Ein junger Mann hält zwei helle Pilze in der Hand
Anfängern rät Tristan Jurisch vor allem nach diesen Goldröhrlingen zu suchen - zu erkennen an der schmierig-schleimigen Huthaut und den gold-gelben Röhren. Bildrechte: MDR/Stephan Hönigschmid

Natur Fällt die Pilzsaison in Sachsen aus? Pilz-Influencer Tristan Jurisch hat die Antwort

27. September 2024, 19:06 Uhr

Für viele ist es im Herbst die schönste Freizeitbeschäftigung: Pilze suchen. Allerdings macht das nur Spaß, wenn man auch welche findet. Trotz des vielen Regens war die Ausbeute bei einigen Pilzsammlern zuletzt deutlich ausbaufähig. Doch wie sollte man vorgehen, um am Ende erfolgreich zu sein? Über Tipps und Tricks bei der Pilzsuche hat MDR SACHSEN mit dem Arnsdorfer Pilzberater Tristan Jurisch, besser bekannt als "pilzaddicted" auf Instagram und Tiktok, gesprochen.

Jede Menge Regen und trotzdem kaum Pilze. Diese Erfahrung machte manch Pilzsammler zuletzt in Sachsens Wäldern. Doch woran kann das liegen? Fällt die Pilzsaison etwa dieses Jahr ins Wasser? Der Arnsdorfer Pilz-Influencer Tristan Jurisch teilt diese Sorge nicht.

"Nach so einem großen Regen dauert es immer eine gewisse Zeit, bis die Pilze wachsen", erklärt der 19-Jährige und nennt einen Zeitraum von ungefähr zwei Wochen. Gleichzeitig sagt er: "Wir haben eigentlich optimales Pilzwetter, aber die Pilze machen manchmal, was sie wollen. Von daher kann man nie sicher sein und sollte auch mit Prognosen vorsichtig sein."

Ein junger Mann hält lächelnd einen Pilzkorb in den Händen 1 min
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Fr 27.09.2024 16:57Uhr 00:44 min

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Pilzprofi findet auch im Winter Pilze

Allerdings sieht Tristan Jurisch bei seinen Touren durch den Wald mit seinen geschulten Augen erste, zarte Anzeichen für eine ergiebige Pilzsaison. "Vor allem unter Lärchen oder in Kiefernwäldern habe ich bereits Butterpilze, Goldröhrlinge oder auch Steinpilze gefunden. Es kann also noch ein perfektes Pilzjahr werden", sagt Jurisch, der selbst im Winter Pilze findet. "Wenn nur leicht Schnee liegt, entdecke ich an Baumstümpfen zum Beispiel Austern-Seitlinge, Samtfußrüblinge und Judasohren", verrät der Pilzexperte.

Ein Pilz breitet sich auf einem Baumstumpf aus
Der rotrandige Baumschwamm, der bevorzugt auf Fichtenstümpfen wächst, ist zwar interesssant anzusehen, ansonsten aber ungenießbar. Bildrechte: MDR/Stephan Hönigschmid

Kein perfekter Zeitpunkt zum Pilzesuchen

Obwohl es für ihn nicht den perfekten Zeitpunkt zum Pilzesuchen gibt, legt er Anfängern die Zeit von September bis November ans Herz. "Die meisten Pilze, gerade auch die Röhrlinge, die viele Anfänger sammeln, findet man jetzt im September und Oktober." Ansonsten gebe es aktuell auch jede Menge Wiesenchampignons. "Die sind besonders auf Grünstreifen, in Parkanlagen und Gärten zu finden", sagt Tristan Jurisch.

Ein junger Mann hält ein Messer und einen Pilz in seinen Händen
Der flockenstielige Hexenröhrling verfärbt sich beim Anschneiden aufgrund der Oxidation von Gelb zu Blau. Beim Braten wird er aber wieder Gelb. Bildrechte: MDR/Stephan Hönigschmid

Viele Baumsorten = Pilzvielfalt

Für alle anderen Pilze empfiehlt er Laub-Mischwälder. "Dort läuft es gut, weil spezielle Pilze spezielle Baumsorten brauchen. Und wenn man da alles hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, Pilze zu finden." Pilzsucherinnen und Pilzsucher könnten somit aus einer reichen Artenvielfalt auswählen und laut Tristan Jurisch momentan zum Beispiel Täublinge und die ersten Reizker entdecken.

Pilzvergiftung durch verdorbene Pilze

Wichtig ist dabei jedoch, selbst wenn Pilze gut aussehen, ist Vorsicht geboten. Sie können beispielsweise durch den ersten Frost noch gut konserviert, aber tatsächlich schon überständig - also verdorben sein. "Das ist wirklich der größte Fehler von Pilsammlern. Ich sehe das immer wieder, wenn ich in den Wald gehe."

Leute sammelten körbeweise alte Maronen oder Steinpilze. "Das kann zu einer unechten Pilzvergiftung durch das zersetzte Eiweiß führen. Das ist die häufigste Art einer Pilzvergiftung", erklärt der Pilz-Influencer. Pilzsammler sollten daher unter anderem prüfen, ob ein Pilz dem Fingerdruck widersteht und er keinen Verwesungsgeruch aufweist.

Pilz-Influencer sieht Pilz-Apps kritisch

Noch mehr Angst verbreiten in der Bevölkerung nur Giftpilze. Doch richtig gefährliche Giftpilze gibt es nach Angaben von Jurisch hierzulande nur etwa 15. Nicht viel bei reichlich 5.000 Pilzarten, die in Deutschland wachsen. Dennoch ist Wachsamkeit geboten und aus Sicht des Pilzexperten insbesondere ein Misstrauen gegenüber Pilz-Apps.

"Auf keinen Fall sollte man sich auf Apps verlassen. Diese Apps arbeiten nach Bildern aus einer Datenbank und da kann es immer wieder zu Fehlern kommen, die bei Pilzen tödlich sein können." Er plädiere deshalb dafür, Apps nur als Hilfsmittel zu benutzen und ansonsten zum Pilzberater zu gehen.

So ist der Pilz-Influencer seine Pilze am liebsten "In bin natürlich in erster Linie leidenschaftlicher Sammler, aber die Pilze werden natürlich auch von mir geputzt und zubereitet", verrät Tristan Jurisch und ergänzt: "Ich mag die gebratenen Pilze am liebsten zusammen mit Ciabatta und ein paar Zwiebeln. Mehr brauche ich nicht."

MDR (sth)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 27. September 2024 | 19:00 Uhr

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