Kleine Figuren aus der kleinen Welt räumen die Unordnung des Bleistiftanspitzers auf.
Sachsens Unterrichtsabsicherung in öffentlichen Schulen ist eine Dauerbaustelle. "So wie es jetzt ist, darf es nicht weitergehen", sagt Kultusminister Conrad und stellt 21 Vorschläge vor, die ab Sommer 2025 gelten sollen. Bildrechte: picture alliance / imageBROKER | Chris Willemsen

Unterrichtsversorgung Dauerbaustelle Lehrermangel: 21 Vorschläge gegen die Krise in Sachsens Schulen

11. März 2025, 16:19 Uhr

Rund 34.000 Lehrer unterrichten etwa 450.000 Schülerinnen und Schüler in Sachsen. Doch es fehlen hunderte Lehrer. Unterricht fällt aus, fast 15 Prozent sind es landesweit. In Westsachen und in der Lausitz ist der Ausfall noch viel höher. Nun hat das Kultusministerium 21 Vorschläge vorgestellt, wie es besser laufen soll. Ende Mai sollen die Punkte beschlossen werden. Die betreffen junge und ältere Lehrer. Schüler sollen weniger Klausuren schreiben und sich mehr digitalgestützt selbst erarbeiten.

So schlecht ist die Ausgangslage wirklich

Sachsens Kultusministerium beschreibt die Lage so: "Der Unterricht an öffentlichen Schulen kann derzeit nicht vollständig abgesichert werden. Aktuell fehlen sachsenweit mindestens 1.400 Vollzeitlehrkräfte." Und weiter: "Aktuell kann der Grundbereich an Oberschulen landesweit nicht mehr abgesichert werden." Planmäßig seien 8 Prozent Unterricht ausgefallen - und außerplanmäßig noch 6,8 Prozent hinzugekommen.

Der Unterricht an öffentlichen Schulen kann derzeit nicht vollständig abgesichert werden.

Sächsisches Kultusministerium

Diese 14,8 Prozent seien nur Durchschnittswerte für Sachsen. In den Regionen Bautzen und Chemnitz gebe es noch viel mehr Stundenausfall. Das Kultus nennt für beide Regionen je 18 Prozent Ausfall, also jede sechste Schulstunde. Auch problematisch: 92 Prozent aller Lehrerinnen und Lehrer verlassen den Schuldienst vor der Regelaltersgrenze.

Das Fazit des Kultusministers Clemens Conrad (CDU) lautete am Dienstag: "So wie es jetzt ist, darf es nicht weitergehen."

Das Kultusministerium will nun mit einem Bündel von Maßnahmen den Unterrichtsausfall halbieren. Ende Mai sollen sie nach weiteren Beratungen beschlossen werden. Die Vorschläge im Einzelnen:

Abordnungen, Abminderungen, Altersregeln: Das betrifft die Lehrkräfte

  • Gymnasiallehrerinnen und -lehrer sollen gezielter und häufiger an Oberschulen abgeordnet werden.
  • Grundständig ausgebildete Grundschullehrer sollen auch an Oberschulen unterrichten, dafür sollen die Bewerber für die Klassen 5 und 6 fortgebildet werden.
  • Schulbezogene Anrechnungsstunden werden in allen Schularten um zehn Prozent gekürzt.
  • Die Regeln zu Altersermäßigungen für ältere Lehrkräfte sollen sich ändern: Künftig bekommen Lehrer ab dem 63. Lebensjahr eine Stunde pro Woche weniger als Regelstundenmaß (bislang war es ab 58 so), ab 64 Jahren zwei Stunden, ab 65 Jahren vier Wochenstunden, ab 66 Jahren sechs Wochenstunden. Es soll Übergangsregeln geben.
  • Fachberaterinnen und Fachberater bekommen bislang bis zu sechs Abminderungsstunden pro Woche. Das wird auf maximal vier Stunden pro Woche gekürzt. Die Schulaufsichtsbehörden sollen überlegen, wie und wo sie die Fachberater entlasten, damit sie ihren Aufgaben gerecht werden können.
  • Die Ganztagsangebote sollen künftig die Schulassistentinnen und -assistenten koordinieren (administrativ und organisatorisch).
  • Die Angebote zur Integration schulpflichtiger Migranten sollen gestrafft werden. Die Mindestschülerzahl für Vorbereitungsklassen ist einzuhalten. Individueller Förderunterricht (Deutsch als Fremdsprache) soll nach maximal fünf Jahren enden.
  • Bei abgeordneten Lehrern ans Kultusministerium und ans Landesamt für Schule wird überprüft, ob das pädagogisch nötig ist. Ziel ist, die Lehrer in den Schulen und nicht in den Schulverwaltungen zu haben. Allein im Landesamt sind rund 200 Lehrer beschäftigt.

