Teillegalisierung Sachsens Landesschulamt: Keine Hinweise auf vermehrten Cannabis-Konsum
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19. April 2024, 07:50 Uhr
Seit April dürfen Erwachsene nun auch in Deutschland Cannabis besitzen und konsumieren. Für Kinder und Jugendliche ist die Droge weiter verboten. Der Deutsche Lehrerverband befürchtet, dass immer mehr Schüler zum Joint greifen werden. Ein Sprecher des Landesschulamtes sagte MDR AKTUELL, die Fallzahlen seien nicht signifikant gestiegen.
- Der Deutsche Lehrerverband ist besorgt, dass immer mehr Schüler zum Joint greifen.
- Konsum von Cannabis kann zu Psychosen führen.
- Schulen in Sachsen setzen verstärkt auf Prävention.
- Landeselternrat sieht keine massive Auswirkung nach Teillegalisierung von Cannabis.
Bei Stefan Düll, dem Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands, ist die Sorge groß, dass durch die Teillegalisierung von Cannabis bald immer mehr Schüler bekifft im Unterricht sitzen werden. Für Kinder und Jugendliche sind Besitz und Konsum zwar weiter verboten, er vermutet aber, dass es ähnlich wie bei Zigaretten sein wird - die Jüngeren es also von den Älteren bekommen.
"Gerade an Schulzentren oder in Schulen wo es volljährige Schüler gibt, können die den ganzen Tag quasi legal die Ware mit sich führen und damit ist es ein Leichtes, diese Ware an Minderjährige abzugeben."
Cannabiskonsum: Sorge um Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
Düll sorgt sich vor allem um die Gesundheit der Schüler - egal ob minderjährig oder volljährig. "Bei Jugendlichen bis 25 ist es ja durchaus so, dass der Konsum von Cannabis zu Psychosen und ähnlichem führen kann und damit die Entwicklung des Gehirns schwer beeinträchtigen."
Auch beim Landesschulamt teilt man die Sorge, sagt Sprecher Clemens Arndt. Auch, wenn die Fallzahlen in den knapp drei Wochen seit der Teillegalisierungen noch nicht deutlich gestiegen sind. "Bisher ist es noch relativ ruhig geblieben. Wir hatten zwar ein, zwei Fälle, wo der Besitz von jemandem angezeigt wurde. Aber dass es signifikant angestiegen sei, könne er nicht bestätigen.
Prävention und Schülerverweise
Damit es so bleibt, setzen die Schulen in Sachsen verstärkt auf Prävention. Außerdem, erklärt Arndt, ist der Konsum von Cannabis an den Schulen gänzlich verboten – auch für volljährige Schüler. Wer erwischt wird, muss mit Konsequenzen rechnen.
"Das kann vom Schulleiterverweis bis zum Ausschluss der Schule sein. Das wird aber immer im Kontext der Situation, im Sinne der Verhältnismäßigkeit entschieden." Heißt: Wer zum ersten Mal erwischt wird, fliegt deshalb nicht direkt von der Schule. Trotzdem wird in der Regel auch die Polizei eingeschaltet.
Landeselternrat sieht keine massive Auswirkung
Das Thema Drogen hat Eltern von Schulkindern in Sachsen zuletzt immer mehr beschäftigt, sagt Jan Zippel vom Landeselternrat. Man habe deshalb auch die Cannabis-Problematik im Auge. "Da müssen wir klar gegen vorgehen, wenn es auftritt. Wir müssen das problematisieren." Er sehe aber nicht, dass man auf einen Zustand hinsteuert, wo es massiv mehr wird, sagte Zippel.
"Ich denke, es wird jetzt am Anfang vielleicht den ein oder anderen geben, der das ausnutzt. Aber wenn wir das gut begleiten, glaube ich, dass wir dann einen ganz normalen Status Quo erreichen, der jetzt auch gegeben war, bevor das legalisiert wurde." Damit das gelingt, wünscht sich Zippel eine gute Kommunikation zwischen allen Beteiligten.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 19. April 2024 | 06:30 Uhr