Kommunalwahl OB-Wahl in Dresden: Hilbert verpasst absolute Mehrheit, zweiter Wahlgang nötig
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Dresden: Hilbert verpasst deutlich absolute Mehrheit, zweiter Wahlgang für OB-Wahl nötig
14. Juni 2022, 16:41 Uhr
Am 10. Juli werden die Wählerinnen und Wähler in Dresden nochmals zur Wahlurne gebeten. Grund dafür: Keiner der Kandidaten konnte bei der OB-Wahl in Dresden die nötige absolute Mehrheit auf sich vereinen. Es muss also nochmal gewählt werden.
- In Dresden steht ein zweiter Wahlgang für die OB-Wahl an.
- Anscheinend wollen die Kandidierenden Hilbert, Krah und Jähnigen im zweiten Wahlgang nochmals gegeneinander antreten.
- Die Wahlbeteiligung in der Landeshauptstadt war nach bisherigen Erkenntnissen niedriger als bei der vergangenen OB-Wahl 2015.
Bei der Oberbürgermeisterwahl in Dresden ist ein zweiter Wahlgang nötig. Nach Angaben des städtischen Wahlbüros kam Amtsinhaber Dirk Hilbert mit 32,5 Prozent auf die meisten Stimmen, allerdings hat er damit die absolute Mehrheit deutlich verpasst. Auf Platz zwei und drei liegen Grünen-Kandidatin Eva Jähnigen (18,9 Prozent) und SPD-Kandidat Albrecht Pallas (15,2 Prozent).
Die weiteren Ergebnisse:
- Maximilian Krah (AfD): 14,2 Prozent
- André Schollbach (Linke): 10,3 Prozent
- Martin Schulte-Wissermann (Piraten): 2,9 Prozent
- Marcus Fuchs (Einzelbewerber): 3,4 Prozent
- Sascha Wolff (Einzelbewerber): 1,3 Prozent
- Jan Pöhnisch (Die PARTEI): 1,3 Prozent
Zweiter Wahlgang am 10. Juli
Weil kein Kandidierender im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichte, findet ein zweiter Wahlgang in vier Wochen, am 10. Juli, statt. Dann reicht die einfache Stimmenmehrheit. Welche der Kandidierenden dann nochmals antreten, steht erst in einigen Tagen fest.
Hilbert sieht deutliches Zeichen der Wähler
Amtsinhaber Hilbert sagte bei seiner Wahlparty in der Landeshauptstadt, die Wählerinnen und Wähler in Dresden hätten ein klares Statement abgegeben: "Ein tolles Ergebnis, ich freue mich sehr. Ein Drittel aller Dresdner hat bei einem Kandidatenfeld von neun Kandidaten mir die Stimme gegeben – fast doppelt so viel wie die Zweitplatzierte. Das ist doch ein fulminantes Ergebnis. Das gibt noch einmal richtig Stoff für den Angriff und für die Verteidigung der Oberbürgermeisterwürde. Darauf freue ich mich."
Dass er nicht auf Anhieb den Wiedereinzug ins Rathaus geschafft hat, wundert den Amtsinhaber nach eigenen Angaben nicht: "In Dresden hat es zu jeder Oberbürgermeisterwahl einen zweiten Wahlgang gegeben. Deswegen ist das eher die Erwartungshaltung gewesen - bei neun Kandidaten sowieso. Es heißt, weiterhin dafür zu werben, alle Dresdnerinnen und Dresdner davon zu überzeugen, dass Dirk Hilbert die richtige Wahl ist, und das werde ich tun." Die Bürger wollten weiter Stabilität an der Spitze der Stadt. "Es wird funktionieren. Dirk Hilbert wird gewinnen, habe ich von Anfang an gesagt. Und er wird auch gewinnen", sagte er MDR SACHSEN. "Ich werde um jede Stimme kämpfen."
AfD-Kandidat Krah: Zweiter Wahlgang soll Entscheidung bringen
Maximilian Krah sagte am Sonntagabend, er werde Hilbert beim zweiten Wahlgang nicht unterstützen. Stattdessen will der AfD-Kandidat für das Oberbürgermeisteramt in Dresden selbst noch einmal antreten. Er wurde auf Rang vier gewählt.
