland dann konkret machen dürfen", sagte er im Gespräch mit MDR SACHSEN. Vor allem beschäftigten ihn die Fragen, was die Jäger und die Behörden dann entsprechend machen dürften. "Ich hoffe zumindest, dass es im Interesse für den ländlichen Raum ist", so Schieritz.

In der Gemeinde Elsnig im Landkreis Nordsachsen hatte es in den vergangenen Wochen mehrere Wolfsrisse gegeben.

Aktuell 41 Wolfsterritorien in Sachsen

Die ersten Daten des aktuellen Monitoringjahres der Fachstelle Wolf bestätigen 34 Wolfsrudel, fünf Wolfspaare und zwei territoriale Einzeltiere in insgesamt 41 Wolfsterritorien in Sachsen.

MDR (sme)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 27. September 2024 | 05:00 Uhr

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