Die Kernaufgabe von Lehrkräften ist die Erteilung von Unterricht.

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Änderungen für Bewerber und in der Lehrerausbildung

  • Lehramtsstudierende sollen mehr Praxiserfahrungen sammeln, um den Schulalltag zügiger kennenzulernen.
  • An der TU Chemnitz gibt es seit dem Wintersemester 2024/25 den Masterstudiengang Primarstufe Plus: Der Studiengang richtet sich an Absolventen mit dem 1. Staatsexamen für Grundschullehrer mit dem studierten Fach Mathematik. Sie können nach zwei Semestern einen Masterabschluss erlangen. Dafür werden sie gezielt als Mathelehrer für Oberschulen vorbereitet.
  • Uni-Absolventen mit Qualifikationen für die Fächer Kunst und Musik sollen stärker auch für Ober- und Förderschulen gewonnen werden.
  • Das Kultus will prüfen, ob Ein-Fach-Lehrkräfte auch in anderen Fächern möglich sind, nicht nur in Musik und Kunst.
  • Lehramtsabschlüsse sollen zügiger geprüft werden, damit die Anerkennung schneller erfolgt.

Der Unterrichtsausfall löst bei diesen Schülerinnen und Schülern der Bruno-Bürgel-Oberschule Ängste aus. Sie machen sich Gedanken, wie sie einmal ihren Schulabschluss schaffen sollen.
Der Unterrichtsausfall löst bei diesen Schülerinnen und Schülern der Bruno-Bürgel-Oberschule in Weißwasser Ängste aus. Sie machen sich Gedanken, wie sie einmal ihren Schulabschluss schaffen sollen. Mitte Februar demonstrierten sie für Bildungsgerechtigkeit. Bildrechte: Martin Kliemank

Klausuren, Prüfungen, Zeugnisse: Das ändert sich für Schülerinnen und Schüler

  • Grundschulen: Verbale Einschätzungen zu den Kopfnoten (Betragen, Fleiß, Mitarbeit, Ordnung) können weggelassen werden.
  • Oberschulen und Gymnasien: Um den Korrekturaufwand und den Leistungsdruck zu senken, soll die Anzahl der Klausuren in den Klassen 5 bis 10 und für Gymnasiasten auch in der 11. und 12. Klasse überprüft werden.
  • Ab nächstem Schuljahr können Schulen eigenverantwortlich Fachunterricht ab Klasse 5 auch digitalgestützt als Selbstlernunterricht planen und durchführen.
  • Gymnasien und Oberschulen können situationsabhängig Hybridunterricht anbieten.
  • An Gymnasien wird die Zahl der einzubringenden Kurse für die vertiefte Ausbildung je nach Ausrichtung auf 36 bzw. 32 gesenkt.

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MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Di 11.03.2025 14:10Uhr 02:49 min

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GEW kritisiert Pläne - und was halten Sie davon?

Die vom Kultusministerium am Dienstag in Dresden genannten Punkte sollen Ende Mai beschlossen werden. Die Bildungsgewerkschaft GEW schreibt dazu: "Das ist ein schwerer Angriff auf die Lehrkräfte in Sachsen, gegen den wir uns wehren werden." Und weiter: "An vielen Stellen trifft es ausgerechnet die älteren Kolleginnen und Kollegen, die seit vielen Jahren die politischen Fehler des CDU-geführten Kultusministeriums ausbaden müssen", kritisiert der Landesvorsitzende Burkhard Naumann.

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MDR SACHSENSPIEGEL Di 11.03.2025 19:00Uhr 02:58 min

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Seiner Meinung nach würden "nach Gutsherrenart Maßnahmen gegen die Lehrkräfte getroffen". Die GEW befürchtet, dass der Lehrerberuf in Sachsen unattraktiver werde und sich noch weniger junge Leute für den Beruf entscheiden würden, was ältere Lehrkräfte weiter belaste, die dann noch schneller in den Ruhestand gingen.

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Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 11. März 2025 | 19:00 Uhr

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