Unterstützung für Jähnigen von SPD und Linken
SPD-Kandidat Albrecht Pallas kündigte über den Kurznachrichtendienst Twitter an, beim zweiten Wahlgang nicht noch einmal anzutreten. Im Interview mit MDR SACHSEN sagte er: "Ich bin wirklich dankbar, dass mir so viele Bürgerinnen und Bürger das Vertrauen gegeben haben, dass ich Oberbürgermeister werde." Der Drittplatzierte wolle Grünen-Kandidatin Eva Jähnigen im weiteren Verlauf der OB-Wahl unterstützen: "Das Wichtigste ist, dass der Amtsinhaber nicht mal ein Drittel der Stimmen auf sich vereinen konnte. Das heißt, dass die Stadt den Wechsel will an der Spitze des Rathauses." Man habe die richtigen Themen gesetzt, beispielsweise mit dem Klimaschutz und digitalen Wandel.
Auch André Schollbach, der Linken-Kandidat für das Oberbürgermeisteramt, kündigte im Interview mit MDR SACHSEN an, Jähnigen in vier Wochen unterstützen zu wollen.
Piraten schauen auf nächste Kommunalwahlen
Der Kandidat der Piraten-Partei, Martin Schulte-Wissermann, zeigte sich im Gespräch mit MDR SACHSEN enttäuscht über das Wahlergebnis: "Ich muss zugeben, ich hätte gerne eine fünf oder mehr vor dem Komma gesehen. Es war ein riesengroßer Aufwand, alle Piraten in Dresden haben gekämpft." Das Budget von 4.000 Euro sei nicht vergleichbar mit dem der anderen Parteien. "Wir machen alles im Ehrenamt und mit Herzblut. In zwei Jahren ist wieder Kommunalwahl." Der Kandidatur im zweiten Wahlgang erteilte er eine Absage: "Es wäre jetzt witzlos, das links-progressive Lager, wenn man es so nennen will, zu spalten." Er halte eine Unterstützung der Grünen-Kandidatin Jähnigen ebenfalls für sinnvoll.
Jähnigen: Klares Signal für Wechsel
Die bisherige Beigeordnete für Umwelt und Kommunalwirtschaft in der Stadt Dresden sowie Grünen-Kandidatin der OB-Wahl Eva Jähnigen sagte MDR SACHSEN: "Ich freue mich riesig über dieses Ergebnis. Ich bin sehr sehr dankbar für alle, die sich daran beteiligt haben und das große Vertrauen. Das ist das klare Signal, dass die Leute einen Wechsel an der Rathausspitze wollen und darum will ich sehr gerne kämpfen in den nächsten Wochen."
Die Zweitplatzierte zeigte sich optimistisch, dass ein Wahlsieg mit Unterstützung der anderen Parteien gelingen könne: "Wenn wir die Ergebnisse sehen, wenn wir auch sehen, dass man nicht Herrn Hilbert wählen muss, um Herrn Krah zu verhindern, dann: 'Ja, wir haben eine Chance auf diesen Wechsel in der Rathausspitze mit diesem Bündnis - für ein weltoffenes Dresden, für ein klimaneutrales Dresden, für bezahlbares Wohnen in der Stadt.' Und dafür will ich stehen."
Wahlbeteiligung bei OB-Wahl niedriger als 2015
Wie das städtische Wahlbüro mitteilte, lag die Wahlbeteiligung bei 47,4 Prozent, darunter waren 21,5 Prozent Briefwahl-Stimmen. Damit liegt die Wahlbeteiligung niedriger als bei der vergangenen OB-Wahl in Dresden 2015. Damals hatten im ersten Wahlgang 51,1 Prozent der Wahlberechtigten gewählt.
Bürgermeisterwahlen in vielen Städten und Gemeinden
Insgesamt wurden in mehr als 180 Städten und Gemeinden Sachsens neue Bürgermeisterinnen und Bürgermeister gewählt. Hier finden Sie die Ergebnisse:
MDR (kp)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 12. Juni 2022 | 19:00 Uhr