Oliver Blume (3.v.l), Vorstandsvorsitzender des deutschen Autobauers Volkswagen (VW), kommt vor einem Gespräch mit Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen, an der Staatskanzlei an.
VW-Chef Oliver Blume ist am Dienstag zu einem Gespräch hinter verschlossenen Türen mit der Landesregierung nach Dresden gekommen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Automobilindustrie VW-Krisentreffen: Kretschmer sieht Konzern-Chef Blume in der Pflicht

12. Februar 2025, 12:29 Uhr

Bei einem Spitzengespräch von VW-Konzernspitze, sächsischem Ministerpräsident und sächsischen Wirtschaftsminister sind Vertreter und Vertreterinnen sächsischer VW-Standorte nicht anwesend. Dem Vernehmen nach ist es das erste Mal, dass der Konzern-Chef Oliver Blume in Sachen VW nach Sachsen gekommen war. Viele Details über den Gesprächsinhalt sind nicht bekannt. Regierungschef Kretschmer wurde aber deutlich, was er von den Fahrzeugherstellern erwartet.

Nach einem Treffen mit dem Volkswagen-Chef Oliver Blume hat Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer an die Verantwortung des Automobilkonzerns appelliert. "Wir erwarten, dass dieses große Unternehmen zu seiner Verantwortung steht und auch das Vertrauen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Zulieferer nicht enttäuscht", sagte Kretschmer.

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MDR SACHSENSPIEGEL Di 11.02.2025 19:00Uhr 02:34 min

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Zusage: Standort in Zwickau soll erhalten bleiben

Über den Erhalt der Produktionslinie mit zwei Schichten im Zwickauer Werk sei man sich einig. "Das haben wir in aller Klarheit noch einmal zugesagt bekommen", sagte Kretschmer. Das sei weniger als bisher und werde viel Veränderung bringen. Die Gespräche würden in den nächsten Monaten fortgesetzt.

Kretschmer
Ministerpräsident Kretschmer hat klare Erwartungen an den VW-Konzern formuliert. (Archivbild) Bildrechte: MDR

Das Treffen ist informell. Für heute sind keine Entscheidungen zu erwarten.

Christian Sommer Sprecher Volkswagen Sachsen

VW-Sprecher in Sachsen: "Keine Entscheidungen erwartet"

Der Trommelwirbel um das Treffen sei etwas zu laut und komme zur falschen Zeit, sagte VW-Sachsen-Sprecher Christian Sommer MDR SACHSEN. "Das Treffen ist informell." Es seien keine Entscheidungen zu erwarten, sagte Sommer vor dem Treffen am Dienstag. Anderslautende Spekulationen wies er zurück.

Bei dem Treffen handle es sich lediglich um eine "Einordnung des Interessenstandes". Wahrscheinlich würden auch die jüngsten Tarifergebnisse thematisiert, ebenso verschiedene Szenarien zur Zukunft der sächsischen Standorte sowie die Autoindustrie in Sachsen generell. "Sicher wird es auch um Ansätze und Perspektiven gehen, wie man die Autoindustrie in Sachsen weiter stärkt."

Keine sächsischen VW-Vertreter dabei

Sachsens Landesregierung hatte sich am Dienstagnachmittag mit der Konzernführung von Volkswagen getroffen. Nach Informationen von MDR SACHSEN nahmen an dem Treffen Ministerpräsident Kretschmer (CDU), Wirtschaftsminister Dirk Panter (SPD) und VW-Konzernchef Oliver Blume sowie mindestens zwei weitere Vorstandsmitglieder von Volkswagen teil.

Konzernintern sorgte das Treffen in Dresden für "spitze Ohren". Vertreter der sächsischen VW-Standorte sind Informationen von MDR SACHSEN zufolge nicht mit dabei. Dabei wüssten die sächsischen Beschäftigten und auch die Zulieferbetriebe im Freistaat gern, wie es mit VW weiter geht.

Berichte: Blume plant Abschied von Porsche

Der 56 Jahre alte Oliver Blume ist verantwortlich für 600.000 VW-Beschäftigte auf der ganzen Welt und steuert aktuell neben dem Volkswagenkonzern auch Porsche. Medienberichten zufolge soll Blume jedoch seinen Abschied bei Porsche vorbereiten. MDR-Informationen zufolge ist es das erste Mal, dass der Konzernchef in Sachen VW in Sachsen ist. An den VW-Standorten soll er bislang noch nicht gewesen sein.

Große Einsparungen geplant: Zukunft der sächsischen VW-Standorte

Der VW-Konzern will Ende des Jahres die Fertigung in Dresden einstellen. In Zwickau soll ab 2027 nur noch der Audi Q4 e-tron gebaut werden. "Aktuell sind die Nachfragezahlen der E-Fahrzeuge geringer als erhofft. Deshalb gab es große Einschnitte über den gesamten Konzern hinweg. Das hat auch Einfluss auf die sächsischen Werke gehabt", ordnet Christian Sommer ein. Dieses Ergebnis werde vertraulich und informell besprochen.

Auch bei der Gläsernen Manufaktur in Dresden, in der rund 330 Beschäftigte arbeiten, erinnerte Ministerpräsident Kretschmer an die Verantwortung des Unternehmens. "Sie haben einen Vertrag unterschrieben, da steht drin: Produktion von Automobilen", stellte Kretschmer klar. Daran habe man bei dem Treffen noch einmal deutlich erinnert.

Insider-Einschätzungen zufolge ist der Freistaat Sachsen gegenüber Volkswagen in der schwächeren Verhandlungsposition. Davon betroffen sein werden auch die sächsischen Zulieferbetriebe.

MDR (kav/lam)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 11. Februar 2025 | 19:00 Uhr

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